Duisburg. Sascha Wulf ist jetzt Prinz Sascha I. von Duisburg. Das Programm der Prinzenkür ließ jecke Herzen höher schlagen. Gefeiert wurde die ganze Nacht.
Für die Duisburger Karnevalisten fielen am Samstag Weihnachten, Neujahr und Ostern auf einen Tag. Denn nun ist sie wieder vorbei, die schreckliche, die prinzenlose Zeit. Und mit Sascha I. haben die Narren in dieser Session einen höchsten Repräsentanten, der das Amt des Prinzen Karneval im wahrsten Sinne des Wortes ausfüllt.
Die Duisburger Untertanen jubelten in der restlos ausverkauften Mercatorhalle
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Umjubelt von seinen Untertanen übernahm die Tollität in der ausverkauften Mercatorhalle das Kommando. Drumherum bot der Hauptausschuss Duisburger Karneval ein Programm, das kaum Wünsche offen ließ. „Smartcity ist der neue Dialog – uns Karneval bleibt analog.“ Mit diesem Motto, das die digitalen Bemühungen der Stadt auf die Schüppe nimmt, gehen die Duisburger Narren in die Session. „Wir sind stolz und glücklich, dass mehr als 1000 Menschen diesem Motto treu sind“, freute sich HDK-Präsident Michael Jansen darüber, dass so viele Feierlustige, die Karneval nicht nur am Computer erleben wollten, den Weg in die bis zum Gepäcknetz gefüllte Mercatorhalle gefunden hatten.
Gleich zu Beginn konnte er dem Publikum einen jecken Augenschmaus bieten: Denn 64 Tänzerinnen und zwei Tänzer von 16 Mitgliedsgesellschaften des HDK präsentierten auf der Bühne erstmals einen Duisburger Gemeinschaftstanz. Die schwungvolle Choreographie, die absolut synchronen Bewegungen und das farbenfrohe Bild der verschiedenen Vereinskostüme waren schlicht hinreißend. Man muss jenen, welche die Idee umsetzten, allen voran Trainerin Nicole Wilms, ein dickes Lob aussprechen. Was die Duisburger Amateure da zeigten, konnten nicht einmal die Kölner Profis der „Hoppemötztjer“ toppen, die kurz danach Tanzakrobatik zeigten.
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Auch der schon vor einer Woche gekürte närrische Nachwuchs – Kinderprinz Luca II., Prinzessin Maya I. und die Pagen Celina und Jana durften dem großen Publikum zeigen, was sie drauf haben. Und das ist nicht gerade wenig! Gegen 21.30 Uhr – ein paar Minuten später als geplant - war es dann soweit: Unter dem frenetischen Beifall der Narrengemeinde zog Sascha Wulf, begleitet von der Prinzengarde, in den Saal ein. „Draußen vor der Tür hatte ich die Pumphose und die Strumpfhose voll“, gestand die sympathische Tollität den Gästen. „Aber dann ging die Tür auf, ich habe eure strahlenden Gesichter gesehen und ich wusste: hier bin ich Zuhause.“
Und daran kann auch der Umstand, dass die Familie Wulf noch in Bochum lebt, nichts ändern. Als Vertriebsleiter des Audi Zentrums Duisburg ist der 43-Jährige der Stadt, in der er bei der KG Alle Mann an Bord Karneval feiert, fest verbunden. Zu seinen Liedern, die Duisburg und die Fünfte Jahreszeit an Rhein und Ruhr feiern, ließ die neue Tollität, die im Ornat irgendwie an ein Gemälde von Hans Holbein erinnert, der vor 500 Jahren den englischen König Heinrich VIII. porträtierte, seinen Hofstaat tanzen. Während das Schwergewicht vor allem seine Stimme anstrengte, schwangen die Pagen Angela, Kristina, Laura und Pia, die aus drei Karnevalsgesellschaften – Alle Mann an Bord, Rot-Weiß Hamborn-Marxloh und Südstern Serm – stammen, gekonnt die Beine.
Bauchredner Klaus gratulierte dem neuen Hofstaat als erstes
Viel überraschender war allerdings, dass auch die beiden Hofmarschälle dabei eine gute Figur abgeben. Der berufsbedingt höchst partyerfahrene Oliver Kersten, Chef des gleichnamigen Catering-Unternehmens, kann eben nicht nur Kellner und Currywurst bereit stellen. Und auch Wilfried Schmitz, der 27 Jahre Präsident der KG Alle Mann an Bord und 1999 selbst schon einmal Prinz war, bewies mit seinen 66 Jahren noch eine erstaunliche Beweglichkeit. „Gib es zu: das hättest du mir nicht zugetraut“, kokettierte er später. Stimmt!
Bauchredner Klaus mit seinem frechen Affen Willi gehörte zu den ersten, die dem neuen Hofstaat gratulierten, und zielte mit wertvollen Lebensweisheiten auf die Lachmuskeln: „Nimm beim Klatschen die Hände aus den Taschen, dann tut es nicht so weh.“ Musikalisch heizten die „Dröppkes“ und die „Räuber“ mit ihrem „Trömmelchen“ dem Publikum ein. Und für die Liebhaber des traditionellen Karnevals war der Einzug der Kölner Bürgergarde Blau-Gold von 1904 ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus. Viele der Gäste stürzten sich danach in eine lange Nacht an der Theke und auf der Tanzfläche. Zu den Letzten, die die Party verließen, gehörte irgendwann zwischen 4 und 5 Uhr auch Prinz Sascha. Glücklich wie ein Kind hatte er sich bis dahin feiern lassen und als Dank unzählige Orden verliehen.