Duisburg-Rheinhausen. Die Niag kürzt die Buslinie 914. Bei einer Bürgerversammlung haben Anwohner über die Folgen diskutiert – und Lösungsvorschläge gemacht.
Geschäftiges Stühlerücken und lautes Stimmengewirr bestätigen schon vor Beginn der Bürgerversammlung am Donnerstagabend im Johannes-Büttner-Haus: Die Friemersheimer haben akuten Redebedarf. Sie alle ärgern sich über den neuen Nahverkehrsplan der Niag, der ab Dezember eine Kürzung der unter der Woche halbstündlich fahrenden Moerser Buslinie 914 vorsieht. Die Endstation wird von der Turmstraße zum Hochemmericher Markt versetzt. Dann fährt nur noch stündlich die Krefelder Linie 927 bis zum Rheinhauser Markt. Durch die Änderungen fühlen sich die Anwohner der Eisenbahnsiedlung und des historischen Dorfkerns abgeschnitten, wie ein Anwohner bei der Bürgerversammlung emotional erklärt: „Hier wohnen auch Menschen, nicht nur im Duisburger Zentrum.“ Lauter Applaus kommt auf.
„Wir sind auf eine vernünftige Busanbindung angewiesen“, betont auch Michael Küsters von der Interessengemeinschaft Hohenbudberg/Eisenbahnsiedlung zu Beginn der Diskussion, an der Ralf Zigan vom Duisburger Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement ebenfalls teilnimmt. Denn, das erklärt Zigan direkt zu Beginn: „Wir sind nicht allwissend und ich kann heute hoffentlich einige Anregungen für die Politik mitnehmen.“ Anregungen gibt es viele und so melden sich nach und nach die vielen Anwohner zu Wort, die in den Räumen kaum Platz finden und zum Teil draußen vor der Tür stehen müssen.
Anwohnerin spricht von „Lücke für Grundschüler“
Unter ihnen ist auch Melanie Hermes, die vier Kinder hat und in der Schulpflegschaft der Gemeinschaftsgrundschule Marktstraße ist. Sie will vor allem auf die „Lücke für Grundschüler“ im neuen Nahverkehrsplan aufmerksam machen. „Wenn die Erstklässler um 11.40 Uhr Schluss haben, konnten sie früher um 11.52 Uhr die 914 nehmen. Jetzt müssen sie rund eine Stunde am Friemersheimer Markt warten“, erklärt sie. Dass dagegen die 914 jeden Schultag noch ein einziges Mal um 7.18 Uhr fährt und drei Minuten später die 927 kommt, sei aus ihrer Sicht völlig unverständlich. Für ihre Worte erhält sie große Zustimmung, viele Eltern haben ähnliche Sorgen.
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Ihnen allen gibt Zigan zu „hundert Prozent Recht“, verweist allerdings auch auf die privatwirtschaftlichen Interessen des Moerser Unternehmens Niag. Die Linie 914 habe sich nicht mehr rentiert, weshalb es überhaupt erst zu der Kürzung gekommen sei. Trotzdem sollte die Kooperation aus der kommunalen DVG mit Moerser und Krefelder Verkehrsbetrieben im Sinne der Daseinsversorgung gut funktionieren. So müsse vor allem der Fahrplan der Einsatzbusse noch einmal überarbeitet werden. Den Vorschlag einiger Anwohner, die Linien 922 oder 923 statt am Friemersheimer Markt mit der „unsäglichen Parksituation“ in der Eisenbahnsiedlung pausieren zu lassen, werde er ebenfalls prüfen.
Die Krefelder Buslinie 927 soll weiterhin fahren
„Wann kann ich denn mit Änderungen rechnen?“, fragt schließlich Anwohnerin Sarah Bach. Zigans Antwort dürfte keinen der Anwesenden so richtig zufriedenstellen: „Es muss jetzt erst einmal einen Beschluss zur Änderung geben.“ Kleine Änderungen seien zum Sommer vorstellbar, größere dagegen erst zum Winter 2020. Eine positive Nachricht hat er dann aber doch noch zu vermelden: „Ich kann Ihnen versichern, aktuell gibt es keine Bestrebungen der Krefelder, die Buslinie 927 einzustellen.“
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Am Ende zieht Michael Küsters von der Interessengemeinschaft ein gemischtes Fazit: „Die Politik hat hier gepennt, jetzt müssen alle an einem Notfallplan arbeiten.“ Und das möglichst schnell.