Duisburg. Erste Ideenwerkstatt der IHK zur Zukunft des ehemaligen Duisburger Güterbahnhofgeländes: Arbeiten, Wohnen und Freizeit sollen vereint werden.

Es ist ein Filet-Grundstück für Duisburg. Vor gut einem Monat kam die Nachricht, dass die Gebag die „Duisburger Freiheit“ erworben hat. Damit liegt es nun wieder in städtischer Hand, was auf der Brache an der A 59 entsteht. Im September soll eine Bürgerbeteiligung starten. Ideen sind aber bereits jetzt auf dem Markt. Zu einem ersten Workshop haben sich nämlich in dieser Woche Unternehmer und Experten bei der Industrie- und Handelskammer getroffen. Schnell waren sie sich einig: „Die Fläche, die ein internationales Einfallstor für Duisburg ist, soll zu einem zeitgemäßen, europäischen Stadtquartier entwickelt werden, das keine Monostruktur hat“, fasst IHK-Geschäftsführer Michael Rüscher die Ergebnisse zusammen.

Konkret heißt das: In Anlehnung an den Foster-Plan soll es eine Mischung aus den drei Bereichen Arbeiten, Wohnen und Freizeit geben. „Wir haben uns an Foster orientiert, aber nicht alles übernommen“, sagt Rüscher. Einig sei man sich darin gewesen, dass die Lage mit der Anbindung an die A 59, der Nähe zum Flughafen und Bahnhof für internationale Unternehmen interessant ist. „Wir sollten nicht nur auf Duisburg bezogen denken, sondern regional,“ sagte denn auch Duisburgs Stadtplaner Martin Linne. Er sei überzeugt, dass Foster mit seinen Plänen auf der richtigen Fährte war mit seinem Mischkonzept.

Die Wirtschaftsvertreter sehen zwei Möglichkeiten: Man könnte die Fläche in ihrer Nutzung entweder europäisch durchmischen oder aber klar in drei Bereiche einteilen. Das Schlagwort „Arbeiterwohnung 2.0“ machte die Runde, meint: „Die Werkswohnung von einst auf ein neues Niveau zu heben und Job und Wohnung am Standort auf dem Gelände zu verbinden“, erklärt Rüscher.

Karl-Lehr-Tunnel auf dem Prüfstand

Zugleich soll das Gelände durch einen hohen Grünanteil Freizeitwert besitzen und an den Sportpark Wedau oder die Sechs-Seen-Platte angebunden werden. Einig waren sich die Vertreter aus Wirtschaft und Handel auch darin, die Gedenkstätte zum Love-Parade-Unglück dort zu lassen, wo sie ist. Der Karl-Lehr-Tunnel dagegen sollte auf den Prüfstand. Er, so die Idee, könnte zum Teil weichen, um eine Anbindung des neuen Stadtquartiers Richtung Neudorf zu schaffen. Denn das Problem des Geländes seien seine Zugänge und die Anbindung beispielsweise an die Innenstadt: „Es gibt keine gute Wegeachse“, sagt Michael Rüscher. Die Koloniestraße muss überquert und das Lanuv und Intercity-Hotel umgangen werden. Deshalb müsse man „eine isolierte Flächenanbindung schaffen, die aus sich heraus lebt.“ Möglich könnte eine Anbindung des Geländes an die Innenstadt über die Düsseldorfer Straße und den Kantpark sein.

Blick auf Düsseldorf

Berücksichtigen müsse man auch, „dass es durch die Autobahn und Bahnstrecke eine hohe Lärmbelastung gibt“, sagt Jörg Faltin vom Düsseldorfer Planungsbüro Faltin & Sattler. Der Projektentwickler moderierte die Ideenwerkstatt und lenkte den Blick auf Düsseldorf und den dortigen „Grünen Ring“ auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände in Derendorf, der jetzt die Stadtteile Pempelfort und Düsseltal miteinander verbindet.

Faltin ist gespannt, welche Ideen die Bürger im September einbringen. „Oft kommt eine sehr gute Mischung zusammen, wenn die Ideen der Experten und Bürger zusammengebracht werden“, so Faltin. Und das in Ruhe. Denn eines sollten sich alle Beteiligten jetzt aber auf jeden Fall nehmen: „Zeit.“