Rheinhausen. Rolf Hembach von der Sternwarte Rheinhausen weiß, was 2020 astronomisch bringt: Sterngucker können sich vor allem auf ein Ereignis freuen.
„Da sind ja schon Sterngucker, Wahnsinn!“, ruft Rolf Hembach begeistert, als er mit seinem Fahrrad den Schulhof des Krupp-Gymnasiums erreicht. Die dort versammelten Sterngucker warten alle gespannt auf ihn, denn als Vorsitzender der Rudolf-Römer-Sternwarte Rheinhausen bringt er nicht nur den wichtigen Schlüssel für die Sternwarte, sondern auch eine Glaskugel mit. Natürlich nur im übertragenen Sinne, betont der Astronom direkt zu Beginn seiner Veranstaltung „Was bringt das Jahr 2020 astronomisch?“.
Einer der neugierigen Sterngucker ist Heiner Diek, der erst vor Kurzem auf den Weltraum gekommen ist. „Ich habe im Sommer Urlaub in Schweden gemacht und dort viel von Albert Einstein gelesen“, erzählt der Moerser. Besonders faszinierte ihn das Thema der Lichtgeschwindigkeit, so dass er sich intensiver mit dem Entdecker der solchen, Ole Rømer, beschäftigte. „Ich habe mir dann noch im Urlaub ein Teleskop bestellt“, erzählt Diek. Immerhin ist in Schweden die Lichtverschmutzung viel geringer und ein Blick in den Sternenhimmel lohnt sich weitaus häufiger als in Duisburg. Dennoch tat sich schnell ein Problem auf, wie er erzählt: „Man kann nicht alles selbst lernen.“
Tipps für den nächsten Urlaub
Aus diesem Grund sitzt Diek hier und hört gespannt Hembach zu, der zunächst einmal zwei dicke Wälzer herumgehen lässt. „Das sind astronomische Jahresbücher“, erklärt er. „Es stehen mittlerweile aber auch viele Informationen im Internet.“ Doch schon im nächsten Moment warnt er alle Hobby-Astronomen und all jene, die es noch werden wollen. „Viele Seiten sind nicht optimal, deshalb sollte man am besten immer zwei weitere Quellen heranziehen.“ Oder seinem Vortrag lauschen, der Lust auf das kommende Jahr machen soll.
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„Es ist viel los am Himmel“, betont Hembach. „Leider nicht alles bei uns, wir sind ja nicht in Namibia oder Chile.“ So verläuft beispielsweise eine totale Sonnenfinsternis am 14. Dezember über den Pazifik und Südamerika. Der erste Tipp also für den nächsten nach Sonne, Mond und Sternen ausgerichteten Urlaub, der zweite folgt direkt hinterher. Eine ringförmige Sonnenfinsternis gibt es am 21. Juni quer über Asien zu sehen. Doch aus eigener Erfahrung weiß der Astronom auch: „So etwas liegt nicht immer in einem Touristengebiet, deshalb sollte man sich vorab vernünftig informieren.“
Merkur für Anfänger
Wer jedoch für ein himmlisches Erlebnis nicht erst in ein Flugzeug steigen möchte, für den hält Hembach ebenfalls die ein oder andere interessante Neuigkeit bereit. Der Merkur, sonst „ein schwerer Bursche und selten gut zu sehen“ steht von Mitte Mai bis Mitte Juni in bester Abendsichtbarkeit. „Das ist vor allem für Anfänger interessant, die nicht extra früh aufstehen wollen“, sagt der Astronom mit einem Augenzwinkern. Die Erfahrenen freuen sich dagegen auf den 14. Oktober, wenn Mars in Opposition steht. Für Laien fügt Hembach schnell hinzu: „Damit steht er genau gegenüber der Sonne und ist sehr gut zu sehen.“
Und dann hält das Jahr 2020 noch ein ganz besonderes Ereignis bereit. Eines, das in ähnlicher Form schon einmal vor einer sehr langen Zeit passiert sein soll und bis heute in allen Köpfen fest verankert ist. Den berühmten Weihnachtsstern von Bethlehem hatte einst der Maler Giotto di Bondone in seinem Bild „Die Anbetung des Kindes durch die drei Weisen aus dem Morgenlande“ als Kometen dargestellt, allerdings ließ er sich dabei von einem ihm kurz zuvor erschienen Kometen inspirieren.
Tanz von Jupiter und Saturn
Wahrscheinlicher ist dagegen, dass den Menschen zur Geburt von Jesus eine besondere Planetenkonstellation auffiel. „Jupiter und Saturn haben am Himmel ein kleines Tänzchen aufgeführt“, erzählt Hembach. Eben jene große Konjunktion, beide Planeten befinden sich in einer Sichtlinie des Betrachters, findet am 21. Dezember 2020 erneut statt. „Das ist völlig außergewöhnlich“, betont er. „Dann werden bestimmt wieder einige Leute bei uns anrufen und fragen, was dort am Himmel zu sehen ist.“
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Nicht aber die hier Anwesenden. Sie sind vorgewarnt und werden mit Sicherheit am 21. Dezember 2020 ihr Fernrohr gen Himmel richten, um den weihnachtlichen Tanz der Planeten mit eigenen Augen sehen zu können. Vielleicht vom Ferienhaus in Schweden aus, vielleicht aber auch von der Sternwarte in Rheinhausen. Dort, wo sich Hembachs „Sterngucker“ immer wieder treffen und gemeinsam ihrem liebsten Hobby nachgehen.
>>> Die Rudolf-Römer-Sternwarte
Die Sternwarte Rheinhausen befindet sich auf dem Dach des Krupp-Gymnasiums, In den Peschen 79. Ansprechpartner ist Rolf Hembach, 0175/7026738.
Für Sterngucker gibt es verschiedene Veranstaltungen über das ganze Jahr verteilt. So beginnt am Donnerstag, 2. Januar, um 20 Uhr die Mond AG. Am Freitag, 17. Januar, findet um 19.30 Uhr ein Info-Abend zum Fernrohrführerschein statt. Jeden ersten Freitag im Monat können Interessierte ab 20 Uhr den Sternenhimmel des Monats kennenlernen.