Duisburg. Verena Göttmann und Benedikt Rommeler, zwei von 75 Neumitgliedern bei den Duisburger Grünen in diesem Jahr, erzählen, was sie bewegen wollen.
Lange beobachtete Verena Göttmann das kommunalpolitische Treiben aus der Ferne: Fürs Studium war die heute 30-Jährige nach Münster gezogen, „eine schöne Stadt“, wie sie sagt. Aber: „Duisburg ist doch meine Heimat. Die Menschen sind hier anders, herzlicher.“ Wieder zurück in Duisburg nimmt sie die Politik vor Ort anders wahr. Die vielen Baumfällaktionen in jüngster Zeit „machten mich hellhörig“ und der erfolgreiche Bürgerentscheid gegen den Bau des DOC auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände am Hauptbahnhof bestärkten sie, sich politisch zu engagieren. Im Januar diesen Jahres trat sie in die Partei der Grünen ein und ist damit eine von rund 75 Neumitgliedern in Duisburg in diesem Jahr.
„Ich habe das Gefühl, dass Duisburg sein Potenzial nicht ausschöpft“
Immer wieder betonten in den vergangenen Monaten Parteisprecher wie der Landesvorsitzende Felix Banaszak, dass es der Partei wichtig ist, ihre Neuzugänge schnell „aktiv in die Parteiarbeit einzubinden.“ Verena Göttmann kann dies nur bestätigen: „Man wird direkt eingebunden. Es ist alles sehr offen und man wird direkt motiviert, mitzumachen.“ Einmal im Monat trifft sich der Arbeitskreis Stadtentwicklung, an dem sie teilnimmt. Dadurch bekomme sie nun vielmehr mit. „Wenn man in Duissern wohnt, weiß man doch sonst nicht wirklich, was im Norden passiert oder wie konkret die Planungen für das Neubauprojekt in Wedau aussehen“, sagt die Jungpolitikerin, deren „Familie schon immer den Grünen nahe stand.“ Dies sei aber nicht der ausschlaggebende Grund für ihre Mitgliedschaft gewesen. CDU und SPD, so findet Verena Göttmann, seien lange genug an der Macht – im Bund genauso wie in Duisburg. „Wir haben jetzt 14 Jahre Kanzlerin Angela Merkel, es läuft ja, aber es geht nicht voran. Als ob man auf dem Laufband läuft. Und auch in Duisburg habe ich das Gefühl, dass die Stadt sein Potenzial nicht ausschöpft.“ Und mit der Groko würde sich die Politik im Kreis drehen.
Dies sieht auch Benedikt Rommeler so. Er ist erst 18 Jahre alt, seit Mai bei den Grünen aktiv dabei und ein weiteres Beispiel dafür, wie schnell es in der Partei mit einer „Karriere“ gehen kann. Denn der Gymnasiast sitzt seit wenigen Wochen im Umweltausschuss und ist damit einer der jüngsten Mandatsträger in der Geschichte Duisburgs. Damit gerechnet hatte Benedikt Rommeler nicht, als er vor einem guten halben Jahr für sich entschieden hat, in die Kommunalpolitik zu gehen, „um etwas in meinem direkten Umfeld zu bewegen.“
Idee: grüne Bushaltestellendächer
Für den Schüler, der im kommenden Jahr sein Abitur am Mannesmann-Gymnasium machen will, sind die Grünen eine „progressive Partei“, die nicht nur auf dem Umweltschutz reduziert werden sollte. Auch die Soziale Gerechtigkeit spiele eine große Rolle. Ein Grund mehr für Benedikt Rommeler in dieser Partei aktiv mitzumachen: „Wir haben in der Schule oft über soziale Ungleichheit im Ruhrgebiet gesprochen, das sind Themen, die mich berühren.“ Ein Praktikum an einer Grundschule in Marxloh habe ihm noch einmal gezeigt, „wie sehr der Zugang zu Bildung vom Elternhaus abhängig ist.“
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„Die Jugend ist insgesamt politischer geworden“
Insgesamt sei die Jugend „politischer geworden“, sicher auch durch die Friday for Future-Bewegung. „Der Erfolg von Fridays for Future ist, dass die jungen Menschen darüber nachdenken, wie sie leben wollen und was sie selbst tun können“, sagt Benedikt Rommeler. Im Umweltausschuss möchte er sich für einfache, innovative Projekte einsetzen. „In den Niederlanden werden Bushaltestellendächer begrünt“, sagt er. Warum nicht auch in Duisburg? Ein weiteres Ziel sei der Ausbau von Fahrradwegen und Erhalt von Grünflächen, vor allem aber „die Wiedereinführung der Baumschutzsatzung“. Auch der neue Nahverkehrsplan beschäftigt den Jungpolitiker. Viele seiner Mitschüler müssten nach Schulschluss nun eine halbe Stunde auf den Bus warten, weil nur noch „zwei“ statt bislang „sechs“ Minuten“ blieben, um den Bus zu erreichen. Benedikt Rommeler überlegt, eine Petition zu starten.
„Es gibt zu wenig Angebote für junge Leute“
Für Verena Göttmann ist die Entwicklung der Duisburger Freiheit eines der wichtigsten Projekte der nächsten Jahre. „Wir haben mal eine Führung über das Gelände gemacht und gesehen, wieviel Potenzial da drin steckt“, sagt die Duisburgerin. Sie hofft, dass die Fläche eine Nutzung bekommt, die auch abends die Ecke belebt. Derzeit gebe es in der Innenstadt zu wenig Angebote für junge Leute. Klar, es gebe das Dellviertel und den Innenhafen. Aber ein Kneipenviertel wie in Düsseldorf oder eine große Veranstaltungshalle, wie sie früher die Rhein-Ruhr-Halle war, fehle der Stadt.
Für die Kommunalwahl im kommenden Jahr hoffen beide „natürlich, dass viele Menschen die Grünen wählen“, aber Hauptsache: „demokratisch.“