Duisburg. Jürgen von der Lippe begeistert mehr als 1700 Fans in der Mercatorhalle Duisburg. Sogar ein Heinz-Erhardt-Gedicht lässt er rockig klingen.

Jürgen von der Lippe geht mit der Zeit. Das wurde am Samstagabend in der ausverkauften Mercatorhalle beim Programm „Voll Fett“ deutlich. Per Videowand brachte er seinem Publikum die lustige Welt der Youtube-Filmchen näher. Schnell wurde klar, dass der Top-Comedian mit den oftmals kuriosen Selbstinszenierungen in den sozialen Medien eine unerschöpfliche Quelle aufgetan hat, um sein Programm zu bereichern.

Klar, dass der 71-Jährige seine mehr als 1700 Fans wieder im bunten Hawaiihemd begrüßte – gut gelaunt wie immer. Und auch bei der Leibesfülle wird’s wohl bleiben. „Ich habe meine Essgewohnheiten umgestellt“, verkündete der Entertainer stolz und ergänzte: „Die Tüte Chips steht jetzt links von mir.“ Auch das Alter findet von der Lippe auch gar nicht so schlimm, im Gegenteil: „Ich kann mir eine 30 Jahre jüngere Freundin leisten, das kann ein 40-Jähriger nicht.“

Geschliffene Pointen auch am Rande der Gürtellinie

Der Meister der geschliffenen Pointe weiß, was sein Publikum erwartet. Dazu gehört auch immer wieder Deftiges, dabei darf die Gürtellinie auch schon mal ein Stück weit nach unten rutschen. Von der Lippes Kunst besteht darin, auch Grenzwertiges mit einer Unschuldsmiene zu verkaufen und (meistens) gerade noch die Kurve zu kriegen. Wie bei der Geschichte von der Frau, die sich beim Arzt über „Ameisen im Stuhl“ beklagt… Die Patientin hat diese Entdeckung im Wald gemacht.

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Der im Lipperland geborene Komiker beschäftigt sich auch immer wieder gerne mit dem „Thema Nummer 1“. Die Antwort auf die Frage „Sind Sie schon mal beim Sex eingeschlafen?“ wartet er gar nicht erst ab und beruhigt: „Ist überhaupt nicht schlimm, nur das Aufwachen kann peinlich sein.“ Und warum Singles immer die besseren Sex-Geschichten haben, kann er auch erklären: „Weil die sie jedem erzählen.“

Geniale Rock-Versionen von Heinz Erhardts „Der Einsame“

Kaum einer kann Witze so gekonnt zu einem runden Programm verweben wie Jürgen von der Lippe, er hat aber auch musikalisch eine Menge zu bieten. Das wird bei seiner Schlager-Parodie aus den 60er-Jahren deutlich, bei der er Freddy Quinn, Gus Backus und Peggy March stimmlich treffend in Szene setzt. Dass er sich dabei über die simplen Schlagertexte lustig macht, gehört dazu.

Aber auch das Publikum durfte ran. Von der Lippe schnappte sich kurzerhand seine Gitarre und lud zum Mitsingen seiner bekannten Songs ein. „Guten Morgen, liebe Sorgen“ ging allen leicht über die Lippen. Dem begeisterten Beifall folgte prompt der Zugabenblock. Der Humorist mit dem Hawaiihemd schlüpfte stimmlich in die Rollen von Herbert Grönemeyer, Peter Maffay und Udo Lindenberg und ließ sie – geniale Idee – Heinz Erhardts „Einsam irr’ ich durch die Gassen“ rockig interpretieren.

Ganz zum Schluss folgte noch der Werbeblock in eigener Sache. Von der Lippe versprach, nach der Vorstellung einen kleinen Text in sein aktuelles Buch „Nudel im Wind“ zu schreiben, das im Foyer verkauft wurde. Einen Textvorschlag lieferte er direkt mit: „Für meine liebe Erbtante, ein Buch zum Totlachen.“