Duisburg. Das Quintett der Schlagzeugerin Mareike Wiening eröffnete die Saison 2020 in der in der ausverkauften Lutherkirche. Jazz ohne Kompromisse.

Dass es dem Jazz nicht so schlecht geht, wie zeitweise böse Kritiker behauptet haben, dies beweist die junge Schlagzeugerin und Komponistin Mareike Wiening mit ihrem hervorragend besetzten Quintett, das nicht nur für seine Konzerte in der Carnegie Hall und beim Elbjazz in Hamburg begeisterte Zustimmung erhielt. Die in New York und Köln lebende Bandleaderin durfte jetzt mit ihren vitalen und poetischen Kompositionen die neue Saison der Intermezzo-Konzerte in der Lutherkirche eröffnen.

In der hochkarätigen Band spielt mit Billy Test der Haus-Pianist der WDR Bigband

Begleitet wurde sie dabei vom amerikanischen Jazz-Urgestein Rich Perry am Saxofon, vom hochgelobten jungen Gitarristen Alex Goodman aus Kanada, vom Bassisten Johannes Felscher und vom jungen US-Pianisten Billy Test, der seit einiger Zeit auch der Haus-Pianist der immer noch Maßstäbe setzenden WDR Bigband ist. Das begeisterte Stamm-Publikum erlebte ein fesselndes Modern-Jazz-Konzert mit starken solistischen Beiträgen und raffinierten Gruppen-Improvisationen. Dabei vermied es die mit großem melodischem Reichtum gesegnete deutsch-amerikanische Komponistin, sich als Schlagzeugerin in den Vordergrund zu drängen.

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Das amerikanisch-international besetzte Quintett, das hier seine neue CD „Metropolis Paradise“ präsentierte, eröffnete den Abend mit der balladesken und lyrischen Komposition „Free Time“, die in ihrer spröden Schönheit dem Publikum schon einmal den Weg wies. Dabei setzten Gitarrist Goodman, der stilistisch irgendwo zwischen dem frühen John Abercrombie und Pat Metheny liegt, und Saxofonist Perry die solistischen Akzente. Bei genauem Hinhören erinnert Perrys gleichsam melancholisches als auch dynamisches Tenor-Saxofon-Spiel an die Saxofon-Legende Michael Brecker.

Rich Perry am Saxofon bringt echtes New Yorker Bar-Feeling mit

Konzertzuschauer in der Kirche lauschen dem Mareike Wiening Quintet am Freitag, 24.01.2020 in der Lutherkirche beim Intermezzo-Konzert. Foto: Zoltan Leskovar / FUNKE Foto Services
Konzertzuschauer in der Kirche lauschen dem Mareike Wiening Quintet am Freitag, 24.01.2020 in der Lutherkirche beim Intermezzo-Konzert. Foto: Zoltan Leskovar / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Zoltan Leskovar

Mit „Rich Changes“ ging es dann weiter mit Rick Perry und bisweilen gutem alten Bebop, den man leider kaum noch hört, der hier aber finessenreich und mit leicht verhangenem Ton zeitweise für echtes New Yorker Bar-Feeling sorgte. Schöne Grüße von Edward Hopper.

Pianist Billy Test erinnerte mit geschmeidigem Anschlag und mit viel Wissen um die musikalischen Strukturen dieser packenden Jazz-Musik an Thelonious Monk, um dann schnell wieder mit verblüffender Spieltechnik an anderen Ufern zu landen. Bandleaderin Mareike Wiening präsentierte sich als virtuose Schlagzeugerin und Dirigentin mit großer Subtilität und dem nötigen rhythmischen Timing für ihre Kompositionen und gewieften Arrangements, denen Johannes Feltscher als Bassist den nötigen Groove verlieh. Wer einmal wieder echten Jazz ohne faule Kompromisse und ohne weltmusikalische Verzierungen hören wollte, der war hier an der richtigen Adresse. Ganz viel Beifall.