Duisburg. Positive Botschaften über Duisburg senden wollte die Stadt mit dem Spruch „Duisburg ist echt“. Das geht nach hinten los – und das ist fatal.
Duisburg hat echt etwas zu bieten. Jedem Einheimischen sei eine Stadtrundfahrt ans Herz gelegt: Nach der Tour weiß so mancher mehr über seine Heimatstadt, als er während Jahrzehnten vor Ort selber erfahren hat. Duisburg bietet Bewegendes, Überraschendes, Witziges, Kurioses, Schönes, Bemerkenswertes. Nicht auf Hochglanz poliert, sondern ungeschliffen, rau. In selbstbewusster Anlehnung und Verdrehung des ursprünglichen Adjektivs kursiert für so etwas das Wort „Pottschön“ im Netz. Es ist vermutlich das, was die Schöpfer der Wort-Bild-Marke „Duisburg ist echt“ meinen. Schade, dass der Slogan echt am Ziel vorbeischießt.
Duisburg ist echt – diesen Anfang sollten die Bürger ergänzen, lautete der Aufruf aus dem Rathaus an die Menschen der Stadt. Gehofft haben sie auf Sätze wie: Duisburg ist echt grün, echt lebenswert, echt multikulti, echt sehenswert. Stattdessen ist der Ausspruch schnell zum Synonym geworden für: Hier ist echt alles schlecht. Dem Aufruf zur Ergänzung sind viele Duisburger gefolgt – aber sie schreiben den Satz so fort: Duisburg ist echt… kaputt, verschuldet, katastrophal. Und das sind noch die harmloseren Ausdrücke.
Duisburger betreiben mit „Duisburg ist echt“ frustriertes Heimatbashing
Eine Marke wollte die Stadtverwaltung schaffen, die positive Botschaften sendet: Etwas, das Duisburg nach all den Schlagzeilen um Mafia-Morde, Loveparade und Problemhäuser echt nötig hat. Leider ist die Kampagne echt nach hinten losgegangen. Nun werden neue, negative Botschaften über Duisburg verbreitet. Dabei gab es davon schon vorher echt mehr als genug. Und vor allem: echt mehr, als diese Stadt verdient hat.
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Woanders ist auch sch…, lautet ein bekannter Spruch des Ruhrgebiets. Dank „Duisburg ist echt“ wird aus dieser selbstironischen Einstellung gerade ein frustriertes Heimatbashing, dem jegliche Ironie abhanden gekommen ist. Die Stadt, die echt so vieles ist und doch so oft nur auf ihre Schwächen reduziert wird, sendet damit nach außen das Signal: Seht her – hier ist es noch viel schlimmer, als Ihr ohnehin schon dachtet. Das ist fatal, denn damit schwächt Duisburg sich selbst: als Heimatstadt, als Arbeitsplatz, als Touristenziel.
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„Duisburg ist echt“: Mit dieser Wort-Bild-Marke hat die Stadt sich selbst einen Bärendienst erwiesen. Der Gedanke dahinter war gut; der Slogan ist es nicht. Ebenso wenig wie die oben zitierten Reaktionen darauf. Es macht mich traurig, Sprüche wie diese über meine Heimatstadt lesen zu müssen. Denn Duisburg hat echt: was Besseres verdient.