Duisburg. Ousmane C. spricht erstmals über die Prügel-Attacke nach einem Kreisligaspiel. Sein Trainer fordert Kameras an allen Duisburger Fußballplätzen.

Ousmane C. ist nach einem Kreisliga-B-Spiel in Duisburg verprügelt worden. Die Folge: ein doppelter Kieferbruch. Acht Stunden soll er bewusstlos gewesen sein. „Ich dachte, ich sterbe“, sagt der Spieler rückblickend. Der 26-Jährige ist sich sicher: „Sie haben mein Leben zerstört.“ Für Kreisligaspiele in Duisburg hat sein Trainer eine klare Forderung: Kamera-Überwachung an allen Plätzen.

„Sie schlagen mich mit Metall“, dachte Ousmane C., aufgrund der Wucht der Schläge. Viele Erinnerungen an das Gastspiel seines Vereins Viktoria Wehofen beim FC Hagenshof Mitte September hat der Kicker aus Guinea nicht mehr. Nach Abpfiff des Kreisliga-B-Spiels kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Spielern beider Mannschaften und Zuschauern. „Ich habe gesehen, wie ein Mann angerannt kam. Auch von hinten habe ich Schläge bekommen. Danach weiß ich nicht mehr, was passiert ist.“

Videoüberwachung für mehr Sicherheit am Fußballplatz

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Acht Stunden soll der Spieler laut seinem Trainer bewusstlos gewesen sein. „Emotionen auf dem Platz, die gab es schon immer“, sagt Viktoria-Trainer Ralf Plincner. Und trotzdem: „Die Hemmschwelle einiger Jungs ist gesunken.“ Die Brutalität des Angriffs – „sowas habe ich noch nie erlebt und ich brauche auch kein Déjà-vu.“ Für mehr Sicherheit seiner Spieler fordert der Trainer: „Wir müssen jeden Platz mit Kameras ausstatten.“ Die Videoüberwachung hätte eine abschreckende Wirkung, eine Strafverfolgung wäre einfacher.

Ousmane C. und sein Trainer Ralf Plincner. Für mehr Sicherheit am Platz fordert der Coach Kamera-Überwachungen.
Ousmane C. und sein Trainer Ralf Plincner. Für mehr Sicherheit am Platz fordert der Coach Kamera-Überwachungen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Die Folgen der Attacke werfen Ousmane C. zurück: Vor allem mit dem doppelten Kieferbruch hat er zu kämpfen. Seit vergangenen Montag ist er zurück im Walsumer Flüchtlingsheim. Alle zwei Tage muss er zu einer Nachuntersuchung. Vier Monate wird sein Kiefer nun von einer Metallplatte stabilisiert. „Ich kann nicht beißen.“ Lediglich Brei und Suppe kann er zu sich nehmen. „Ich brauche sehr lange beim Essen.“ Auch das Sprechen fällt schwer.

„Ich habe auf der Straße geschlafen und aus dem Müll gegessen“

Vor drei Jahren ist der Duisburger als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Mit dem Auto ist er von seinem Geburtsland Guinea, über Mali und Algerien bis nach Marokko geflüchtet. Alleine. „Ich habe auf der Straße geschlafen und aus dem Müll gegessen.“ Seine Mutter lebt noch immer in Guinea, doch der Kontakt ist abgebrochen.

Seinem Verein hat der Duisburger viel zu verdanken: „Viktoria Wehofen ist mein Anfang in Deutschland. Sie haben alles für mich gemacht. Hier habe ich Deutsch gelernt.“ Der Verein ist für seine Flüchtlingsarbeit bekannt. Im Jahr 2016 startet Viktoria das Projekt „Am Ball bleiben“. Damals mit dem Rücken zur Wand und kurz vor der Einstellung des Spielbetriebs ruft der Verein ein Probetraining für Asylbewerber und Flüchtlinge aus. „80 Mann aus allen Nationen kamen zum ersten Training“, ist Trainer Ralf Plincner noch heute überwältigt. Auch Ousmane C. war dabei.

Viktoria Wehofen hilft bei Arztbesuchen und Behördengängen

Stand der Ermittlungen

Die Ermittlungen der Polizei zur Schlägerei beim FC Hagenshof laufen weiter und sind aufwendig. Spieler, Offizielle und Zuschauer müssen vernommen werden. Viele dieser Vernehmungen finden mit Dolmetscher statt, wie die Polizei mitteilt.

Eine Entscheidung der Sportgerichtsbarkeit steht noch aus. Die Kreisspruchkammer hat den Fall an die nächsthöhere Instanz abgegeben.

Etliche Flüchtlinge konnten in Mannschaften integriert werden. Mehr als das: „Wir sind eine große Familie für die Jungs. Die haben sonst niemanden“, sagt der Trainer. Der Verein hilft den Kickern bei Arztbesuchen und Behördengängen, kümmert sich um Praktikums- und Ausbildungsplätze.

Erst im August hatte auch Ousmane C. durch die Unterstützung seines Vereins eine Ausbildung als Bodenverleger begonnen. Diese soll er nach seinem monatelangen Ausfall auch fortsetzen dürfen. „Ich möchte gesund werden, meinen Job nicht verlieren und wieder bei Viktoria spielen“, formuliert der 26-Jährige seine bescheidenen Wünsche.