Duisburg. Anti-Terror-Poller sollen den Weihnachtsmarkt in Duisburg sichern – für eine 77-Jährige wurden sie aber zur Stolperfalle. So reagierte die Stadt.
Die Anti-Terror-Sperren in Duisburg am König-Heinrich-Platz sollen Gefahren abwehren und zur Sicherheit der Besucher des Weihnachtsmarktes beitragen. Doch für Heidemarie F. wurden die Dreifach-Poller zu einer Gefahrenquelle. „Ich habe Verletzungen im Gesicht, an den Gelenken und beiden Knien“. Warum es zu dem Sturz kam und wie die Stadt darauf reagiert:
„Ich war mit Freundinnen auf dem Weg in die Mercatorhalle“, sagt die Duisburgerin, als sie Ende November am Freitagabend an den Anti-Terror-Pollern vorbei musste. In der Dunkelheit stolpert die Seniorin. Doch worüber? Zur Gefahr wurden nicht die rot-weiß-gelben Dreifach-Poller, die auch liebevoll „Zuckerstangen“ genannt werden, sondern die schwarzen Anti-Rutschmatten darunter.
Anti-Terror-Poller: Seniorin stürzt über Anti-Rutschmatte
Eine der Matten hatte sich mehrere Zentimeter nach oben gewölbt und wurde so zu einer Stolperfalle. Sie kommt ins Straucheln, fällt auf beide Knie und anschließend mit dem Gesicht gegen einen der Stahlstreben. „Ich stand komplett unter Schock“, sagt die 77-Jährige. Der Theaterbesuch fiel ins Wasser, stattdessen ging es nach Hause.
„Ich dachte zuerst: Mit kalten Umschlägen auf den Knien wird es schnell besser.“ Doch am nächsten Morgen hatte sie am ganzen Körper Blutergüsse. Mit den unschönen Verfärbungen der Haut traut sich die Senioren die ersten Tage nicht vor die Haustür. Am Montag geht sie zum Arzt: „Sie haben gesagt, ich hatte Glück im Unglück.“ Jochbein- oder Schädelbruch sind nur zwei der Szenarien, die hätten passieren können.
Darum sind die Poller mit Anti-Rutschmatten unterlegt
Doch warum sind die Poller mit schwarzen, bei Dunkelheit nur schwer sichtbaren, Matten unterlegt? „Zur Reduzierung von Gefahren durch wippende Elemente auf unebenem Boden werden die Poller durch Anti-Rutschmatten ausgeglichen beziehungsweise gesichert“, erklärt Stadtsprecherin Gabi Priem. Für die Festlegung der Aufstellorte der Sicherheitspoller sowie die Art und Weise der Aufstellung ist die „Stabstelle Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz“ zuständig.
Mehrmals wöchentlich, so die die Stadt, werden die Standorte der Sperrstellen kontrolliert. Die gewölbte Matte, so scheint es, ist bei Kontrollen nicht bemerkt worden. Unabhängig von der Schuldfrage möchte sich die Stadt aber bei Heidemarie F. entschuldigen. Den Sturz der Passantin habe die Stadt zum Anlass genommen, „als Nachbesserung umgehend alle Anti-Rutschmatten zum Rand einzukürzen, sodass keine Stolpergefahr mehr durch hochstehende Kanten gegeben sein sollte.“
Hat die Stadt ihre Verkehrssicherungspflicht verletzt?
Für die 77-Jährige stellt sich dennoch die Frage, ob die Stadt ihre Verkehrssicherungspflicht verletzt hat. Ihre Freundinnen haben geraten, die Stadt gerichtlich zur Rechenschaft zu ziehen. „Ich habe aber leider keine Rechtsschutzversicherung“, bedauert die Seniorin. Doch welche Aussichten hätte eine Klage?
„Jeder Fall bei der Verkehrssicherungspflicht ist individuell zu betrachten“, sagt Rechtsanwalt Frank Horn, Experte für Verkehrsrecht bei der Kanzlei Altenburg an der Stresemannstraße. Es seien nicht die Fälle, bei denen Mandaten siegessicher auf die Schulter geklopft werde – „die Chancen stehen oft 50:50.“
Für die Stadt spricht etwa: Die Dreifach-Poller weisen per se mit den rot-weiß-gelben Signalfarben auf eine Gefahrenstelle hin. Besonders achtsam ist nun auch Heidemarie F.: „Wenn ich die Terrorpoller sehe, bin ich auf Habachtstellung.“ Pünktlich zum Weihnachtsmarkt hätten eigentlich 147 versenkbare Anti-Terror-Poller statt der provisorischen Zuckerstangen die Stadt sichern sollen. Doch die hydraulischen Edelstahl-Poller wurden nicht fertig.