Duisburg. Sarah Philipp und Mahmut Özdemir wollen nun beide Vorsitzende(r) der SPD Duisburg werden. Die 36-Jährige aber sieht eine Doppelspitze kritisch.

Die beiden erfahrenen Nachwuchspolitiker Sarah Philipp (36) und Mahmut Özdemir (32) kandidieren wie erwartet für den Vorsitz der SPD Duisburg – allerdings überraschend anders: Die Landtagsabgeordnete aus dem Duisburger Süden und der Bundestagsabgeordnete aus Homberg werfen ihren Hut nicht direkt gemeinsam für eine Doppelspitze in den Ring, wovon viele Beobachter ausgegangen waren. Sarah Philipp möchte die SPD nach dem Rücktritt von Ex-NRW-Innenminister Ralf Jäger im November sogar lieber als alleinige Vorsitzende in den Kommunalwahlkampf führen. Mahmut Özdemir dagegen kandidiert „bedingungslos“ und stünde sicher auch für eine Doppelspitze bereit.

SPD Duisburg: Sarah Philipp für Kampfabstimmung

Philipp und Özdemir hatten den Vorstand des Unterbezirks in dessen Sitzung am Dienstag informiert. Abgestimmt hatten sich die beiden im Vorfeld nicht, auch nicht über eine Zusammenarbeit als Führungsteam.

Die Satzung des Unterbezirks lässt zurzeit keine Doppelspitze zu und müsste an die der Bundes-SPD angepasst werden. Darüber entscheiden die Delegierten am 28. März in der Rheinhausenhalle – es wird auch eine Grundsatzentscheidung für oder gegen eine Doppelspitze. So oder so: Beim Parteitag am 19. Mai wählen die Genossen ihren neuen Vorstand, und eine Kampfabstimmung ist nicht ausgeschlossen.

„Die Partei entscheidet, ob sie eine Doppelspitze will oder nicht“, sagt Philipp zwar. Aber die parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion im Landtag steht einer Doppelspitze kritisch gegenüber. Damit habe ihre Partei noch keine Erfahrungen, argumentiert die 36-Jährige. Sie befürchte „Reibungsverluste“ und, „dass eine solche Konstellation Prozesse verlangsamt“.

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Mahmut Özdemir sieht das als Bundestagsabgeordneter nach den „ersten guten Erfahrungen in Berlin“ mit der Doppelspitze Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans anders: „Man kann gut gemeinsam und transparent führen.“ Zudem stehe die Doppelspitze „für Gleichberechtigung und Parität in der Partei“.

Mahmut Özdemir will der SPD Duisburg „dienen“

Wie seine potenzielle Konkurrentin betont Özdemir, dass die Partei über die Ausgestaltung ihrer Führung entscheiden solle. Er kandidiere im Falle einer Kampfabstimmung ebenso wie für eine Doppelspitze: „Ich möchte meiner Partei so dienen, wie sie die Rahmenbedingungen setzt.“ Gleichwohl warnt er vor Personaldiskussionen im Kommunalwahljahr: „Ich will den Wählern lieber zeigen, dass wir die Besten für Duisburg sind.“

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Sarah Philipp will sich indes noch nicht festlegen, ob sie in jedem Falle auch für eine Doppelspitze zur Verfügung stünde: „Momentan ist bei der SPD Duisburg keine Doppelspitze möglich. Wenn sich das ändern sollte, werde ich mich mit dieser Frage beschäftigen.“ Einem möglichen Wettstreit mit Özdemir sieht sie „sportlich“ entgegen und wirbt für eine Kampfabstimmung: „Das ist ein ganz normaler demokratischer Vorgang, den weder Kandidaten noch Mitglieder scheuen sollten. Solch eine Entscheidung muss nicht zu Streit führen.“

Die 36-Jährige führt die Partei als stellvertretende Vorsitzende des Unterbezirks seit dem Rücktritt von Ex-NRW-Innenminister Ralf Jäger im November gemeinsam mit Gisela Walsken kommissarisch. „Ich habe mir über die Feiertage Gedanken gemacht, bin in den vergangenen Wochen von vielen ermuntert worden und möchte das gerne weitermachen.“ Den knapp 4000 Mitgliedern teilte sie am Mittwoch in einer Mail ihre Absichten mit: „Ich bin bereit, in dieser wichtigen Phase für uns mehr Verantwortung zu übernehmen! Ich wäre damit die erste Frau an der Spitze der Duisburger SPD. Wer mich kennt, weiß, dass das zusätzlicher Ansporn für mich ist.“

Özdemir kritisiert Vorstandsarbeit der Vergangenheit indirekt

„Ich bin kein Karrierist“, erklärt Özdemir seine Kandidatur: „Für mich war ausschlaggebend, dass viele auf mich zugekommen sind.“ Zudem wolle er sich dafür einsetzen, „dass wir innerparteilich anders miteinander umgehen“, blickt der 32-Jährige kritisch auf die Vorstandsarbeit der vergangenen Jahre zurück: „Wir müssen jeden, der sich einbringen will, wertschätzen und transparent zeigen, wie wir zu unseren Entscheidungen kommen.“

Der türkeistämmige Jurist hatte sich am Mittwochabend noch das Ja-Wort seines Ortsvereins Homberg/Ruhrort geholt. Noch im Laufe dieser Woche will er offiziell alle Gremien und Mitglieder informieren.

Ralf Jäger hatte den Vorstandsposten im November nach 14 Jahren – auch für seine Partei überraschend – niedergelegt, um mehr Zeit für seine schwer erkrankte Frau Marion zu haben.

>> ZU DEN PERSONEN: SARAH PHILIPP UND MAHMUT ÖZDEMIR

Sarah Philipp, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Buchholz/Wedau, wurde 2018 von ihrer Landtagsfraktion zur parlamentarischen Geschäftsführerin, zur „Fraktionsmanagerin“, gewählt. Ihr Wahlkreis Duisburg I umfasst den Stadtbezirk Süd sowie die Stadtteile Neudorf und Wanheimerort. Die studierte Geografin und Politikwissenschaftlerin gilt als Nachwuchshoffnung der Landespartei, wurde zwischenzeitlich sogar als mögliche Herausforderin von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) gehandelt.

Mahmut Özdemir ist Vorsitzender der SPD Homberg/Ruhrort und Beisitzer des Unterbezirks. 2013 erhielt er bundesweit Aufmerksamkeit, als er mit 26 Jahren als jüngster Abgeordneter in den Bundestag gewählt wurde. Im Berliner Politikbetrieb hat sich Özdemir als Innenpolitiker und Plenarredner etabliert, ist gefragter Interviewpartner in Integrationsdebatten. Der 32-Jährige gehört in der SPD-Fraktion dem Sprecherkreis der konservativen Seeheimer an. In den Stadtteilen seines Wahlkreises 116 ist er viel unterwegs und nah dran an den Menschen im Duisburger Norden und Westen.