Duisburg. Kerstin Ternes ist Tierärztin im Zoo Duisburg. Sie behandelt Seelöwen, Tiger und Giraffen. Eine spezielle Patientin ist Elefantendame Daisy.
Augenprobleme beim Seelöwen, eine Giraffengeburt oder eine Zahnkontrolle bei Elefanten – die tierischen Patienten von Tierärztin Dr. Kerstin Ternes im Duisburger Zoo sind alles andere als gewöhnlich. Ebenso wie ihr Beruf: „Wir wissen morgens nicht, was der Tag bringt.“
Patientin an diesem Tag: Elefantendame Daisy. Da ihre Stoßzähne porös sind und splittern, erklärt die Zootierärztin, sind diese abgeschliffen und mit Plomben versiegelt. So soll das Verletzungsrisiko gesenkt werden. „Die Plomben müssen regelmäßig kontrolliert werden“, sagt Ternes. Einfach geht das mit einem Eimer Möhren in der Hand. Seit 23 Jahren lebt Daisy im Duisburger Zoo. Bevor sie an den Kaiserberg kam, war sie 14 Jahre als alleiniger Elefant in einem Zirkus.
Zoo Duisburg: Enger Austausch zwischen Ärztin und Pfleger
Für Dickhäuter sind vor allem Backenzähne lebenswichtig. Mit diesen zermalmen die Tiere das Futter. „Elefanten bekommen bis zu sechsmal neue Backenzähne“, erklärt Ternes. Sind die Zähne abgenutzt, wachsen von hinten die nächsten vor und stoßen die alten Beißer raus. Fällt die letzte Generation aus, verhungern Elefanten in freier Wildbahn. Am Kaiserberg ist das anders: Durch eine angepasste Fütterung, mit leicht verdaulicher Kost, können die Elefanten auch ohne Backenzähne überleben.
Seit elf Jahren kümmert sich Ternes um die Sorgen der Zootiere. „Flexibilität ist wichtig.“ Und jede Menge Fachwissen ist gefragt, bei 418 Tierarten am Kaiserberg. Unerlässlich ist die Zusammenarbeit mit den Pflegern. „Die sehen ihre Tiere täglich und merken, wenn etwas nicht stimmt.“ Dabei ist Beobachtungsgabe von Nöten, denn Wildtiere sind gut darin, Krankheiten zu verschleiern: „Zeigt ein Tier eine Schwäche, ist es in der Wildnis Beute.“
Freiwillig kommt kein Patient zur Tierärztin
Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist das tiermedizinische Training der Pfleger mit den Tieren. Delfine, Elefanten und Co. müssen sich zuverlässig berühren lassen – auch an empfindlichen Stellen wie etwa dem Bauch. Gezielte Übungen bereiten die Tiere etwa auf eine Ultraschalluntersuchung oder Blutabnahmen vor. Diese Trainingseinheiten erleichtern die Arbeit der Tierärztin und zeugen von einem intensiven Band zwischen Tier und Pfleger.
Damit dieses nicht zerstört wird, sind Pfleger bei ernsten Eingriffen nicht dabei, etwa wenn die Veterinärin mit Blasrohr und Pfeil ein Tier in Narkose versetzten muss. „Das Vertrauensverhältnis soll nicht gestört werden“, sagt die 44-jährige Tierärztin. Denn das haben wohl alle tierischen Patienten von Kerstin Ternes gemeinsam: Freiwillig kommt keines der Tiere auf den Behandlungsstuhl.
„Sobald er meine Stimme hört, ist er weg“
Gut, dass die großen Zoobewohner in den Genuss eines Hausbesuches kommen – schließlich lassen sich Giraffe, Nashorn und Flusspferd nur schwer von einem Besuch der Veterinärsstation am Kaiserberg überzeugen. Ultraschall- und Röntgengerät sind deshalb auch portabel.
Die Zootierärztin weiß, dass sie für viele Tiere am Kaiserberg die Buhfrau ist. So wie beim sibirischen Tiger El-Roi. „Sobald er meine Stimme hört, ist er weg“, sagt Ternes und lacht. Das liegt an einem Eingriff vor acht Jahren. Damals litt Elroy an einer nervtötenden Wurzelentzündung. Für den komplizierten Eingriff wurde extra ein Zahn-Spezialist aus den USA eingeflogen. Sieben Tierärzte waren beteiligt. Über vier Stunden ging die OP. Heute gehe es El-Roi im Zoo Duisburg blendend. Da verzichtet die Tierärztin gerne darauf, ihn regelmäßig zu sehen.
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