Baerl. Die Umweltverbände beklagen die starke Ausrichtung der Waldpflege an wirtschaftlichen Zielen. Der Landschaftsbeirat lehnt die Baumfällungen ab
Die Umweltverbände sehen schon seit Jahren das Vorgehen des Regionalverbandes Ruhr im Baerler Busch sehr kritisch und unterstützen nun die Bürgerinitiative „Baerler Busch ist bedroht“. Im Landschaftsbeirat sprachen sie sich eindeutig gegen die massiven Fällungen aus und konnten sich mit sechs Stimmen bei drei Gegenstimmen und ebenso vielen Enthaltungen klar durchsetzen. Jetzt setzt Johannes Meßer (BUND), der Beiratsvorsitzender ist, auf den Druck durch die Politik, die signalisierte Kompromissbereitschaft und die vereinbarte externe Überprüfung. Im Gespräch mit der Redaktion übt er scharfe Kritik an der Strategie des RVR.
Immerhin erkenne Johannes Gerst vom RVR jetzt an, wie er bei der Waldführung deutlich gemacht habe, dass der Wald drei Funktionen habe, nämlich neben der wirtschaftlichen diene er auch der Natur und als Erholungsraum für den Menschen. Das scheint nichts Besonderes. Bei einem Ortstermin mit den Umweltverbänden vor zwei, drei Jahren, als es um eine erste Durchforstung an der Moerser Stadtgrenze ging, war es anders. „ Das war für uns sehr enttäuschend. Die Vertreter des RVR zeigten sich nicht kompromissbereit, sehr hartleibig in der Sache, bei naturschutzfachlichen Aspekten uneinsichtig und argumentierten ausschließlich von der wirtschaftlichen Seite“, erinnert sich Meßer. Da der Termin nicht konstruktiv verlief, hätten die Verbände von weiteren abgesehen. Von den umfangreichen Fällungen habe er erst aus der Zeitung erfahren.
Jetzt betone der Forstwissenschaftler des RVR, dass sie Höhlenbäume besonders schützten, doch damit folge er nur den gesetzlichen Vorgaben, so Meßer, und selbst das habe durch eine Anzeige erzwungen werden müssen. Für den RVR bleibe das wichtigste Kriterium, wie pflege ich den Wald, damit er einen guten Ertrag bringt. Bei der Bekämpfung der amerikanischen Traubenkirsche seien Verbände und Försterei einer Meinung. „Alle anderen Maßnahmen missbilligt der Landschaftsbeirat ausdrücklich“, betont Meßer.
Aber mit der Bekämpfung dieser Art, die alles andere zurückdränge, sei das Ausmaß der Fällungen nicht erklärbar. „Man muss nur auf den Durchmesser der gefällten Stämme blicken. Die Traubenkirsche, die sich nicht verkaufen lasse, habe bestenfalls einen Durchmesser von 15 bis 20 Zentimetern. Außerdem setzte der RVR bei der Aufforstung auf schnellwachsende Nadelhölzer, die im Baerler Busch ebenfalls nicht heimisch sind.
Die ökologische Qualität wird damit deutlich herabgesetzt
Meßers ernüchterndes Fazit: „Bevor der RVR mit der Durchforstung begann, war der Baerler Busch ein naturnaher Waldbestand mit hohen ökologischen Qualitäten. In vielen Bereichen hatte er einen gestuften Aufbau. Jetzt wird er durch den RVR zu einem Wirtschaftsforst umgestaltet und die alten Bäume zu einem großen Teil gefällt. Die ökologische Qualität wird damit deutlich herabgesetzt.“
Verkauf und Erlöse nehmen zu
Die Orientierung an wirtschaftlichen Zahlen, die auch die Initiative kritisiert, lässt sich auch in den Wirtschaftsplänen sowie in der Broschüre „Wald- und Freiflächen in guten Händen“ des RVR nachvollziehen. So sind die Werte für Holzeinschlag, -verkauf und Erlöse, bezogen allerdings auf sämtliche Wälder, die der RVR zwischen Xanten und Hamm bewirtschaftet, deutlich gestiegen. So stieg der Verkauf von 40.753 Erntefestmetern in 2015 auf 56.334 und die Erlöse von 1,43 auf 2,04 Millionen Euro. „Ob die signalisierte Gesprächsbereitschaft nur eine Beruhigungspille oder ernst gemeint ist, wird sich zeigen“, sagt Meßer.