Duisburg. Weil Personal in den Kitas fehlt, können Kinder in vielen Duisburger Einrichtungen nicht betreut werden. Eltern: „Untragbare Arbeitsbedingungen.“
Der Personalmangel in Duisburger Kitas führt zu verzweifelten Aushängen: „Bitte betreuen Sie ihr Kind zu Hause. Es fehlen fünf Vollzeitkräfte und deshalb können nur die Kinder berufstätiger Eltern betreut werden.“
Dieser Zettel hängt in roten Lettern an der Außentür einer Duisburger Kindertagesstätte. Darüber hängt eine weitere Nachricht: Am 20. November geht das gesamte Team zur Personalversammlung - der Kindergarten bleibt geschlossen. Engpässe, wie es sie jede Woche an so ziemlich jeder Kita in Duisburg zu geben scheint.
Viele Eltern klagen über Notgruppen in den Kitas
Eine kleine (nicht repräsentative) Umfrage stand erst eine Stunde in der Facebook-Gruppe Mütter in Duisburg, da gab es schon über 60 Kommentare. In einem Kindergarten wurden statt neun Gruppen nur zwei Notgruppen geöffnet. In Bissingheim würden wegen Krankheit und Schwangerschaft so viele Mitarbeiter fehlen, dass eine Kraft auf 27 Kinder komme.
In Großenbaum am Walderbenweg sollte Freitag geschlossen sein. Grund: Eine Erzieherin krank, eine Teilzeitkraft hat frei und eine muss zum Erste-Hilfe-Kurs. Springer seien leider nicht verfügbar. Andere Mütter ärgern sich darüber, ihr Kind selbst betreuen zu müssen und dennoch den vollen Betrag zahlen zu müssen.
In einem weiteren Kindergarten im Duisburger Süden habe jede der drei Gruppen nur eine Betreuungsperson, berichtet eine Mutter. Sie findet die Kita „eigentlich wunderschön“ und will der Einrichtung nicht schaden. „Denn die, die da sind, geben alles und noch mehr, sie haben es sogar geschafft, mit den Kindern Laternen zu basteln“.
Mutter: 24 U3-Kinder für nur zwei Erzieherinnen
Eine andere Mutter schreibt, dass sie ihr Kind aus der U3-Betreuung wieder abgemeldet hat: 24 kleine Kinder unter drei Jahren auf zwei Erzieher - das erschien ihr zu knapp. Ihren Namen will sie wie die meisten anderen Mütter nicht nennen. Die Sorge ist groß, dass die Kinder das ausbaden müssen.
Bereits Ende August hat sich Simone Zapp an OB Sören Link gewandt, um als Mitglied des Elternrates der Kita „In den Haesen“ in Homberg „teilweise untragbare Arbeitsbedingungen für unsere immer sehr engagierten Erzieherinnen“ zu beklagen. Es gebe keinen Personalpuffer mit der Folge, dass mit Beginn der Urlaubs- und Krankheitsphase zu wenige Betreuer zur Verfügung stehen. Ausflüge und Rituale wie das Backen von Geburtstagskuchen müssten deshalb abgesagt werden, so Simone Zapp. „Der Kita-Alltag leidet darunter sehr.“ Bereits im September wurden die Eltern an mehreren Tagen aufgefordert, ihre Kinder selbst zu betreuen, um die Gruppenstärke zu reduzieren. „Es waren über Wochen zu wenige Erzieherinnen im Einsatz. Es war nicht möglich, Mitarbeiterinnen aus der Personalreserve zu gewinnen, da schlichtweg keine mehr zur Verfügung standen“, hieß es Anfang Oktober in einem Brief, mit dem sich die Eltern der Homberger Kita erneut an den OB wandten.
Immerhin gibt es auch positive Kommentare - etwa aus der Kita Schachtstraße in Wehofen: Eine Gruppe, 2,5 Erzieher und häufig Praktikantinnen on top. „Wir sind zufrieden“, schreibt eine Mutter. Und regelrecht neidisch macht dieser Kommentar: „Bei uns ist alles super“ 17 Kinder auf 4 Erzieher plus Praktikantin!“ - in einem Betriebskindergarten.
Stadt dementiert: Aktuell keine Notgruppen
Die Stadt dementiert die Berichte von Eltern über Notgruppen. „Aktuell gibt es keine Notgruppen. Die Personalausfälle sind nicht einem grundsätzlichen Personalmangel geschuldet, sondern der derzeitigen Erkältungswelle“, so ein Stadtsprecher am Freitag. Es habe bislang keine einzige Kita-Schließung gegeben: „Eine Reduzierung von Angeboten erfolgt nur in ganz seltenen Ausnahmefällen.“
Mit derzeit 906 Vollzeitstellen sei es „gut gelungen“, dem Stellensoll in den 79 städtischen Kitas zu entsprechen, erklärt die Stadt. Zum 30. September seien lediglich 2,4 Prozent der Stellen, nämlich 22 von 906, unbesetzt gewesen. Das entspreche einer „unterdurchschnittlicher Fluktuationsunterbesetzung“. Bis Jahresende sollen zehn Beschäftigte aus Elternzeit zurückkehren.
Insgesamt beschäftigt die Stadt in ihren Kitas 1.151 pädagogische Mitarbeiter/innen. 48 Mitarbeiter/innen arbeiten als Springer/innen für kurzzeitige Vertretungen in Urlaubs- und Krankheitsfällen (maximal bis zu fünf Wochen) und werden im gesamten Stadtgebiet eingesetzt, erklärt die Verwaltung.