Duisburg-Rheinhausen. Nach Gottesdiensten in Feuerwehrhäusern und Kneipen hat die evangelische Gemeinde Rheinhausen jetzt ins Fitnessstudio geladen. 100 Gäste kamen.
Die Türe der Umkleidekabine der OSC-Sportwelt in Rheinhausen geht auf. Sportler in Turnschuhen und Trainingsanzug kommen herein. Gerade betritt ein junger Mann das Fitnessstudio. Er schaut überrascht, irgendetwas ist anders als sonst in seinem Studio. In der Nähe des Eingangs steht unübersehbar ein Christuskreuz. Auf dem Tisch liegt eine aufgeschlagene Bibel. Und ein Pfarrer macht sich in seinen weißen Sportschuhen warm – für einen Gottesdienst in der Muckibude.
„Krass!“, sagt der junge Mann grinsend und gesellt sich dazu. Der Pfarrer, der sich da gerade warm gemacht hat, ist Dieter Herberth. Seit 2001 ist Herberth evangelischer Pfarrer des Gemeindeverbandes Rheinhausen. Die evangelischen Kirchengemeinden in Rheinhausen, Rumeln-Kaldenhausen und Friemersheim zählen zum Gemeindeverband. Herberths Credo: „Gott kann man überall und zu jeder Zeit nahe sein.“ Also warum dann nicht auch im Fitnessstudio?
Vorab hat man gute Erfahrungen gemacht: „Wir haben tolle Gottesdienste in Feuerwehrhäusern und Kneipen durchgeführt.“ Warum nun das Fitnessstudio? „Na, weil ich hier trainiere“, schmunzelte Herberth. Ein Trainingsgrund: Seine Arbeit als Berufsschullehrer. „Immer wenn ich an den Sportlehrern vorbeiging, sprachen sie von Fitness.“ Kurzerhand meldete er sich in der OSC-Sportwelt an.
Der Pfarrer auf dem Trimmrad
Auf dem Trimm-Dich-Rad kamen dem Pfarrer viele Gedanken. Zum Beispiel die Frage, was man für ein gutes Aussehen und ein schönes Inneres tun muss. Vollends inspiriert, organisierte Herberth mit den Gemeindemitgliedern einen Gottesdienst. „Ich muss was tun!?“ war am Donnerstagabend das christliche Motto in der OSC-Sportwelt. Das Konzept ging auf. Rund 100 Besucher jeden Alters nahmen an dem Gottesdienst teil.Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger Westen
„Heute erinnern wir nicht an Halloween, sondern feiern Reformationstag“, sagte Herberth einleitend. Jedes Jahr am Reformationstag denken Million Gläubige an den Augustinermönch Martin Luther, der am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen über die Missstände in der katholischen Kirche veröffentlichte.
Herberth fragte, was das Evangelische ausmacht. „Die Pastorinnen und das freie Denken“, sagte eine Gottesdienstbesucherin und bekam großen Applaus. Vom Klavier begleitet, sangen alle Luthers lobpreisendes Lied „Ein feste Burg“. Die feste Glaubensburg gerät schon mal ins Wanken. Herberth blickte auf seinen Bauch: „Fitness hilft nicht immer sofort.“ So sei es auch im Leben, wenn man trotz viel Geld und Ruhm nicht glücklich werde.
Luther entschied sich deshalb gegen den Willen seines Vaters für das Mönchsleben. Er betete, lief zu Fuß nach Rom, fastete und fragte, wo Gott ist: „Dann kam der Moment, der für uns bedeutsam bleibt: Luther erkannte, dass Gott jeden Menschen liebt – auch ohne Ruhm und Leistung.“
Mit viel Musik, guten Gesprächen und ökumenischen Ideen für kommende Gottesdienstorte klang das etwas andere Training im Fitnessstudio aus.
>>> DER PFARRER IM VIDEO
Auf der Facebook-Seite des Kirchenkreises Moers haben die Gemeindemitglieder ein Video hochgeladen, in dem der evangelische Pfarrer Dieter Herberth im Fitness-Studio über Gott, Sport und die Welt nachdenkt.
Einzusehen ist das Video unter www.facebook.com/kirche.moers sowie auf dem YouTube-Kanal des Kirchenkreises Moers.