Duisburg. Warum die Verbraucherzentrale die Stadtwerke Duisburg nach einem Strompreisvergleich der Grundversorger in den 20 größten NRW-Städten kritisiert.
Die Stadtwerke Duisburg haben gerade erst angekündigt, die Strom- und Gaspreise ab März 2020 zu erhöhen – und müssen sich nun Kritik von der Verbraucherzentrale NRW gefallen lassen. Sie hat die Strompreise bei den Grundversorgern in den 20 größten Städten Nordrhein-Westfalens bei einem Jahresverbrauch von 3500 kWh verglichen. Die Stadtwerke Duisburg schneiden dabei schlecht ab.
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Zur Einordnung: Die Verbraucherschützer haben sich allein auf den Kostenblock aus Energiebezug, Vertrieb und Gewinn konzentriert. „Sonst ist kein fairer Vergleich möglich“, erklärt Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale, die für die aktuelle Studie verantwortlich zeichnet. „Denn die Strompreise bestehen zu etwa 75 bis 80 Prozent aus Bestandteilen wie Netzentgelten, Umlagen und Steuern, auf die der Stromanbieter gar keinen Einfluss hat. Deshalb haben wir all dies vom Grundversorgungspreis abgezogen.“
Studie beleuchtet auch die Unternehmensspanne der Stadtwerke Duisburg zwischen 2017 und 2020
Übrig bleibt die sogenannte Unternehmensspanne. Wallraf hat sich die Zahlen zwischen 2017 und 2020 angeschaut und einen Durchschnittswert gebildet – mit Hilfe der GET AG, einem Softwaredienstleister aus Leipzig, der Daten für die Energiewirtschaft bereitstellt und auswertet.
„Es hat sich gezeigt, dass die Stadtwerke Duisburg überdurchschnittlich teuer sind und im Vergleich mit einem Wert von 9,18 Cent pro Kilowattstunde auf dem drittletzten Platz liegen“, so Wallraf. „Dabei muss man berücksichtigen, dass wir die Strompreissteigerung von rund sechs Prozent ab März bereits miteinberechnet und einige der 20 untersuchten Unternehmen in diesem Jahr noch nicht erhöht haben.“
Nur DEW 21 in Dortmund und ELE in Gelsenkirchen schneiden schlechter ab
Dennoch spreche der Vergleich für sich: Nur DEW 21 in Dortmund (9,22) und ELE in Gelsenkirchen (9,34) erzielen nach Angaben der Verbraucherzentrale noch schlechtere Ergebnisse. Der günstigste Versorger in der Studie sind die Stadtwerke Düsseldorf mit 6,34 Cent pro Kilowattstunde, die aber auch für 2020 noch keine Strompreissteigerung angekündigt haben. Dahinter folgen die Stadtwerke Hamm (6,46) und Bochum (7,16).
Das gute Bochumer Ergebnis erstaunt besonders, weil das dortige Unternehmen den Strompreis bereits zum Jahreswechsel um neun Prozent erhöht hat. „Die Preise sind aber in den vergangenen Jahren sehr stabil gehalten worden“, erklärt Wallraf.
Stadtwerke Duisburg kritisieren die aktuelle Studie
Die Stadtwerke Duisburg kritisieren die aktuelle Studie aus mehreren Gründen. „Im derzeitigen Ranking fehlen Informationen von einem Drittel der 20 betrachteten Grundversorger“, sagt Sprecher Ingo Blazejewski. In der Tat hat die Verbraucherzentrale NRW bislang nur Auszüge veröffentlicht. Die komplette Auswertung soll laut Wallraf erst dann präsentiert werden, wenn klar ist, ob und wie hoch alle 20 Versorger in diesem Vergleich ihre Preise 2020 steigern.
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Darüber hinaus ist nach Angaben des Duisburger Unternehmens ein relativ hoher Jahresverbrauch von 3500 kWh angesetzt worden. Dies führe aufgrund der Preispolitik der Stadtwerke mit einem niedrigeren pauschalen Grund- und höheren bedarfsabhängigen Arbeitspreis zu der schlechten Platzierung.
Stadtwerke: Durchschnitts-Jahresverbrauch in der Grundversorgung liegt in Duisburg weit unter 3.500 kWh
„Wir werben damit, dass der Grundversorgungstarif bis zu einem Jahresverbrauch von 2.500 kWh trotz der wirtschaftlichen Risiken teilweise günstiger ist, im Gegensatz zu vergleichbaren Sondertarifen“, so Blazejewski. „Das zahlt ein auf die Haushalts- und Kundenstruktur in Duisburg: So liegt der Durchschnitts-Jahresverbrauch in der Grundversorgung weit unter 3.500 kWh. Denn drei Viertel der Duisburgerinnen und Duisburger leben in Single- bzw. Zwei-Personen Haushalten. Diese Haushalte kommen nur in Ausnahmefällen an den in der Studie angesetzten Verbrauch in Höhe von 3.500 kWh heran.“
Wallraf hält dem entgegen, dass die Stadtwerke auch bei einem Jahresverbrauch von nur 2500 kWh im Vergleich nur unwesentlich besser da stehen. „Wir reden da von ein bis zwei Plätzen.“
Blazejewski verweist darauf, dass die Preise am Terminmarkt für Strom im Jahresdurchschnitt 2019 rund acht Prozent höher lagen im Vergleich zum Vorjahr. „Generell können Unterschiede in der Preisbeschaffung Einfluss auf die Marge haben“, so der Sprecher. „Auch auf Unterschiede in der Energiebeschaffung nimmt die Studie der Verbraucherzentrale nicht in ausreichendem Maße Rücksicht.“
Finanzierung von Beratungsstellen der Verbraucherzentrale Duisburg
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Er spricht noch einen weiteren Punkt an: Duisburg gelte als eine der ärmsten Städte Deutschlands. Das habe Einfluss auf die Preisgestaltung: „Hohe Forderungsausfälle, eine Preisgestaltung mit niedrigen Grundpreisen“, so Blazejewski, der in diesem Zusammenhang auch die Finanzierung von Beratungsstellen bei der Verbraucherzentrale Duisburg erwähnt. „Der Grundpreis in der Grundversorgung deckt fast ausschließlich die fixen Kosten. Außerdem subventionieren wir Prepaid-Zähler.“
Dies räume die Verbraucherzentrale in einer Studie aus 2014 selbst ein: „Da heißt es, dass es plausibel ist, dass die Grundversorgungsangebote ein höheres Preisniveau aufweisen als die im Wettbewerb stehenden Sondervertragsangebote der Grundversorger“, sagt der Sprecher. „Da die Grundversorger ihre Kunden in der Regel nicht auswählen können, seien im angemessenen Umfang sogar Risikoaufschläge insbesondere für Zahlungsausfälle und erhöhten Vertriebsaufwand vertretbar.“