Duisburg. Der IMD-Chefsessel wird zum Schleudersitz. Ein Nachfolger muss für Jürgen Kugelberg gefunden werden. Der Personalrat kritisiert die Politik.

Beim städtischen Immobilienmanagement IMD ist Jürgen Kugelberg Geschäftsführer auf Abruf bis sein Nachfolger gefunden ist. Dass die SPD/CDU-Koalition im Rat die Zusammenarbeit mit dem 62-Jährigen nicht fortsetzen will, sorgt nicht nur für Irritationen in der Belegschaft, wo der IMD-Chef als beliebt gilt. Fragt sich, wer künftig die Verantwortung übernimmt für den städtischen Eigenbetrieb, dessen Probleme seit seiner Gründung vor fast 18 Jahren die gleichen sind. Bei der Personalversammlung der städtischen Mitarbeiter am vergangenen Dienstag warnte der Personalratsvorsitzende Rainer Hagenacker vor einem Postenschacher bei der Nachfolgersuche.

Der Baumanager, vormals für Bilfinger & Berger tätig, war erst vor gut einem Jahr geholt worden, um den Betrieb gemeinsam mit der Unternehmensberatung PwC zu analysieren, reorganisieren und neu auszurichten. Noch im September, bei Abgabe des neuen Konzepts für einen Eigenbetrieb, der sich fortan auf Verwaltung, Instandhaltung und Sanierung der 1200 städtischen Immobilien konzentrieren soll, galt ein weiteres Engagement des Sanierers eigentlich als gesetzt. In der Belegschaft habe er den Eindruck eines Machers vermittelt, der nach dem Gespräch mit den Mitarbeitern die Probleme anpackt, heißt es. „Jürgen Kugelberg hat dem IMD gut getan“, sagt auch Stadtdirektor Martin Murrack, sein Co-Geschäftsführer beim IMD.

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Politik kritisiert mangelhafte Kommunikation

„Als Baufachmann gibt es keine Kritik an ihm“, versichert CDU-Fraktionschef Rainer Enzweiler. Der Krisenmanager sei von vornherein „als Interimslösung“ verpflichtet worden, sagt auch Bruno Sagurna (SPD) – mit der Vorlage des Konzepts zur Neuausrichtung sei seine Mission erledigt. Eine Sprachregelung, die unterschlägt, dass die Kommunalpolitik dem mitunter hemdsärmeligen Mann vom Bau wegen dessen mangelnder „Kommunikationsfähigkeit“ ablösen will. „Monatelang haben wir auf Informationen vom IMD gewartet“, beklagt Enzweiler, auch der Kontakt mit den IMD-Kunden habe sich seit der Amtsübernahme Kugelbergs zu wenig verbessert. Bruno Sagurna: „Wir haben mehr von ihm erwartet.“

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Er habe den Informationsbedarf der Politik „wahrscheinlich unterschätzt“, räumt Kugelberg selbst ein. Er weist darauf hin, dass auch bei der Kommunikation „Erwartungen und Leistungsfähigkeit des IMD weit auseinanderklaffen“. Die Kritik sei berechtigt, „aber für die Öffentlichkeitsarbeit habe ich keine Mitarbeiter“. In den Ausschüssen, sagt Kugelberg, habe er stets das offene Wort gepflegt. Dabei: Die ungeschminkte Wahrheit etwa zum Zustand der Schulen – 60 Jahre Sanierungsstau, Gesamt-Sanierungsbedarf von 400 bis 500 Millionen Euro – hörte mancher auch dort nicht gern. Dabei räumt auch Bruno Sagurna eine Mitverantwortung der Politik für den Zustand des IMD ein: „Wir haben ihm zu viele Aufgaben aufgebürdet.“

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CDU schließt externe Nachfolge-Lösung nicht aus

Gesucht: Vierte Geschäftsführung in vier Jahren

Unterfinanzierung und mangelnde Personalausstattung sind die Geburtsfehler, die das IMD begleiten, seit es als städtischer Eigenbetrieb im Jahr 2002 aus der einstigen Hochbauverwaltung hervorging. Diverse Gutachten beauftrage die Politik seither, um eine Strukturreform zu bewirken, allerdings blieben die grundlegenden Probleme ungelöst.

Nun wird die Geschäftsführung zum vierten Mal binnen vier Jahren neu besetzt. Auf Uwe Rohde (bis November 2015) folgte das Duo Christof Weber/Karl-Wilhelm Overdick (bis Oktober 2018), ehe Jürgen Kugelberg als Sanierer geholt wurde.

Überrascht reagiert der Personalrat der Stadt auf den Abschuss des Managers. „Es spricht wenig dafür, die Pferde zu wechseln, wenn sie in die richtige Richtung traben“, sagt Rainer Hagenacker. Mehr als eine halbe Million Euro für das PwC-Gutachten auszugeben, mache nur Sinn, wenn es auch umgesetzt werde, so der Personalratsvorsitzende. Dringender als einen neuen Chef brauchte das IMD „mehr Personal, Geld und Zeit.“ Er befürchte, dass der Frust die Belegschaft nun zusätzlich lähme. Vor einem erneuten „Versorgungsposten“ warnt Hagenacker ebenso wie vor „Privatisierungsphantasien“. Zumindest die CDU, die 2016 ihren Ratsherren Karl-Wilhelm Overdick an der Seite von Christof Schulz installierte, hat daraus offenbar gelernt. „Wir schließen auch eine externe Lösung nicht aus“, so Fraktionschef Enzweiler. Ob sich ein besserer Kandidat für einen Chefsessel findet, der immer mehr zum Schleudersitz wird, bleibt indes abzuwarten.