Duisburg. Ralf Jäger legt den Parteivorsitz der SPD nieder. Er hat in Duisburg die Arbeit der Sozialdemokraten in den vergangenen 14 Jahren geprägt.

Ralf Jäger hat nach 14 Jahren an der Spitze der Duisburger SPD sein Amt als Parteichef niedergelegt. Der Steuermann der Duisburger Sozialdemokraten verlässt die Brücke in schwieriger Zeit, doch aus dem wichtigsten denkbaren Grund: Die Sorge um seine schwer erkrankte Frau erfordert seine Zeit.

Mit dem 58-Jährigen gibt die prägende Person der vergangenen anderthalb Jahrzehnte das Steuer der SPD aus der Hand. In der öffentlichen Wahrnehmung gab Ralf Jäger stets zwei höchst unterschiedliche Bilder ab:

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Im NRW-Landtag, dem er seit 19 Jahren angehört, profilierte er sich in der Opposition gegen die schwarz-gelbe Koalition als Lautsprecher seiner Fraktion, gab den politischen Muskelprotz, der mit Rücktrittsforderungen schnell bei der Hand war und sich den Beinamen „Jäger 90“ redlich erarbeitet. In der Führung der Partei hielt er sich – von Parteitagen abgesehen, zumeist im Hintergrund. „Jäger denkt, Mettler lenkt, Link rennt“ – so lautete der Spruch zur Aufgabenverteilung zwischen dem Parteivorsitzenden, dem Fraktionschef und dem jungen Walsumer Landtagsabgeordneten.

„Stärkungspakt Stadtfinanzen“ bleibt sein Verdienst

Seine Zeit als NRW-Innenminister begann nur zwei Wochen nach Amtsantritt mit der Loveparade-Katastrophe. Sieben Jahre lang blieb er im Kabinett Kraft die streitbare Figur, an der sich nun ihrerseits die Opposition abarbeitete – sein Verdienst bleibt der „Stärkungspakt Stadtfinanzen“ mit dem er auch für seine Heimatstadt die finanzpolitische Notbremse im Schuldenstrudel zog. In Duisburg war Jäger eine der treibenden Kräfte hinter der Abwahl von OB Adolf Sauerland, Jäger motivierte Sören Link zur Kandidatur für das Amt und setzte ihn innerparteilich durch. Zuletzt hatte er die – für manche Genossen schwierige – neue Struktur der Ortsvereine im Unterbezirk durchzusetzen.

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Dass er auch in der Partei nicht nur Freunde hatte, war ihm wohl bewusst. Aber auch, dass sein Führungsanspruch respektiert wurde. Dass er auf Teamarbeit setzte, nicht zuließ, dass jemand nach vorn drängte, mag sich nun auszahlen, wenn die Riege hinter dem Vorsitzenden gemeinsam in einem schwierigen Kommunalwahlkampf im September die Ratsmehrheit verteidigen muss.

Zwei Favoriten für die Nachfolge

Der Rücktritt des Vorsitzenden wird – voraussichtlich nach der Kommunalwahl im September 2020 – wohl eher als erwartet einen Generationswechsel auslösen. Den Vorstandsmitgliedern aus Jägers Alterskohorte werden keine Ambitionen zugeschrieben, die Blicke richten sich auf die Landtagsabgeordnete Sarah Philipp, seine Stellvertretern. Auch Mahmut Özdemir wird die Parteiführung zugetraut. Ironie der jüngeren SPD-Geschichte: Bei der Auswahl eines Bundestagskandidaten stand der Homberger auf der Liste des Parteistrategen Jäger nicht ganz oben auf dem Zettel.