Baerl. In der Sitzung der Bezirksvertretung räumt der Betriebsleiter Fehler in der Bürgerinformation ein und lädt zum Waldspaziergang ein.

Die im Baerler Busch zur Fällung gekennzeichneten Bäume sind schon nicht mehr im Eigentum des Regionalverbands Ruhr, der hier den Wald bewirtschaftet. Sie sind längst verkauft. So sei es auch üblich, wie der Betriebsleiter der für den Wald zuständigen Abteilung, Thomas Kämmerling, in der Sitzung der Bezirksvertretung deutlich machte.

Kurzfristig war er zur Sitzung eingeladen worden und versuchte, den Verdacht besorgter Baerler, die sich zu einer Bürgerinitiative formierthaben, und von SPD und Grünen zu zerstreuen, der RVR habe seine Strategie geändert und wolle vordringlich den Gewinn aus dem Forst maximieren. Die beiden Fraktionen hatten in einem Antrag gefordert, dass keiner der markierten Bäume gefällt werden dürfe und ein Gutachten zur Waldentwicklung erstellt werden müsse. Von Kämmerling erhoffte sich Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann (SPD) einen Beitrag zur Versachlichung.

„Wir haben nicht die Dollarzeichen in den Augen“

Forstwirtschaftlich könnten die Politiker als Laien die Strategie des RVR nicht beurteilen, sagt Hans-Gerd Bosch, Fraktionschef der SPD. Man habe aber den Eindruck, dass es 20 Jahre lang mit dem RVR sehr gut gegangen sei „und jetzt etwas aus dem Ruder gelaufen ist.“ Zumindest sei das, was der RVR vorhabe, Politik und Bürgerschaft nicht gut erklärt worden, sehe er ein Kommunikationsproblem. Für die Bürger und die Umwelt sei der Baerler Busch von herausragender Bedeutung und absolut prägend.

„Die Flächen sehen dann nicht schön aus“

Schon die Begriffe Rodung und Kahlschlag seien falsch, betonte Kämmerling und führten in die Irre. Es gehe um pflegerische Eingriffe. Um die Anzahl dieser Eingriffe zu minimieren und Tiere und Pflanzen nicht einer permanenten Störung auszusetzen, würden diese Eingriffe intervallartig und in größeren Blöcken durchgeführt. „Dann haben wir dort wieder für viele Jahre Ruhe“, erklärte er. „Die Flächen sehen dann aber auch nicht schön aus.“

Mächtige Holzstapel säumen den Weg im Baerler Busch.
Mächtige Holzstapel säumen den Weg im Baerler Busch. © Tost | Steffen Tost

Die Strategie sei mit der Naturschutzbehörde und dem Landschaftsbeirat abgesprochen, der für die anstehenden Fällungen grünes Licht gegeben habe. Das Ausmaß der Fällungen sei „extrem moderat“. Etwa jeder zehnte Baum müsse weichen. Im Wirtschaftsforst wäre die Quote deutlich höher. Ziel sei es, das Artenreichtum zu stärken. „Was sich durchsetzen soll, muss die Chance haben zu wachsen“, so Kämmerling. Die amerikanische Traubenkirsche müsse zurückgedrängt und auch der gesundheitsgefährdende Rußrindenpilz beim Ahorn bekämpft werden. Der Zustand der Buchen sei nach dem trockenen Sommer besorgniserregend. „Wir haben nicht die Dollarzeichen in den Augen und handeln nicht aus Profitgier“, versicherte Kämmerling wiederholt.

Schon über 1000 Unterschriften

Kontrovers und erstmals laut sei die Beiratssitzung verlaufen, erklärte CDU-Fraktionschef Klaus Radny, der stellvertretender Vorsitzender in diesem Öko-Gremiums ist. Er warf Rot-Grün Populismus vor und erläuterte wortreich, dass sich mit dem Holz aus dem Baerler Busch ohnehin kaum Geld verdienen lasse, weil in zahlreichen alten Bäumen noch Granatsplitter aus dem Krieg steckten. Die CDU schloss sich aber dennoch dem Antrag von SPD und Grünen an. „Sonst zieht der Bosch durchs Dorf und sagt, der Radny will, dass die Bäume gefällt werden“, sagte er in der Sitzungspause. In Einzelfällen sei aus Radnys Sicht der RVR über das Ziel herausgeschossen. An einem Punkte, das räumt auch Kämmerling ein, habe das Vorgehen nicht den Qualitätsanforderung des RVR entsprochen, wofür er um Entschuldigung bittet. Er gibt auch Defizite bei der Bürgerinformation zu und lädt daher an diesem Samstag um 10 Uhr zu einem fachkundigen Waldspaziergang (Treffpunkt: Parkplatz am Sportplatz) ein. Abzuwarten bleibt, ob dort dann auch die kritischen Punkte, wie etwa die große, freigeräumte Fläche am Laakmanns gezeigt wird, so Gernot Fischer von der Bürgerinitiative. „Es gibt eine Diskrepfeldanz zwischen dem, was der RVR sagt und dem, was er tut“, stellt er erneut fest.

Die Bürgerinitiative trifft sich

Mit diesem Beschluss stünden Schadensersatzansprüche im Raum. Für Hans-Gerd Bosch haben aber zunächst Gespräche Priorität. „Das war erst der Anfang, wir legen jetzt die Hände nicht in den Schoß, wir sind auf einem guten Weg“, sagt er. Weitere Gespräche sollen folgen, mit dem RVR und der Bürgerinitiative, die sich heute um 19.30 Uhr im Schwarzen Adler in Vierbaum trifft, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Über 1000 Unterschriften hat die Initiative bereits gegen die Fällungen gesammelt.

Infos zur Initiative: www.baerler-busch-ist-bedroht.de