Duisburg. Das Amateur-Ensemble der Duisburger „Säule“ erzählt die Alten-WG-Geschichte mit neuen Mitbewohnern weiter. Es hat eine positive Botschaft.

Es ist viel passiert in den letzten Jahren in der Best-Ager-WG. 2017 war in der „Säule“ der Vorhang gefallen für das Stück über eine Alterswohngemeinschaft, in der die Generation Ü 60 so kreischend bunt und flott zu erleben war wie in wilden „Love & Peace“-Jugendtagen. Jetzt erzählt „Die fidel-verrückte Hippie-WG“ die Geschichte weiter.

Die WG sucht nach neuen Mitbewohnern, und auch eine „Perle“ für den Haushalt soll engagiert werden, denn die Hippie-Senioren halten sich nicht an den Putzplan, und der Huflattichsalat macht die „fleischfressenden Pflanzen“ im Haus nicht glücklich (die über die Bühne geschleppte Rinderhälfte ist wieder ein hübscher Gag).

Neue Mitbewohner werden geschickt eingebaut

Säulen-Chefin Martina Linn-Naumann baut die neuen Mitbewohner geschickt in die Alt-WG ein, die so groß wird, dass auch die Bühne wachsen musste und jetzt L-förmig in den Raum des kleinen Theaters ragt. Schneiderin Katja hat ein Mundwerk wie eine Nähmaschine und kämpft beim Einzug mit der Einrichtung ihres Dachzimmers. Sie hat das Talent, immer im falschen Moment aufzutauchen. Vor allem, wenn zarte Bande geknüpft werden.

Denn es ist Mai, wie der Kalender zeigt, der stets das aktuelle Datum zeigt. Während sich die Beziehung zwischen Malerin Evi, die für neue Motive ein männliches Aktmodell sucht, und des kölschen Machers Herbie (harte Schale, weicher Kern) abkühlt, findet der langhaarige Ex-Arzt mit Kräuter-Expertise in der neuen Mitbewohnerin Doris eine zarte Seele, die von ihrem Mann gegen eine Jüngere ausgetauscht worden ist.

Regisseur Horst Naumann führt die Darsteller zu erstaunlichen Leistungen

Auch der stets schlaftrunkene Siggi, der als DJ bei 70er Jahre Parties auflegt, wird hellwach, als die attraktive Tai-Chi-Lehrerin das Wohnzimmer betritt. Und mit Haushaltshilfe Annie, ein munterer Wonneproppen in Pink, kommt auch ihr Freund Freddie als Besucher hinzu, muskulös, aber nicht die hellste Kerze auf der Torte. Erstaunlich, zu welchen Leistungen der Bühnen- und Fernsehschauspieler Horst Naumann als Regisseur dieses Ensemble von spätberufenen Darstellern führt, wie er die Charaktere formt. Hier wird Text nicht aufgesagt, sondern mit Leben gefüllt.

Das mit Wortwitz geschriebene Stück unterhält mit schrillen, auch klamaukigen Szenen wie den bekifften Ladys auf dem Sofa oder „Adonis“ Herbie mit Toga und Lorbeerkranz, und nachdenklichen Passagen, in denen Einsamkeit, finanzielle Sorgen und Sehnsucht nach Liebe deutlich werden. Musik von Hildegard Knef bis zu den Rolling Stones sorgt für Zeitkolorit. Bei „Satisfaction“ klatscht das Publikum mit, und am energiegeladenen Ende feiert das Ensemble Party-Time und ermuntert: „Hau auffe Kacke, sei mal happy!“