Duisburg. Er wurde aus Spenden bezahlt. Wie Pianistin Anna Vinnitskaya das Instrument für die Philharmonie Mercatorhalle mit ausgewählt hat.
Er ist ein handwerkliches Kunstwerk für die große Kunst des Klavierspiels: Der neue Steinway-Flügel der Philharmoniker erklingt heute zum ersten Mal in seinem neuen Zuhause, der Philharmonie Mercatorhalle, beim 2. Philharmonischen Konzert. Die russische Pianistin Anna Vinnitskaya weiht ihn mit dem 2. Klavierkonzert von Johannes Brahms ein.
Mehr als 30 Jahre hatte der alte Steinway auf dem Buckel. „Er schwächelte“, sagte Philharmoniker-Intendant Alfred Wendel bei der Vorstellung des neuen Instruments am Dienstag. Der Resonanzboden sei ermüdet, es habe ihm an Durchschlagskraft gefehlt. Wobei ein 30 Jahre alter Flügel sein Rentenalter noch lange nicht erreicht hat, der Duisburger zieht ein Haus weiter und wird künftig bei der Rheinoper dienen.
Jeder Konzertsaal von Rang braucht einen Weltklasse-Flügel
Aber jeder Konzertsaal von Rang brauche einen Weltklasse-Flügel, so Wendel. Ausgewählt wurde der Steinway D, 2,74 Meter lang, 500 Kilogramm schwer und aus 12.000 Einzelteilen zusammengesetzt, von Anna Vinnitskaya, ihrem Lehrer Evgeni Koroliov sowie dessen Frau Ljupka Hadzi-Georgieva, mit der er seit Studienzeiten auch im Duo spielt, in der Hamburger Manufaktur des legendären Klavierbauers Steinway & Sons, dessen Flaggschiff das Instrument ist.
Einen ganzen Tag lang habe es gedauert, bis das richtige Instrument für Duisburg gefunden war, schildert Anna Vinnitskaya. In drei Runden haben die drei Pianisten bereits im März insgesamt zehn Flügel getestet, wobei am Ende zwei ins Finale kamen. „Wir haben lange darüber diskutiert, welcher besser zu dieser Halle passt“, schildert Anna Vinnitskaya den Findungsprozess, der sich auch für Laien spannend anhört, die in diesen Klangwelten nicht heimisch sind.
Für Bach ebenso im Einsatz wie für Rachmaninow
„Er muss vielfältig sein, für Bach ebenso geeignet wie für Rachmaninow, für Mozart und Moderne“, so die Pianistin, die selbst fasziniert ist, das jeder Flügel anders klingt und besondere Eigenschaften hat. „Der Flügel muss singen.“ Er muss für den großen Konzertsaal und für Kammermusik geeignet sein. Und über ein Organ verfügen, das unsichtbar ist. „Jeder Flügel hat eine Seele“, sagt Anna Vinnitskaya mit Blick auf das schwarz glänzende Schmuckstück. „Er wird noch reifer, tiefer und sich entwickeln.“
Programm mit Brahms und Schumann
Neben dem 2. Klavierkonzert von Johannes Brahms steht beim 2. Philharmonischen Konzert am 9. und 10. Oktober um 20 Uhr in der Mercatorhalle Robert Schumanns 4. Sinfonie in der Fassung von 1851 auf dem Programm, die die bei ihrer Uraufführung zwei Jahre später beim Niederrheinischen Musikfest in Düsseldorf begeisterten Anklang fand.
Die Leitung des Abends liegt in den Händen der Französin Ariane Matiakh, die am Pult der Duisburger Philharmoniker bereits 2018 mit ihrem Dirigat von Anton Bruckners 6. Sinfonie beeindruckt hatte und mit dieser Spielzeit ihre neue Position als Generalmusikdirektorin der Staatskapelle und Oper Halle antritt.
Wie diese „Persönlichkeit“ entsteht, können wohl nur Klavierbauer erklären, bestimmt aber liegt es daran, dass jedes Instrument Handarbeit ist. Ein Steinway-Mitarbeiter begleitet die ersten Klänge in der Mercatorhalle, er kann noch Feinheiten verändern. Seit 1991 ersetzt übrigens Plastik das bis dahin eingesetzte Elfenbein der weißen Tasten.
Freundesgesellschaft und Förderer haben 160.000 Euro aufgebracht
Dass ein solches Instrument seinen Preis hat, verwundert nicht. 160.000 Euro haben die Freunde der Duisburger Philharmoniker zusammen getrommelt. „Wir haben dafür andere Projekte zurück gestellt“, so Vorsitzende Dr. Doris König. Und sie haben zwei weitere treue Sponsoren der Philharmoniker ins Boot geholt: Die Sparkasse-Duisburg-Stiftung und Michael Rademacher-Dubbick von Krohne Messtechnik. „Ein Vergnügen für Ohren und Augen“, freut sich Stiftungs-Vorstandsvorsitzender Dr. Joachim Bonn auf das Konzert am Mittwoch, bei dem Anna Vinnitskaya mit dem 2. Klavierkonzert von Brahms einen Meilenstein des Repertoires spielt.
Auch interessant
„Ich bin als Duisburger stolz, ein solches Orchester zu haben – und die Solisten haben es verdient“, sagt Rademacher-Dubbick. Der Flügel bleibt Eigentum der Freundesgesellschaft, die ihn den Philharmonikern per Leihvertrag zur Verfügung stellt.