Mülheim. . Peter Rasche verkauft Hifi-Geräte. Neben teurer Ausstattung mit hohem Stromverbrauch für Musikliebhaber erfüllt er aber auch kleine Wünsche.

Unscheinbar wirkt der Laden am Werdener Weg. Nähert man sich ihm an, zieht den Betrachter ein Kopf mit überdimensionalem Ohr in den Bann. Daraus ragen fünf Finger, die wie ein Irokesenschnitt erscheinen und fast die komplette Glasscheibe schmücken. Dahinter verbergen sich Hifi-Geräte, die Peter Rasche verkauft.

Wer sich in das kleine Geschäft begibt, sollte Zeit mitbringen. Rasche liebt es, ausführlich die Musikanlagen zu beschreiben und dem Kunden den perfekten Klang vorzuführen. Und den gibt es hier auf jeden Fall zu hören. Der gebürtige Essener gehört zu den Fachhändlern im Bereich der Unterhaltungselektronik, die sich auf den High-End-Bereich spezialisiert haben: Technik auf dem qualitativ höchsten Stand.

Vierstellige Summen für die Geräte

„Geiz ist geil“ gilt irgendwo anders – hier darf man für ein Einzelgerät locker einen vierstelligen Betrag aus dem Portemonnaie fingern. Und wer mag, kann die Grenze nach oben wesentlich erweitern. Für 30 000 Euro direkt mitnehmen kann der geneigte Musikliebhaber ein Ensemble der amerikanischen Firma Pass, bestehend aus Vor- und Endverstärker. Eine höhere Stromrechnung darf man bei einem solchen Kauf gleich mit einplanen: „Die Endstufe verbraucht allein schon im Ruhezustand 750 Watt“, klärt der 66-Jährige auf.

Seit 37 Jahren führt Rasche seinen Laden in Mülheim. „Vorher habe ich quasi aus meiner Wohnung in Essen verkauft“, schildert er die Anfänge seines Händlertums. „Dann habe ich mir gedacht, das musst du jetzt mal auf bessere Beine stellen.“ Und er machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Ladenlokal. „In Essen war das Netz von Händlern flächenmäßig gedeckt. Da dachte ich mir, gucke ich mal ein Türchen weiter.“

Musikanlagen waren nicht Plan A

Rasche gehört zu den Glücklichen, die ihr Hobby zum Beruf machen konnten. Nach der Schule hatte der Essener eigentlich andere Pläne: „Zunächst habe ich eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht, dann habe ich das Abitur nachgeholt und Wirtschaft studiert“, berichtet Rasche über seinen Werdegang. Mitte der siebziger Jahre habe ihn dann immer mehr die Welt der Plattenspieler, Kassettenrekorder, Radiotuner, Verstärker und Lautsprecher interessiert. „Das war damals so wie heute mit den Smartphones“, schmunzelt er über vergangene Zeiten.

Mittlerweile hat sich der Hifi-Spezialist einen festen Kundenstamm aufgebaut: „Wer bei mir viel Geld ausgibt für eine Hifi-Anlage, ist auch ein gestandener Musikliebhaber.“ Zu seinem Klientel würden nicht die zählen, die sich ein teures, futuristisch aussehendes Produkt zulegen, um es „wie ein Bild an die Wand zu hängen“. Seinen Kunden komme es auf die klare Musikwiedergabe an, weniger auf die Optik.

Aber nicht nur Gutverdienende werden von ihm bedient. „Wenn zu mir jemand mit geringem Budget kommt, werde ich ihm helfen, das Geld sinnvoll in Qualität zu investieren“, sagt Rasche. „Ein qualitativ gutes Lautsprecherpaar kann man für 200 bis 250 Euro erwerben.“

Selbst wenn jemand nur einen Wackelkontakt am Drehknopf seines Billigverstärkers behoben haben möchte, ist sich der 66-Jährige dafür nicht zu schade. „Ich habe keine Präferenzen in dieser Hinsicht, und jeder Kunde ist ein Markenbotschafter für mich.“

Monsterboxen aus den USA nachgebaut

Ein besonderer Leckerbissen für Hifi-Gourmets sind zwei Monsterboxen, die Peter Rasche bei sich im Geschäft stehen hat: Sie sind circa 130 Zentimeter hoch und 70 Zentimeter breit. Die Lautsprecher, hergestellt von der Firma Tannoy, waren in den 1960er- und 1970er-Jahren das Nonplusultra in den Aufnahmestudios, bis der Bau dieser Serie im Jahr 1979 schließlich eingestellt wurde.

Im Internet entdeckte Rasche, dass die amerikanische Firma Pass diese Boxen sogar heute noch als Referenzlautsprecher zum Testen ihrer Geräte nutzt. Nach schriftlicher Anfrage bei dem Unternehmen wurde ihm der Bauplan zugeschickt, und er bastelte mit Hilfe eines Schreiners ein Paar zusammen. Über Umwege gelangte er sogar an die in den USA benutzte Frequenzweiche.