Ruhrort. Die Karnevalsgesellschaft Weiß-Grün Ruhrort feiert ihren 70. Geburtstag. Doch die Duisburger Narren suchen dringend Nachwuchs.

Hermann, der verkürzte Nachbau eines Frachtkahns in der ehemaligen Ruhrorter Badeanstalt wurde zum Narrenschiff, als die Weiß-Grünen mit geladenen Gästen ihren Jubiläums-, Senats- und Prinzenempfang feierten. Auf dem Deck des beflaggten Trockenschiffs zeigte sich die muntere Crew des Kinderprinzenpaares und sang: „Wir haben noch lange nicht genug.“

Die Karnevalsgesellschaft gründete sich aus einem Bürgerverein

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Das kann man auch von der 1. Ruhrorter KG sagen. Die wartete auf den Stadtprinzen, der aber ordentlich verspätet war. Umso mehr tanzte die eigenständig organisierte Garde der Weiß-Grünen. Die Lollypops, die in drei Formationen auftraten, beeindruckten dabei mit treibenden Rhythmen und ausgefeilten Schrittfolgen. Besonders das Bewegungstalent Pia Miskiewicz hatte als Nachwuchs-Solomariechen das Potential, die Jecken zu verzaubern. „Wem die Jugend gehört, dem gehört auch im Karneval die Zukunft“, sagte Vereinspräsident Kurt Hilgers von der Brücke des Narrenschiffs aus.

Kurt Hilgers steuert den Verein seit 25 Jahren.
Kurt Hilgers steuert den Verein seit 25 Jahren. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Genau da liegt aber für Vereinsmitglied, Pressesprecher und Ruhrorter Tausendsassa Michael Büttgenbach der Hase im Pfeffer. Der geschäftsführende Vorstand der KG amtiert seit 25 Jahren in der bewährten Besetzung von Kurt Hilgers, Rainer Floer, Dieter Leusing und Rolf Abel. „Der Kurt ist auf der Bühne eine richtige Rampensau“, sagt Büttgenbach mit echter Bewunderung, „aber die Aufgaben im Hintergrund müssen allmählich neu aufgeteilt werden.“ Büttgenbach hätte gerne eine größere Beteiligung junger Familien am bunten Treiben im Verein. Wie konkret die Ruhrorter Jugend in den Traditionsverein gelockt werden soll, ist aber noch nicht raus. Dazu müssten neue Angebote her, bisher bleiben die älteren Herrschaften bei Radtouren, Vatertagsausflügen und den monatlichen Dämmerschoppen meistens unter sich.

165 Mitglieder registriert

Die 1. Ruhrorter KG wurde 1950 von 16 Mitgliedern aus dem ehemaligen Bürgerverein Concordia und dem Verein für volkstümliche Bewegungsspiele auf die Beine gestellt. Bereits 1952 übertrug der Nordwestdeutsche Rundfunk die aufgezeichneten Prunksitzungen des Vereins aus der Bürgerschänke. Von 1953 bis 1991 organisieren die Weiß-Grünen einen Viertelszug durch Ruhrort. Seit 1960 gibt es die Herrensitzung, die in dieser Session 60. Geburtstag feierte.

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Die Aufzählung der vielen Senatssitzungen, Ritterkürungen zum Orden der Tönnekes D`Ritter, Bälle und Prunksitzungen ist lang. Die Weiß-Grünen haben es ganz schön krachen lassen über die Jahrzehnte und viel Stadtprominenz in ihre Ehrenreihen gelockt. Auch heute noch sind sie als Gäste der befreundeten Deutzer KG „Schääl Sick“ oft in Köln zu Gast und laden die Kölner in „die Hochburg des Ruhrpott-Karnevals“ nach Duisburg ein. Aber auch Seniorennachmittage und Besuche in den Alten- und Pflegeheimen der Nachbarstadtteile gehören zum jährlichen Programm. In der Vereinschronik zeugen die vielen Erwähnungen der neuen Umhänge, Dinnerjackets und Reiterhosen zur Ergänzung der Galagarderobe von der besonderen Lust am prunkvollen Auftritt, der die Feste der KG prägte.

Der Jubiläumsorden aus dem Hafenstadtteil zeigt eine Klampe, also eine Vorrichtung zum Belegen eines Seils und den selbstbewussten Spruch „An uns kann man ein Tau festmachen“. Die 1. Ruhrorter Karnevalsgesellschaft ist mit 210 gemeldeten Mitgliedern in der Statistik des Hauptausschusses Duisburger Karneval (HDK) immerhin die Nummer 6 unter den etwa 40 Duisburger Karnevalsvereinen. Bleibt zu hoffen, dass es der Gesellschaft gelingt, das Tau zuwerfen und sich genug Jungvolk zur Pflege ihres reichen Brauchtums an Land zu ziehen.