Duisburg. Die Regionale Ausbildungskonferenz der Niederrheinischen IHK zog Bilanz: Es gibt in Duisburg und der Region wieder mehr Lehrstellen als Bewerber.
Der Ausbildungsmarkt in Duisburg und am Niederrhein entwickelt sich weiter positiv. So sind das betriebliche Lehrstellenangebot erneut gestiegen und die Bewerberzahlen zurückgegangen. „Dies zeigt, dass es eine Verschiebung zugunsten der Jugendlichen gegeben hat und deren Chancen auf eine Ausbildungsstelle spürbar gestiegen sind“, erklärte gestern Jürgen Kaiser von der Niederrheinischen IHK am Rande der regionalen Ausbildungskonferenz mit Blick auf insgesamt 9383 Bewerbern und 8067 Ausbildungsplätzen im Kammerbezirk Duisburg sowie den Kreisen Wesel und Kleve. Damit belegen die Zahlen, dass sich der Markt mittlerweile zu einem Bewerbermarkt entwickelt hat und die Unternehmen verstärkt versuchen, dem drohenden Fachkräftemangel entgegen zu wirken, indem sie vermehrt im eigenen Betrieb ausbilden – sofern sie ihre Stellen besetzt bekommen. Denn hier hakt es noch immer. Insgesamt sind noch 799 Lehrstellen in der Region Duisburg und den Kreisen Wesel und Kleve unbesetzt.
„Besonders betroffen sind kleinere und mittlere Unternehmen“, sagt Matthias Wulfert, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der hiesigen IHK. Er appelliert an die Unternehmen, „auch Bewerbern eine Chance einzuräumen, die vielleicht nicht die erwarteten Qualifikationen, aber Motivation und Talent mitbringen“. Umgekehrt sollten Jugendliche flexibel und bereit sein, auch jenseits des Traumjobs zu schauen. Hier seien auch die Eltern gefragt, die ihre Kinder bei der Suche nach einer alternativen Lehrstelle und für die duale Ausbildung bestärken sollten. „Letztere ist ein Einstieg in ein lebenslanges Lernen und eine gute Alternative zum Studium“, sagt Matthias Wulfert.
Seit Beginn des Jahres geht auch die Agentur für Arbeit neue Wege, die Jugendlichen zu erreichen. „Wir haben unseren Beratungsort in die Schulen verlagert“, erklärt Damian Janik, Geschäftsführer operativ der Agentur für Arbeit in Duisburg. Im Rahmen der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ sei im September die persönliche Beratung in den Schulen noch einmal deutlich ausgeweitet worden – und das bereits in den 8. Klassen. „Die Jugendlichen brauchen das persönliche Gespräch“, sagt Damian Janik. Zudem halte zunehmend auch in der Berufsorientierung die Digitalisierung beispielsweise mit dem Einsatz von VR-Brillen Einzug.
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Nach wie vor gibt es viele freie Lehrstellen im Friseur,- und Gastrogewerbe, aber auch angehende Industriemechaniker werden gesucht – auch jetzt noch, kurz nach dem Start des neuen Ausbildungsjahres. Für Frank Bruxmeier, Geschäftsführer des Duisburger Bildungszentrums Handwerk, „ist es gar nicht mehr so das Thema, ob Jugendliche eine Ausbildungsstelle kriegen, sondern vielmehr, ob sie durchhalten“. Die Herausforderung liege daher vielmehr in der Begleitung der Azubis. Hier spiele auch hinein, „dass die Anforderungen zunehmen. Wer weiß schon, wie die Tätigkeiten in ein paar Jahren aussehen, wenn die Technologien, die heute genutzt werden, alt sind“, schaut Elisabeth Schulte, verantwortlich für den Bereich Bildung beim Duisburger Unternehmerverband, nach vorn. Umso wichtiger sei es, dass die Jugendlichen heute „in einer Ausbildung die Grundlagen erlernen“, so Schulte. Denn: „Logisches Denken wird immer helfen“, ist sie überzeugt.