Duisburg. Schon siebenmal hat die Stadt Duisburg wegen Lebensgefahr Häuser von Altro Mondo räumen lassen. Das Unternehmen verteidigt sich und hat Pläne.
In den letzten Monaten wurden sieben Großimmobilien in Duisburg geräumt, weil die Zustände darin lebensgefährlich waren. Der Vermieter immer wieder: Altro Mondo. Das Unternehmen klagt jetzt, man sei als „rücksichtsloser Immobilienspekulant“ an den Pranger gestellt worden – auch von der NRW-Regierung.
Im Vergleich zur Konkurrenz habe man „überdurchschnittlich viel“ investiert. Und das, obwohl „ein nicht geringer Teil der Mieter“ die Miete nicht zahlen würde, Müll nicht sachgemäß entsorge oder Mängel beklage, die unter die Kleinreparaturklausel fallen würden und mithin nicht Sache des Vermieters seien, erklärt ein Pressesprecher für das Unternehmen.
Viele Mängel würden zudem aus mutwilliger Zerstörung resultieren. Jene Mieter, die sich öffentlich beschweren würden, seien mitunter jene, die „seit längerem keine Mietzahlungen mehr geleistet haben“. Ob die Miete wegen der beklagten Zustände einbehalten wurde, hat Altro Mondo in dem Schreiben jedoch nicht aufgelöst.
Kritisiert wird auch das NRW-Landesbauministerium, deren konzertierte Aktion gegen die maroden Miethäuser als „politische PR-Maßnahme“ bezeichnet wird.
Neuer Standort in Düsseldorf soll Betreuung der Mieter verbessern
In einer Presseerklärung versprach Altro Mondo bereits am 2. Oktober, dass man die von den Ordnungsbehörden festgestellten Mängel in Objekten in den zehn NRW-Städten schnellstmöglich beseitigt werde.
Als Ursache für die Verzögerungen bei den Sanierungen einzelner Objekte nennt das Unternehmen einen Mangel an qualifiziertem Personal am Hauptstandort Hannover. Deshalb wolle man eine neue Immobilienverwaltung in Düsseldorf eröffnen, deren 30 Beschäftigte sich auf die Wohnhäuser in NRW konzentrieren sollen. „Durch die größere Nähe zu den Objekten sowie die deutlich höhere personelle Ausstattung werden wir die Betreuung unserer Mieter deutlich verbessern“, heißt es in der Mitteilung. Die Personal-Akquise laufe bereits, im Januar 2020 rechne man mit der Eröffnung.
Umfangreiches Exposé soll „Revitalisierung“ der Objekte belegen
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Auf 64 Seiten breitet Altro Mondo aus, was sich in ihren Liegenschaften getan hat. Zu sehen sind auf den Vorher-Nachher-Bildern vor allem die neu gemalten Fassaden diverser Objekte in Duisburg und im ganzen Ruhrgebiet. Außerdem zu sehen sind einzelne Bäder, die eine Metamorphose durchmachten vom 70er-Jahre-Beige hin zum modernen Weiß-Anthrazit-Look sowie Innenräume, die neue Böden und Wandanstriche erhielten.
Rund 110 Millionen Euro habe man in den vergangenen Jahren in diese „Revitalisierungen“ investiert. „Dadurch wurden jahrelang durch die dortigen Kommunen und vorherigen Eigentümer vernachlässigte Standorte zu modernen, lebenswerten Wohnquartieren umgewandelt. Dabei haben wir gänzlich auf staatliche Förderungen oder Mieterhöhungen im Zusammenhang mit den Sanierungen verzichtet“, betont ein Pressesprecher. Im Jahr 2015 seien alleine in die Duisburger Immobilien ca. 18 Millionen Euro investiert worden. „Diese Investitionssumme ist bei einem Mietniveau von 4,61 € keine Selbstverständlichkeit“, erklärt eine Sprecherin von Altro Mondo.
Keine der Immobilien war zuvor im Besitz der Stadt
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Stadtsprecherin Anja Kopka betont, dass kein einziges der Altro-Mondo-Häuser zuvor in städtischer Hand war. Abgesehen davon gelte die Regel „Eigentum verpflichtet“, daher führe die Kritik am Zustand der Immobilien beim Kauf ins Leere.
Die Stadt geht bei der Unterbringung der Mieter, die aus Sicherheitsgründen ihre Wohnungen binnen Stunden verlassen mussten und nirgendwo anders unterkommen konnten, in Vorleistung. Eigentlich ist das Sache des Vermieters. Die Höhe der Kosten sei noch nicht ermittelt.
Über den gesamten Renovierungsbedarf macht Altro Mondo auf Anfrage keine Angaben. Die Behebung der jetzt festgestellten Brandschutz-Mängel werden auf einen fünf- bis niedrigen sechsstelligen Betrag geschätzt. Die Mängelbeseitigung habe „umgehend begonnen. Es wurde ein Spezialteam eingesetzt, das mit Hochdruck daran arbeitet, dass die Mieter schnellstens wieder in ihre Wohnungen können.“
49 Häuser mit 736 Wohneinheiten in der Hand von Altro Mondo
In Duisburg verwaltet die Altro Mondo GmbH für die Deutsche Grundbesitz AG (DEGAG) 49 Häuser mit 736 Wohneinheiten. Nach Angaben der Stadt sind die meisten Wohnungen inzwischen unbewohnt, darunter ein Hochhaus, dass wegen eines defekten Installationsschachtes seit mehr als zwei Jahren leer steht. Die Wohnungsaufsicht kümmert sich aktuell um 52 Verfahren, heißt es aus der Pressestelle der Stadt Duisburg.