Duisburg. Die Manufaktur Acapella Audio Arts in Duisburg stellt Lautsprecher her, die leicht den Wert eines Kleinwagens überschreiten. Was steckt dahinter?
Das Haus mit der Nummer 203 an der Koloniestraße in Duisburg wirkt von außen ziemlich unscheinbar. Hier betreiben Alfred Rudolph und Hermann Winters seit 1976 die Lautsprechermanufaktur Acapella Audio Arts. Die Lautsprecher, die hier in Handarbeit gefertigt werden, sind international gefragt. Sie werden nach Asien und in die USA verkauft und kosten gerne mal so viel wie ein Kleinwagen. Was verbirgt sich also hinter der Eingangstür?
Lautsprecher aus Duisburg können mehrere hunderttausend Euro kosten
Mannshohe Lautsprecher beherrschen den Raum, in dem Alfred Rudolph seine Besucher empfängt. Die Geräte warten derzeit auf ihren Transport nach Hongkong. Alfred Rudolph wird mit seinem Sohn dann hinterherfliegen und die Schallwandler aufbauen. Was das kostet? „Die beiden Lautsprecher liegen zusammen bei etwa 750.000 Euro. Plus Anlage sind wir dann wohl bei einer Million“, erklärt Rudolph. Eine Million Euro für eine Musikanlage? Wie lässt sich das erklären?
Der Antwort auf die Frage kommt man ein ganzes Stück näher, fragt man Alfred Rudolph nach seinem Beruf. Der 77-jährige zögert. Dann sagt er: „Mir geht es um Musik“. Die dürfe durch nichts verhindert werden, erklärt er. Schließlich entscheide jedes noch so kleine Element darüber, wie gut die Musik am Ende klingt.
Seit seiner Kindheit tüftelt Rudolph an Lautsprechern
Dieser Detailarbeit haben sich Alfred Rudolph und Mitinhaber Hermann Winters seit mehr als vierzig Jahren verschrieben: In den frühen Siebzigerjahren fingen sie an, zusammen Lautsprecher zu bauen. 1976 gründeten sie ihr erstes Unternehmen, dem sie später den heutigen Namen Acapella Audio Arts gaben.
Rudolph selbst tüftelt seit seiner Kindheit an Lautsprechern. Er gilt als Erfinder des sphärischen Horns, mit dem sich Acapella in Verbindung mit dem ebenfalls selbst gebauten Ionenhochtöner, laut eigener Aussage, weltweit einen Namen gemacht hat. Die charakteristische Trichter-Form der Hörner ermögliche es, einen Frequenzbereich von mehr als drei Oktaven verzerrungsfrei wiederzugeben, erklärt Rudolph.
Kostprobe mit Musik von Queen
Was das bedeutet wird klar, wenn Rudolph eine Kostprobe seines Flaggschiffes, dem „Sphäron Excalibur“, gibt, das derzeit noch auf seinen Abtransport nach Asien wartet. Dafür platziert er den Besucher in einem Sessel, der gleichweit der beiden säulenhohen Lautsprecher aufgestellt ist. Dann geht es los: „A Kind Of Magic“ von Queen ertönt. Der Hörer wird von der Musik förmlich in seinen Sessel gepresst.
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Von jetzt auf gleich fühlt es sich an, als spiele die britische Band live im Haus an der Koloniestraße. Währenddessen sitzt Rudolph grinsend daneben und steuert die Anlage über das Tablet in seinem Schoß. Er dreht die Lautstärke immer weiter auf, sodass das eigene Wort kaum mehr zu verstehen ist. Der Klang wird jedoch zu keinem Zeitpunkt unrein oder unangenehm.
Aus dem Massenmarkt hat sich Acapella schon lange zurückgezogen
„Stressfrei hören“ nennt Alfred Rudolph das. Er vergleicht das mit einem Text in einem Buch: „Erst wenn man alle Buchstaben beisammen hat, kann man sich beim Lesen entspannen.“ Mit der Musik sei es nicht anders. „Erst der reine Klang ermöglicht Entspannung und Entschleunigung.“ Um sich diesem Streben nach Perfektion intensiver widmen zu können, haben sich Rudolph und sein Mitstreiter Winters Mitte der Neunzigerjahre aus dem Massenmarkt zurückgezogen.
Ihnen geht es nicht um Quantität, sondern um Qualität. „Unsere Kunden sind seit Jahren und teils seit Generationen dabei“, versichert Alfred Rudolph. Anstatt immer neue Geräte auf den Markt und an den Kunden zu bringen, gehe es darum das Vorhandene weiterzuentwickeln. „Dafür reicht manchmal schon ein neues Kabel“, erklärt der 77-Jährige.
„Wir stehen erst am Anfang“
Er ist jetzt in einem Alter, in dem sich viele schon in den Ruhestand verabschiedet hätten. Seine Söhne Richard und Robert sind ohnehin schon in den zehn Mann starken Betrieb eingestiegen und werden das Unternehmen in die Zukunft führen. Doch während sich Hermann Winters langsam zurückziehen möchte, denkt Alfred Rudolph noch gar nicht daran. „Musik ist meine erste Geliebte. Und wenn der Sensenmann mich holt, holt er mich halt.“ Solange das nicht der Fall ist, wird er seiner Leidenschaft weiter nachgehen.
Erst im vergangenen Jahr hat er mit „LaMusika“ ein neues Unternehmen, gegründet, das ganzheitlich konzipierte Musikanlagen produziert. Darin liege schließlich die Zukunft, sagt Rudolph. „Wir stehen also erst am Anfang“, sagt er und lacht.
Wissen autodidaktisch angeeignet
Alfred Rudolph und Hermann Winters bauen seit mehr als 45 Jahren zusammen Lautsprecher in Handarbeit. Seit dem Jahr 1976 betreiben sie ihr Geschäft an der Koloniestraße 203 in Neudorf-Süd. Sie gelten weltweit als einer der Technologieführer im Bereich der Horn-Lautsprecher.
Sein Wissen über den Bau von Lautsprechern hat sich Alfred Rudolph autodidaktisch angeeignet. Das Architekturstudium brach er nach der Eröffnung des Ladens in Duisburg ab. Hermann Winters ist gelernter Elektrotechniker.