Duisburg-Buchholz. In fließendem Denglisch spricht die Deutsch-Amerikanerin Gayle Tufts Donald Trump und klärt die Deutschen über die Bedeutung von „Scha-hatz“ auf.
Vielleicht steigt Gayle Tufts bald in den amerikanischen Vorwahlkampf ein, um Donald Trump am 3. November 2020 die Stirn zu bieten. Genügend Charisma bringt die „American Superwoman“ auf jeden Fall mit. Das Publikum der Klinikkultur am Donnerstagabend hätten sie auf jeden Fall an ihrer Seite.
Knapp zwei Stunden lang erzählt die in Berlin lebende US-Amerikanerin von den Unterschieden zwischen beiden Ländern, ihren ersten Wochen in Deutschland und ihrer Sicht auf Donald Trump: „Der ist eine Mischung aus Dieter Bohlen, Dagobert Duck und einem Pegida-Anhänger“, sagt sie. Und liest aus ihrem Buch „American Woman – How I lost my Heimat and found my Zuhause“.
US-Präsident Donald Trump: Das Undenkbare ist Wirklichkeit geworden
Mit absichtlich übertriebenem Akzent schildert sie darin jene schicksalhafte Nacht, als Donald Trump Präsident der USA wurde: „Es war 4.30 Uhr, als ich selbst auf dem Boden liegend das Gefühl hatte, das Gleichgewicht zu verlieren.“ Ihr Mann, den sie seiner Herkunft entsprechend konsequent nur den Bremer nennt, trägt sie ins Bett, denn schon zwei Stunden später muss sie den ersten Radiosendern erklären, wie das passieren konnte, was sie zuvor monatelang ausgeschlossen hatte. „Als ich aufwachte, standen auf dem Nachttisch eine Tasse Tee, heiße Schokolade, ein Obstteller und eine Packung Taschentücher.“
Ihr Bremer wisse, wie man mit einer Frau in den Wechseljahren umgehe. „Wechseljahre? Über alles wird in Deutschland gesprochen, dabei herrscht das große Schweigen. Es klingt ja auch so nach ersetzen: So, als würde Sebastian Vettel neue Reifen kriegen“, sagt Tufts. „Im Englischen klingt das viel schöner: The change of life.“ Überhaupt seien Amerikaner die aufgeschlosseneren Menschen: Wenn man in Amerika jemanden frage, wie es ihm geht, sei die Antwort immer: „I’m fine“. Die Deutschen sagten dagegen immer nur: „Muss ja.“ Tufts kennt ihre Landsleute hüben wie drüben gut: „In den USA gibt es diese fast hysterische Hilfsbereitschaft – die Deutschen sind da immer erst misstrauisch.“
Ein Wort beschreibt die gesamte Beziehung: Schatz
Auch amerikanische Kosenamen seien viel angenehmer als deutsche: „Sweetie Pie, Honey bunch – eine Confiserie der Liebe. Im Deutschen gibt es nur ein Wort, that is everything you need to know about eine Beziehung: Schatz. Und je mehr Probleme es gibt, desto mehr Silben bekommt das Wort: Scha-hatz!“, ruft sie.
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An die hiesigen Feiertage musste Tufts sich gewöhnen: „Christi Himmelfahrt, Maria Empfängnis: Das klingt wie strippende Nonnen in Las Vegas! Ich dachte, so heißen die mit Nachnamen.“ Die erste Autofahrt in den USA nach sieben Jahren in Deutschland brachte einige Probleme mit sich: „In dem Moment, in dem ich den deutschen Führerschein erhalten habe, meldete sich eine Stimme in meinem Kopf, die rief: ,Fahr doch!’ Oder ,Gib Gummi, Opi!’“ Auf den Straßen von Massachusetts, wo Tufts herkommt, gilt allerdings eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 55 Meilen pro Stunde: „Ich habe das mal umgerechnet: Das ist eine Schnecke doing Thai Chi in Zeitlupe“, erklärt sie.
Das Land von Lincoln und Martin Luther King
„Die USA wirken manchmal wie ein Kind in der Pubertät: Man hat hat es total gern, aber manchmal könnte man ihm eine reinklatschen“, meint sie und lässt den nie vergessenen Stolz auf das Land aufblitzen: „Amerika ist mehr als das Land von Donald Trump. Es ist das Land von Abraham Lincoln, Martin Luther King, von Patty Smith, den Red Hot Chili Peppers und Chocolate Chip Cookies – wir kommen wieder!“