Duisburg. Bei Wissenschaftlern und Studierenden aus dem Ausland ist die Uni Duisburg-Essen beliebt. Darum arbeitet sie dennoch an ihrem Image.
„Wie, du studierst in Duisburg? Gibt es da überhaupt eine Universität?“ Diese Sätze, die Studierende der Universität Duisburg-Essen (UDE) oft zu hören bekommen, zeigen: Außerhalb der Stadtgrenzen wird die Stadt immer noch eher als Industriestadt denn als Universitätsstandort wahrgenommen. Dabei wächst die Bedeutung der Hochschule für Stadt spätestens seit der Fusion mit Essen vor 16 Jahren – doch braucht es offenbar Zeit, bis die gemeinsame Arbeit am Image Früchte trägt.
Weit vorn im Ranking der jungen Universitäten
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„Es kann nicht an unserer Leistung liegen, die ist weltweit anerkannt. Es ist vielmehr ein Wahrnehmungsproblem“, sagt Olivia Jazwinski, Leiterin des Ressorts Marketing und Fundraising an der UDE. „Im Vergleich zu Düsseldorf könnte das Duisburger Selbstbewusstsein etwas ausgeprägter sein“, sagt aber auch sie.
In der Tat spielt die UDE in internationalen Leistungsvergleichen von „jungen“ Universitäten seit Jahren vorne mit. So belegte sie zuletzt im renommierten „Times Higher Education Young University Ranking“ der 250 weltbesten Universitäten, die noch keine 50 Jahre alt sind, den 19. Platz. Weit vorn liegt die UDE dabei bei den Zitationen wissenschaftlicher Veröffentlichungen: Bundesweit steht sie an fünfter Stelle im The World University Ranking.
Für das Ranking werden Kriterien berücksichtigt wie statistische Kennzahlen, zitierte Artikel in Fachzeitschriften, Industriekooperationen, Umfragen unter Akademikern und die Betreuungsquote (das Verhältnis Lehrende/Studierende).
„Dass wir uns in solchen Rankings kontinuierlich weiter vorarbeiten, ist hocherfreulich. Die Platzierung dokumentiert die hohe Leistungsfähigkeit unserer Wissenschaftler im internationalen Vergleich. Das ist umso wichtiger, als sich die besten Köpfe in Forschung und Lehre immer mehr an solchen Rankings orientieren. Auch für Fördermittel ist internationale Sichtbarkeit immer wichtiger“, sagt Rektor Prof. Dr. Ulrich Radtke.
Rektor: Können stolz sein auf die Uni
„Wir haben allen Grund, auf unsere Uni stolz zu sein“, findet deshalb auch Olivia Jazwinski. International steigern guten Noten den Bekanntheitsgrad: Knapp ein Fünftel der rund 42.000 Studierenden kommt aus dem Ausland – mehr als die Hälfte davon aus Asien, die wenigsten aus Amerika. Die Lage der Universität spiele auch keine besondere Rolle, wenn Wissenschaftler an die Universität berufen werden. „Oft werden wir sogar gezielt ausgesucht, weil man hier sehr gut forschen kann“, so eine Sprecherin der UDE. Auf wissenschaftlicher Ebene habe die Uni also kein Image- Problem. Auch unter den Studierenden ist die Hochschule bundesweit beliebt. „In Studiengängen, die nur hier angeboten werden, haben wir oft extrem viele Bewerber. Es kommt vor, dass wir auf 20 Plätze hunderte Anmeldungen haben“, betont Jazwinski.
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Kein Grund, nicht weiter am eigenen Image zu feilen: Dazu gibt die UDE auch auf Social-Media-Kanälen wie Facebook, Twitter, Instagram oder Youtube einen Einblick in den Uni-Alltag. Außerdem lädt die Uni regelmäßig die interessierte Öffentlichkeit ein: Sie öffnet die Labortüren bei der „Wissensnacht Ruhr“, gibt bei der „Kinderuni“ Mädchen und Jungen zwischen acht und 12 Jahren spannende Einblicke in die Wissenschaft. Großen Anklang finden auch die Vorträge prominenter Träger der Mercator-Professur, die zuletzt Alt-Bundespräsident Joachim Gauck und Gregor Gysi (Die Linke), Vorsitzender der Europäischen Linken, übernahm.
Nicht in Grenzen, sondern in Möglichkeiten denken
Besonderer Fokus liegt auf den Bildungsaufsteigern
Die Uni Duisburg-Essen bietet an ihren elf Fakultäten insgesamt 247 Studiengänge an. So kann man neben klassischen Studiengängen wie BWL, Lehramt, Psychologie, Ingenieurwissenschaften und Medizin auch Politikwissenschaften, Mechanical Engineering und Water Science studieren. Profilschwerpunkte zählen die Nano- und die Biomedizinischen Wissenschaften sowie die Urbanen Systeme und der Wandel von Gegenwartsgesellschaften.
Besonders unterstützt die Hochschule mit Programmen wie „Chance hoch 2“ oder dem „TalentKolleg Ruhr“ sogenannte Bildungsaufsteiger. Der Anteil junger Frauen und Männer, die als erste in ihrer Familie studieren, ist an der UDE besonders hoch. Die Talente werden bereits in der Schule von Talentscouts gefördert, um die Möglichkeiten kennenzulernen, die ihnen eine Universität später bieten kann. „Wir helfen allen, an sich zu glauben“, so Jazwinski. Bildungsgerechtigkeit wird an der UDE großgeschrieben. Die UDE war 2008 bundesweit auch die erste Universität, die ihren Anspruch auf Förderung der Vielfalt mit einem eigenen Prorektorat „Diversity Management“ unterstrich.
„Wir sind keine Traditionsuniversität“, erklärt Olivia Jazwinski, deshalb denken wir nicht in Grenzen, sondern in Möglichkeiten.“ Dazu gehört etwa die Vernetzung in strategischen Partnerschaften – sie steigern die wissenschaftliche Schlagkraft und fördern die Wahrnehmung über die eigenen Grenzen hinaus.
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Mit den Nachbar-Universitäten Bochum und Dortmund bildet die UDE deshalb die Universitätsallianz Ruhr. Mit insgesamt 120.000 Studierenden und 14.000 Wissenschaftlern gehört sie zu den größten und leistungsstärksten Wissenschaftsstandorten Deutschlands. Außerdem ist die UDE als einzige deutsche Hochschule Mitglied in „Aurora“, einem europäischen Verbund von neun forschungsstarken Universitäten mit besonderem gesellschaftlichen Anspruch. Auch im Ausland hat die UDE mehr als 100 Kooperationspartner. Die westlichste Universität liegt in Bellingham an der US-Westküste – 7.800 Kilometer von Duisburg entfernt.