Duisburg. Bei der Vermittlung der deutschen Sprache für Geflüchtete hängt der Erfolg nicht nur von der Motivation ab. Über ein Angebot in Duisburg.
Die Sprache ist für alle, die vor Krieg und Verfolgung nach Deutschland flüchteten, der Schlüssel für den Aufbau einer neuen Existenz. Qualifikationen, die viele Geflüchtete mitbringen, sind etwa in Krankenhäusern und im Handwerk gefragt. Die SfS-Schulungsgesellschaft in Duisburg-Duissern ist einer der Bildungsträger, der sich früh mit einem spezialisierten Angebot auf den Bedarf seiner Absolventen eingestellt hat.
Viele arbeiten mittlerweile wieder in ihren Berufen. „Entscheidend ist die Motivation“, sagt Lehrer Wolf Schneiderheinze.
Acht Monate Vorbereitung auf Ärzte-Prüfung
Im Marienhospital Altenessen operiert Dr. Mohamed Jasem bereits seit zwei Jahren. Mit seiner Frau und zwei Kindern lebt der Chirurg seit Anfang 2015 in Essen. Bei der SfS absolvierte er nach den Deutsch-Basiskursen ein bis dahin im Ruhrgebiet einzigartiges Sprachtraining. „Deutsch für ausländische Ärzte“ bereitet Mediziner acht Monate lang gezielt auf die Fachsprachen- und Gleichwertigkeitsprüfung vor, die Dozenten sind selbst Ärzte. Das Bestehen ist die Voraussetzung dafür, dass die Ärzte in Deutschland praktizieren dürfen.
„Die Dozenten wussten, was wir brauchen. Wir waren gut vorbereitet, die Prüfer waren zufrieden“, berichtet Mohamed Jasem. Parallel zum Kurs absolvierte er ein Praktikum im Marienhospital, blieb danach als Chirurg. Seine zwei jüngsten Kinder sind in Essen geboren, wo die Familie weiterhin lebt. „Alles perfekt“, sagt Jasem, „es könnte nicht besser sein.“
Motivation und Talent können andere Defizite ausgleichen
Geflüchtete Ärzte pauken für den Neustart in DuisburgEs ist eine von vielen Erfolgsgeschichten, von denen das SfS-Team berichten kann. „Viele sind zwei Jahre nur mit Sprache beschäftigt. Das verdient Anerkennung“, findet Ute Frensch.
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Die Sozialpädagogin unterstützt bei Integration und Weiterbildung. Die Variation der Angebote resultiert aus der Einsicht, „dass es wenig Sinn macht, alle durch die gleiche Maßnahme zu schleusen“, wie Wolf Schneiderheinze sagt, „wir müssen die Leute dort abholen, wo sie sind.“
Einige kamen fast ohne schulische Bildung
Alexandra Kraus, die sich bei SfS mit dem Thema Berufsstart beschäftigt, kennt auch die Absolventen, die fast ohne schulische Bildung kamen: „Hoffnungslose Fälle eigentlich, weil sie nie gelernt haben zu lernen.“
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Doch selbst für Analphabeten schaffe Motivation Chancen, betont Aneta Demir, die SfS-Fachfrau für Vermittlung: „Einer hat nach einem Praktikum nun einen Job in einer Schreinerei, weil er großes handwerkliches Geschick hat. Ein anderer hat den Hauptschulabschluss geschafft und ist jetzt Busfahrer.
„Wenn sie das Potenzial erkennen, nehmen die Betriebe auch die Mehrarbeit auf sich“, so Demir. Auch das Kopftuch sei da kein Hindernis mehr: „Da hat ein Umdenken stattgefunden, das ist mittlerweile akzeptiert.“ Allzu oft scheitere die Anstellung hingegen an Kleinigkeiten wie dem fehlenden Führerschein.