Duisburg. Als erste Duisburger Klinik setzt die Helios St. Johannes-Klinik das DaVinci-Operationssytem ein. So bereiten sich die Chirurgen darauf vor.
Über einen Bildschirm beobachtet Dr. Norbert Hennes die Instrumente im Bauchraum des Patienten. Die winzigen Greifer, Zangen und Scheren am Ende der langen Stangen der Robotik-Einheit steuert er mit kleinen Hebeln und Pedalen unter dem Bildschirm der Steuerkonsole, die Befehle werden über ein Glasfaserkabel an kleine Elektromotoren des DaVinci-Operationssystems übertragen. Noch üben die Ärzte im Schulungsraum an einem Plastik-Gehäuse. „Ab Februar wollen wir die ersten Operationen durchführen“, sagt der Chefarzt der Allgemeinen, Viszeral und minimalinvasiven Chirurgie an der Helios St. Johannes-Klinik, die als erstes Duisburger Haus einen solchen „OP-Roboter“ einsetzt.
Nicht die Maschine, sondern der Arzt steuert den Eingriff
Dabei ist der DaVinci eigentlich kein Roboter, sondern allenfalls ein roboter-assistiertes Chirurgie-System. Denn hier steuert keine Maschine den Eingriff, sondern einzig und allein der Arzt. Von einem „Telemanipulator“, also einer Fernbedienung, spricht Norbert Hennes, der ein ausdrücklicher Verfechter des Robotik-Systems ist: „Es ist die logische Weiterentwicklung der minimal-invasiven Chirurgie.“
Der DaVinci, ursprünglich konzipiert für urologische und gynäkologische Eingriffe, soll in Hamborn eingesetzt werden bei großen onkologischen Operationen, etwa bei Darmkrebs. Hennes argumentiert mit Zahlen: Studien belegten eine um zehn Prozent höheren Überlebensrate von Darmkrebs-Patienten nach zehn Jahren. Der Eingriff sei schonender verglichen mit konventionellen Methoden, erklärt Hennes: „Wir arbeiten wie unter dem Mikroskop. Es gibt weniger Blut, wir sehen Nerven und Strukturen genauer. Weil die Maschine auf kleinerem Raum arbeitet, ist das Trauma für den Patienten geringer.“
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Größere Präzision ermöglicht eine digitale Plattform im Gerät. Dort kann etwa ein CT-Aufnahme des operierten Bereichs hinterlegt werden, auf dem Gefäße und Gallenwege farbig markiert sind. Durch die Überlagerung mit dem permanenten 3D-Livebild während der Operation erkennt der Chirurg, welche Bereiche verschont werden müssen. „Das ist der absolute Knaller“, schwärmt der Chefarzt, „außerdem zittert die Technik nicht, sie hat vier statt meiner zwei Arme und kann in mehr Winkeln arbeiten als die menschliche Hand“.
Respekt vor der Arbeit auf Distanz
Dennoch sei die Begeisterung in seinem Team nicht ungeteilt, räumt Norbert Hennes ein. „Wir müssen noch täglich Überzeugungsarbeit leisten.“ Es gebe „Respekt vor der Arbeit auf Distanz“. Für den Auftakt bereiten sich jeweils drei Chirurgen und Urologen mit dem Pflegepersonal in Schulungen auf den Einsatz mit dem Gerät vor, ab dem Sommer sollen Lungenärzte, Gynäkologen und Kinderchirurgen folgen. Am Anfang werden die Operateure stets von erfahrenen Kollegen begleitet, direkte technische Unterstützung gewährleistet der Hersteller.
Seit etwa einem Jahrzehnt sind die Geräte auf dem Markt, ihre Einführung auf breiter Klinik-Front sei nicht mehr aufzuhalten, glaubt Dr. Norbert Hennes. „Bestimmte Operationen werden irgendwann nur noch Häuser machen, die über diese Technik verfügen.“ Dabei werde die Entwicklung fortschreiten. Dass ein Arzt in Hamburg einen Patienten in München operiert, sei schon heute technisch möglich. Hennes: „Wenn wir Zentrenbildung und Spezialisierung wollen, dann wird das irgendwann auch passieren.“
Das konventionelle chirurgische Handwerk mit Skalpell und Bauchschnitt wird aber auf Sicht auch modernste Technik nicht ersetzen: „Wenn es im Nachtdienst bei einem Notfall schnell gehen muss, dann bleibt keine Zeit, die Maschine einzusetzen.“