Duisburg. Erwin Wortelkamp und der frühere Direktor des Lehmbruck-Museums Christoph Brockhaus treffen sich in Duisburg zum Gespräch – über Gips-Orangen

Seit September ist im Museum DKM die große Ausstellung „Ein ganzes Leben für die Kunst“ mit Werken von Erwin Wortelkamp zu sehen. Für eine Künstlergespräch ist Dr. Christoph Brockhaus, der ehemalige Leiter des Lehmbruck-Museums, als großer und begeisterter Wortelkamp-Kenner jetzt an die Güntherstraße zu einer spannenden Begegnung des Künstlers mit seiner Kunst gekommen.

Gemeinsam ging es mit den Besuchern durch die sechs Räume. Brockhaus erläutert die Besonderheiten der Werke, der Künstler selbst gibt ergänzende Einblicke in seine Arbeits- und Denkweise. So erläutert Brockhaus bei der Skulptur „Eiche gekalkt“ von 2001, wie Architektur und Kunst in einen Dialog treten: „Auf der einen Seite trägt die Säule den Baum, gleichzeitig durchschneidet sie ihn.“ Der große schrägliegende Baumstamm habe nur in diesem Raum untergebracht werden können, die Säule sei aber extra eingebaut wurde, so Wortelkamp: „Jetzt sieht es so aus, als ob der Baum immer schon hier gewesen wäre.“

Erwin Wortelkamps jährliche wachsende Hommage an Hans von Marées

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Schon seit vielen Jahren verehrt Wortelkamp den Maler Hans von Marées und setzt sich mit dessen Bild „Hesperiden“ auseinander, das in der Alten Pinakothek in München ausgestellt ist. Im Hintergrund des Gemäldes befinden sich Orangen, die es Wortelkamp besonders angetan haben. In seinem Orangenfeld, hat er das Gemälde „skulptural übersetzt“, wie Brockhaus erläutert. Jedes Jahr fügt Wortelkamp eine neue Gips-Orange hinzu.

Wortelkamp: „Marées würde sich vielleicht wehren, dass ich ihm meine Arbeiten widme, aber für mich strahlt seine Kunst eine zeitlose Großartigkeit aus.“ Als Gussform für die Orangen benutzt er runde italienische Plastikwasserflaschen, denn einen Teil des Jahres verbringt der Künstler im italienischen Acquaviva Picena. „Den Ansatz des Flaschenhalses, den man in den Orangen immer noch sieht, kann man auch als Anspielung auf die weibliche Brustwarze deuten“, sagt er augenzwinkernd.

Vor allem die Holzskulpturen hinterlassen einen starken Eindruck

Besonders starken Eindruck machen Wortelkamps Holzskulpturen: Da gibt es den Baumstamm der unter seinen Händen zu „Standbein-Spielbein“ geworden ist, und einen anderen, der zweigeteilt wurde nun gleichzeitig Distanz und Zusammengehörigkeit ausdrückt. Zu den sieben Holzplatten, die er mit Kalk bearbeitet hat, sagt der Künstler: „Wenn man diese Skulptur in eine Kirche stellt, entwickelt sie gleich eine meditative Kraft, dass man anfangen kann zu beten.“ Wann ein Werk vollendet ist? „Ich weiß selbst nicht, wann der richtige Moment zum Aufhören erreicht ist. Das führt dazu, dass man direkt danach wieder etwas Neues als nächsten Versuch anfängt.“

Die Ausstellung ist noch bis zum 3. Mai im Museum DKM an der Güntherstraße 13-15 zu sehen; am 8. März trifft Erwin Wortelkamp den Fotografen Tom Fecht zum Künstlergespräch.