Duisburg. Bei einem Schminkkurs in Duisburg bekommen krebskranke Frauen Hilfe im Umgang mit optischen Veränderungen. Gerade der Verlust der Haare schmerzt.
Das Aussehen verändert sich bei Krebs oft unübersehbar. Neben dem seelischen Schmerz verändert die Chemotherapie die Haut und Haare. Der Blick in den Spiegel wird so zu einer zusätzlichen Belastung. In einem speziellen Schminkkurs für Krebspatientinnen lernen betroffene Frauen in Duisburg, sich in der eigenen Haut wohlzufühlen.
„Ich habe Angst vor dem Haarausfall, weiß aber, dass es passiert“, sagt Marion. Die 65-Jährige hat Eierstockkrebs. Im Oktober erhielt sie die niederschmetternde Diagnose. Vor wenigen Tagen hat sie mit der ersten Chemo begonnen. „Es wird zehn bis 13 Tage dauern, bis die Haare ausfallen.“ Für diesen Moment will sie gewappnet sein und sich weiterhin gepflegt fühlen.
Schminkkurs für Krebskranke in Duisburg: Zehn Frauen vor dem Spiegel
Mit neun anderen Frauen sitzt sie vor einer großen Tasche mit Kosmetikprodukten. Was sie alle vereint, ist der Kampf gegen den Krebs. Einigen ist die kräftezehrende Therapie anzusehen, sie wirken blass oder der Schädel ist rasiert. Jede Teilnehmerin hat einen kleinen Spiegel vor sich stehen. Die Sorge vor dem Blick in das polierte Glas möchte Christine Cieslik den Teilnehmerinnen nehmen.
„Eine positive Lebenseinstellung und der Einklang von Körper, Geist und Seele kann den Heilungsprozess positiv beeinflussen“, sagt Christine Cieslik und verdeutlicht, das Kosmetik mehr als nur Make-up ist. Ehrenamtlich greift sie zu Lippenstift und Kajal und leitet den Mitmachkurs im Bethesda-Krankenhaus. Mit ihren Tipps sollen die äußerlichen Folgen der Therapie kaschiert werden. Sie möchte den Frauen zeigen, wie ein Stück Weiblichkeit zurückgewonnen werden kann. „Trotz der Erkrankung sollen sich die Frauen gut fühlen und die Auswirkungen der Therapie nicht sofort sichtbar sein“, erklärt Schwester Renata Stenzel die Vorteile des Kurses.
„Weihnachten werde ich haarlos sein“
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Eine der Teilnehmerinnen ist Gudrun. Sie hat Brustkrebs. Bei einer Routine-Mammographie wurde der bösartige Tumor entdeckt. „Nächste Woche beginne ich mit der ersten Chemo“, sagt die 57-Jährige. „Ich habe keine Angst vor dem Krebs, sondern vor den Dingen, die damit einhergehen“, sagt die Duisburgerin.
20 Chemo-Sitzungen und 30 Bestrahlungstermine muss sie durchstehen. Sie hat Angst vor dem Moment, wenn die ersten Haare fallen, Wimpern und Augenbrauen verschwinden. „Weihnachten werde ich haarlos sein“, weiß sie. Ihre langen Haare hat sie bereits gegen einen Kurzhaarschnitt getauscht. „Eine Perücke habe ich bereits bestellt.“
Im Seminar erhält sie Tipps über Tücher. Im Vordergrund steht aber die Gesichtspflege. Die Frauen lernen, störende Hautflecken unauffällig abzudecken. „Make-up tragen wir immer auf dem Handrücken auf“, erklärt Cieslik. Dann wird mit den Händen gearbeitet. „Mit senkrechten Bewegungen das Make-up verstreichen“, erklärt die Kursleiterin.
Frauen schminken sich selbst
Alle Teilnehmerinnen schminken sich in dem Seminar selbst. Das ist Hilfe zur Selbsthilfe, damit es im Anschluss an den Kurs ohne Schwierigkeiten gelingt. Für Gudrun eine neue Erfahrung: Sie selbst schminkt sich bisher nur selten. Über das Probieren bekommt die 57-Jährige aber schnell ein Gefühl für die Farben. „Man muss sich nur trauen.“ Alle Produkte, die sie an diesem Tag testen, dürfen die Teilnehmer kostenlos mit nach Hause nehmen.
Das Nachzeichnen der ausgefallenen Augenbrauen und Wimpern ist den Frauen ein besonderes Anliegen. „Augenbrauen und Wimpern müssen aber nicht ausfallen“, beruhigt Cieslik vorab. Dann greift die Kursleiterin zum Kajalstift. „Mit kleinem Pünktchen am Wimpernrand“, sollen fehlende Wimpern kaschiert werden.
Schminkkurs als Selbsthilfegruppe
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Es ist der Versuch, ein Stück Normalität zurückzugewinnen und bohrenden Blicken auf der Straße zu entfliehen. Das Schminkseminar ist ein Stückweit Selbsthilfegruppe: „Manchmal fließen im Kurs Tränen, aber das ist in Ordnung“, sagt Cieslik.
Für Marion steht der Austausch im Vordergrund: „Ich komme hier mit Menschen zusammen, die ein ähnliches Schicksal teilen.“ Noch sechs Chemo-Sitzungen warten auf die 65-Jährige. Doch auch wenn jeder Krankheitsverlauf verschieden ist, tut es ihr und den anderen gut zu erfahren, wie mit den Veränderungen im Leben umgegangen wird. Eine Botschaft hat Gudrun für sie: „Meinen Optimismus werde ich mir nicht nehmen lassen.“
Der nächste Termin
Veranstaltet werden die „look good feel better“-Seminare von DKMS life. Die Seminarteilnahme ist kostenlos, eine Tasche mit Kosmetikprodukten gibt es gratis dazu.
Der nächste Kurs findet im Bethesda-Krankenhaus am 13. Januar statt. Mehr Informationen gibt es bei Schwester Renata Stenzel unter 0203/60083811. Der Kurs ist maximal auf 10 Teilnehmerinnen begrenzt.