Duisburg. Wie geht eigentlich gesunde Ernährung? Das lernen Schüler beim Aktionstag „Wir essen uns fit“ in Duisburg. Warum es dagegen Protest gibt.

Geschnittene Karotten, Radieschen, Gurken und Trauben liegen fein drapiert in kleinen Schälchen. Sogar selbst gemachtes Ketchup gibt es an den Ständen auf dem König-Heinrich-Platz. Dort steht beim Aktionstag „Wir essen uns fit“ des Deutschen Kinderschutzbundes am Donnerstag bereits um kurz nach neun Uhr alles bereit, was zu einer gesunden Ernährung gehört. Einige Gegendemonstranten sind allerdings davon überzeugt, dass bestimmte Produkte nicht dabei sein sollten. Ihr Protest richtet sich gegen den Milchkonsum.

24 Stationen sind auf der Laufkarte notiert, die die rund 1100 Schüler zu Beginn der Veranstaltung erhalten haben. Beim 13. Aktionstag anlässlich des Welternährunstages am 16. Oktober geht es allerdings nicht nur um das Thema Essen, sondern auch um Bewegung und Hygiene. So führt der Weg der Sechs- bis Zwölfjährigen beispielsweise vorbei am Zahnputztunnel oder dem Basketballkorb. Auch beim Sackhüpfen oder Dosenwerfen können sich die Kinder austoben und die verzehrten Kalorien gleich wieder verbrennen.

Thema Milch ist Stein des Anstoßes

Die neunjährige Linda melkt eine Kuh aus Pappe beim Aktionstag „Wir essen uns fit“ am Donnerstag vor dem Forum in Duisburg.
Die neunjährige Linda melkt eine Kuh aus Pappe beim Aktionstag „Wir essen uns fit“ am Donnerstag vor dem Forum in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Wer will, kann sich schminken lassen. Neben der Frage, was gegessen werden soll, spielt auch die Herkunft der Produkte eine Rolle. So klärt die derzeitige Rheinische Kartoffelkönigin die Kinder darüber auf, woraus Pommes und Chips eigentlich hergestellt werden und beweist ihnen, dass Kartoffeln sogar lila sein können.

Auf ihrer Tour kommen die Schüler dann auch an einem Pavillon vorbei, an dem Luca Pripusic und seine Mitschüler vom Berufskolleg Vera Beckers stehen. Dort sind mehrere Stationen aufgebaut, an denen die Kinder melken lernen können.

Gegendemonstration vor dem Forum

Das ist einerseits ein großer Spaß für die Schüler, die mit großem Eifer an den künstlichen Zitzen ziehen, sodass das Wasser in die Eimer spritzt. Andererseits ist das Thema Milch aber auch Stein des Anstoßes für die Gegendemonstration, die sich vor dem Forum getroffen hat. Adriane Schulz, ihr Vater Rudolf Schulz und Bianca Wittkowski haben dort ihren Infostand aufgebaut. „Tiere sind keine Milchmaschinen“ steht auf einem großen Banner.

Sie sind gekommen, weil sie davon überzeugt sind, dass den Kindern in der Schule nicht die ganze Wahrheit erzählt werde. „Wenn man Kindern zeigen würde, wie Tiere in Wahrheit gehalten werden, würden sie Kühe melken nicht mehr schön finden und auch keine Milch mehr trinken“, ist Rudolf Schulz überzeugt.

Letztes Jahr hatten er und seine Tochter die Veranstaltung schon einmal besucht und Flyer verteilt. Weil Rudolf Schulz mit einem Plakat inmitten des Aktionstages stand, erhielt er später einen Platzverweis von der Polizei. Um vorzubeugen, haben sie die Veranstaltung dieses Jahr offiziell angemeldet.

Veranstalter sind über Milchgegner verärgert

v.l. Adriane Schulz, Bianca Wittkowski und Rudolf Schulz demonstrieren neben der Veranstaltung des Kinderschutzbundes gegen Milchkonsum.
v.l. Adriane Schulz, Bianca Wittkowski und Rudolf Schulz demonstrieren neben der Veranstaltung des Kinderschutzbundes gegen Milchkonsum. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Gerhild Tobergte, Vorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes in Duisburg, der die Veranstaltung zusammen mit der Agentur Unlimited organisiert hat, ist verärgert über die Protestler. Ihrer Ansicht nach ist Milch absolut wichtig für die Ernährung der Kinder. Denn Milch enthalte Inhaltsstoffe wie Vitamin B12 und Calcium, die für die Heranwachsenden von großer Bedeutung seien. Ohnehin treffe der Protest hier die Falschen. Die Milchgegner sollten lieber Eltern oder Lehrer ansprechen und nicht diese Veranstaltung „für Dinge missbrauchen, die mit dem Wohl der Kinder nichts zu tun haben“, sagt Tobergte.

Damit die Aufmerksamkeit der Schüler während der Veranstaltung auf das Thema Ernährung gerichtet bleibt, hat sich Theaterpädagoge Patrick Strohm unter die Menge gemischt. Er geht durch die Reihen und weist die Heranwachsenden auf das Thema Nachhaltigkeit und Lebensmittelverschwendung hin. Verkleidet ist er ausgerechnet als große Milchtüte. Das sei aber Zufall, betont Tobergte.

Tobergte: Es wird zu wenig selbst gekocht

Mit dem Aktionstag weist der Kinderschutzbund in diesem Jahr zum dreizehnten Mal darauf hin, dass sich Kinder immer weniger bewegen und sich teilweise schlecht ernähren. Die Ursachen hierfür sieht Gerhild Tobergte vor allem darin, dass viel zu wenig selbst gekocht werde, weil Fertiggerichte so einfach in der Zubereitung seien. Dabei ist Tobergte der Ansicht, dass gesunde Ernährung keine Frage des Portemonnaies ist, sondern der richtigen Einstellung. Vor diesem Hintergrund ist die ausgewählte Altersgruppe kein Zufall: „Bis die Kinder zwölf Jahre alt sind, haben sich die Essgewohnheiten größtenteils gefestigt“, erklärt sie.