Duisburg. . Kettenbriefe, die Angst machen oder bedrohliche SMS: Medienscouts helfen Klassenkameraden. Jetzt wurden sie als „Duisburger Beispiel“ geehrt.
„Wenn du diese Nachricht nicht an zehn Menschen weiterschickst, stirbt deine Familie!“ Kettenbriefe wie diese können jüngere Schüler massiv verunsichern. Auch persönliche Beleidigungen per Whatsapp oder SMS, Cybermobbing genannt, können fatale Folgen haben. An der Heinrich-Heine-Gesamtschule in Rheinhausen kümmern sich Medienscouts, also Schüler ab Klasse 7, darum, jüngere Mitschüler im Umgang mit Internet-Kommunikationswegen zu schulen. Und das so gut, dass die BKK Novitas sie jetzt ausgezeichnet hat als „Duisburger Beispiel“.
Bis zu 5000 Euro für Ausrüstung der Scouts
Symbolisch wurde den Schülern und ihren betreuenden Lehrern eine Skulptur verliehen, auf der zwei Menschen einem weiteren hinaufhelfen auf die Spitze. Der Preis hat keine feste Summe, wohl aber einen maximalen Rahmen von 5000 Euro. Die Krankenkasse möchte, dass die Medienscouts selbst sagen, was sie brauchen, und das dann konkret bezahlen.
Oberbürgermeister Sören Link lobte bei der Preisverleihung, dass hier einerseits Menschen sind, die anpacken und konkret helfen, statt nur drüber zu reden, und auf der anderen Seite Firmen dieses Engagement unterstützen und sichtbar machen. „Wer weiß besser, was man mit einem Klick anrichten kann, als die eigene Peergroup“, sagte Link. Frank Brüggemann, Vorstandsvorsitzender der Novitas BKK, findet die Arbeit der Medienscouts so überzeugend, dass er als Elternvertreter an der Schule seiner Kinder auch dafür werben will.
Kettenbriefe machen Fünftklässlern Angst
Max und Andrea von den Medienscouts erzählen, dass alle schon negative Erfahrungen gemacht haben. Max jedenfalls leitet keine Kettenbriefe mehr weiter und predigt das auch den jüngeren Schülern: „Das macht dem Fünftklässler Angst und durch das Weiterleiten bekommen noch mehr Kinder Angst.“
Bei der Preisverleihung zeigen die Medienscouts ein Video zum Cybermobbing und fragen dann die Erwachsenen, was sie tun würden: Reden, die Eltern informieren oder den Schulleiter, kommen die Antworten. Im Film wird am Ende auch die Polizei eingeschaltet, denn Todesdrohungen, auch virtuelle, können eine Straftat sein. Das bestätigt auch einer der Medienscouts, der selbst eine leidvolle Erfahrung machte. „Wenn man sich nicht wehrt, machen immer mehr mit und mobben einen“, erzählt er. Am Ende konnte auch der Schuldirektor nicht helfen, erst eine Anzeige habe das Drama gestoppt.
Aufklärung lässt Zahl der Bedrohungen sinken
An der Heinrich-Heine-Gesamtschule würden nur noch selten Anfragen wegen derartiger Bedrohungen kommen, „wir klären vorher auf“, sagen die Medienscouts. Das Projekt gibt es seit sechs Jahren, drei Mittagspausen pro Woche investieren die Scouts für Sprechstunden. Außerdem gehen sie in die Klassen, halten Vorträge, helfen in Einzelfällen. Anfangs wurden Lehrer und Schüler (ab Klasse 7) von der Landesmedienanstalt geschult, inzwischen werden die Neuen im Team von den alten Hasen an die Hand genommen.
>>>Videos über die Arbeit der Medienscouts
Die Medienscouts der Heinrich-Heine-Gesamtschule haben im letzten Jahr bei dem Telekom-Wettbewerb Teach Today auch schon einen Preis gewonnen und gemeinsam mit dem Youtuber Max Oberüber ein Video gedreht: www.teachtoday.de/Experten/Kinder_im_Gespraech/1592_Schon_gewusst.htm