Duisburg. Den 40. Gründungstag hat das Diakoniewerk jüngst gefeiert. Jetzt rüstet es sich für die Zukunft. Weitere Expansion ist durchaus möglich.

Auf den 40. Jahrestag seiner Gründung hat das Diakoniewerk in der vergangenen Woche mit einer Feier im Steinhof zurückgeblickt, gleichzeitig arbeitet das Sozialunternehmen an seiner Zukunft. „Wir wollen weiter in den Bereich Arbeit und Qualifizierung investieren“, kündigt Geschäftsführer Udo Horwat an. Am Sitz an der Paul-Rücker-Straße in Neumühl steht dazu eine neue Halle vor der Einweihung.

Ute Schiemann ist eine der letzten Mitarbeiterinnen, die sich noch an die kleinen Anfänge in der Obdachlosenhilfe im „Haus am Hafen“ erinnern können. Es war die Keimzelle des Unternehmens, das heute fünf Fachbereiche und rund 500 Mitarbeitern an 35 Standorten in Duisburg zählt. Geblieben ist die Motivation und das Ziel, das die Sozialarbeiterin so formuliert: „Es ging um die Vorbereitung auf ein selbstständiges Leben in der Gesellschaft.“

Eine „logische Konsequenz“ nennt es Udo Horwat, Menschen für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren, Beschäftigung zu organisieren, um den Kreislauf aufzubrechen von Arbeitslosigkeit und Armut, zunächst oft begleitet von Alkoholsucht, heute zumeist von Drogen-Konsum. Ebenso naheliegend war das Engagement in der Suchhilfe. Mit dem Haus an der Buche und dem Peter-Beyer-Haus betreibt das Diakoniewerk Einrichtungen für Alkoholiker auf dem Weg in die Abstinenz, übernahm 1999 vom Gesundheitsamt die Drogenberatungsstelle, die heute im Suchthilfeverbund mit Caritas und Stadt betrieben wird. Fachkliniken für Entzug in Moers und Kempen gab das Unternehmen vor drei Jahren auf.

Möbellager als Keimzelle für die Kaufhäuser der Diakonie

Ein Möbel- und Kleiderlager betrieb deshalb zunächst das „Diakoniewerk für Sozialtherapie“ – so der ursprüngliche Name. Es war der Ursprung für heute sieben Kaufhäuser der Diakonie (KaDeDi), davon drei in Duisburg. Sie bieten sowohl Arbeitsplätze als auch Chancen zur Qualifizierung in kaufmännischen Berufen. Schon bald begann auch die Suche nach Alternativen für das Haus am Hafen, bald stigmatisiert als „Bullenkloster“.

„Wir haben erste WGs im Stadtgebiet eröffnet“, erinnert Ute Schiemann. Mit der Gesellschaft für innovative Sozialforschung (GIS) aus Bremen stellten Diakoniewerk und Stadt Mitte der 1980er Jahre das Hilfesystem zur Vermeidung von Obdachlosigkeit neu auf. „Damit sind wir heute noch bundesweit ziemlich bekannt“, sagt Ute Schiemann, „aktuell gibt es rund 100 stationäre und teilstationäre Plätze“.

Rund 1300 Menschen suchen pro Jahr die Beratungsstelle der Wohnungslosenhilfe auf, mit dem Amt für Soziales und Wohnen gibt es eine enge Kooperation. Jüngst wurde das Projekt „108 Häuser“ verlängert. Sein Ziel: gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft in jedem Stadtquartier Wohnraum für von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen zu schaffen.

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Inwerk ist der Inklusionsbetrieb des Diakoniewerks, der Handwerksleistungen anbietet. Im Bild: Malermeister Wolfgang Krüger (links) und Dirk Edler-Thiemann stehen in der Werkstatt.
Inwerk ist der Inklusionsbetrieb des Diakoniewerks, der Handwerksleistungen anbietet. Im Bild: Malermeister Wolfgang Krüger (links) und Dirk Edler-Thiemann stehen in der Werkstatt. © Funke Foto Services GmbH | Foto: Lars Fröhlich

Zum größten Fachbereich mit 165 Mitarbeitenden hat sich „Arbeit & Ausbildung“ entwickelt. Mit der Qualifizierung im Garten- und Landschaftsbau in Neuenkamp, Tischlerei und Malerei an der alten Kaserne in Wanheim, wo mit dem Inwerk eine eigene Inklusionsfirma Maler beschäftigt. „Wir können Ausbildung und Umschulung mit pädagogischer Begleitung anbieten. Das gibt es in normalen Firmen nicht“, erklärt Udo Horwat.

Große Fusion vor elf Jahren

Die jüngste Erweiterung liegt gut zehn Jahre zurück: Da wurde der Verein für Ev. Jugendsozialarbeit auf das Diakoniewerk übertragen, Jugendhilfe, Schuldner- und Insolvenzberatung sowie psychosoziale Betreuung kamen hinzu und gingen im fünften Fachbereich Kinder, Jugend und Familie auf. „Da haben wir einen großen Inklusionsprozess erfolgreich hinter uns gebracht“, erinnert Sieghard Schilling, Geschäftsführer von 1996 bis 2017.

Inklusion ist auch ein wichtiges Stichwort für die Zukunft: Die Umsetzung des neuen Teilhabegesetzes beschäftigt derzeit gleich mehrere Arbeitsgruppen. „Das hält uns auf Trab“, berichtet Udo Horwat. Aus größeren Einrichtungen, etwa dem Otto-Vetter-Haus in Ruhrort, sollen kleinere Einheiten werden, in denen die Bewohner möglichst selbstbestimmt leben.

Teilhabegesetz: Sorgen und Bedenken bei Mitarbeitern

„Menschen mit Behinderung sollen einen Platz in der Gesellschaft bekommen, der angemessen ist“, erklärt der Geschäftsführer. „Beim Thema Barrierefreiheit haben wir noch Nachholbedarf.“ Der Wandel – er reicht bis hin zu den Abrechnungsmodalitäten in der Verwaltung – sorge auch für Sorgen und Bedenken bei den Mitarbeitern.“

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Engagieren will sich das Diakoniewerk wie bisher beim Thema „Sozialer Arbeitsmarkt“. Schon heute ist es hier größter Arbeitgeber in der Stadt, bietet Qualifizierung in Handel und Verkauf an. „Ich kann mir deshalb ein weiteres Kaufhaus durchaus vorstellen“, sagt Udo Horwat. Für Langeweile, da ist er sicher, wird’s auch im fünften Jahrzehnt kein Platz sein: „Es wird bunt bleiben.“