Duisburg. Im November will der Vorstand von Thyssenkrupp Steel seine neue Stahl-Strategie bekannt machen. Der Betriebsrat erwartet einen „heißen Herbst“.

Der Vorsitzende des Betriebsrats von Thyssenkrupp Steel (TKS), Tekin Nasikkol, hat die Belegschaft bei einer Betriebsversammlung im Landschaftspark Nord auf einen „heißen Herbst“ eingestimmt. Im November will der Vorstand seine Pläne für die Zukunft des Stahlbereichs vorstellen, danach beginnen die Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag.

„Reine Restrukturierungspläne und harte Sparprogramme zu Lasten der Beschäftigten lehnen wir ab“, betonte Nasikkol vor rund 3500 Beschäftigten. „Was wir nach Jahren der Unsicherheit brauchen, sind sichere Arbeitsplätze und Perspektiven für die Belegschaft.“

Thyssenkrupp-Betriebsrat zieht rote Linie

„Betriebsbedingte Kündigungen wird es mit uns auch weiterhin nicht geben“, so Nasikkol zu einer „roten Linie“ in den anstehenden Verhandlungen. Personalabbau sei „der falsche Weg“, doch macht der Betriebsrat Zugeständnisse von den Vorschlägen des Vorstands abhängig. Nasikkol: „Wir erwarten Investitionen in Personal und in die Anlagen, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Wir müssen unsere Produkte pünktlich in der erwarteten Qualität liefern können, wenn wir wieder Technologieführer werden wollen.“

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Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff gestikuliert am 15.5.2019 während eines Interviews in der Zentrale in Essen. Foto: Lukas Schulze / FUNKE Foto Services
Von Andreas Tyrock, Stefan Schulteund Ulf Meinke

Um die Stahlsparte zu stärken, braucht der Konzern Kapital. Das könnte der Verkauf der profitablen Aufzug-Sparte in die leeren Kassen spülen. „Wenn ein Investor auf die dumme Idee kommt, einen Teil des Geldes über eine Sonderausschüttung aus dem Unternehmen zu ziehen, werden wir das verhindern“, warnt Nasikkol. Die Belegschaft stimmt er darauf ein, „dass wir auch dafür auf die Straße müssen“.

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Stahl-Belegschaft ist kampfbereit

Er habe keine Zweifel an der Kampfbereitschaft der Stahl-Belegschaft, versichert Tekin Nasikkol. Deren Sorge wachse aber angesichts der Negativ-Nachrichten aus dem Konzern. Zudem laufen die Vereinbarungen aus dem „Tarifvertrag Zukunft“ zum Jahresende aus – die Job- und Standortgarantie bis 2026 war mit dem Scheitern der Tata-Fusion Makulatur. „Wir könnten also ohne Schutz und Sicherheit dastehen“, sagt Tekin Nasikkol, „deshalb wollen wir um einen Tarifvertrag Zukunft 2.0 kämpfen.“

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Die Strategie des Vorstands für eine CO2-arme Stahlproduktion unterstützt der Betriebsrat ausdrücklich. „Wenn die Autoindustrie CO2-freie Fahrzeuge bauen will, muss das auch für den Stahl darin gelten“, erklärt Horst Gawlik. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende erkennt in der Belegschaft „eine hohe Akzeptanz, die Entwicklung mitzutragen“. Der Weg sei, trotz erforderlicher Milliardeninvestitionen und vieler Fragezeichen, richtig, glaubt Gawlik: „Es ist die einzige Chance, dauerhaft Stahlarbeitsplätze hier zu halten.“

Kritische Lage für Grobblech-Werk im Süden

„Besonders kritisch“ sei die Lage des Grobblechwerks in Hüttenheim und seiner 900 Beschäftigten, sagt Tekin Nasikkol. Dabei sei – die notwendigen Investitionen vorausgesetzt – das Werk profitabel zu führen. „Grobblech hat Zukunft, damit lässt sich viel Geld verdienen.“

Die Zukunft des Standorts im Stadtsüden bemesse sich an der Frage, ob Thyssenkrupp in der Lage sei, die notwendigen Investitionen zu tätigen. Der Verkauf an ein Unternehmen, das auf Grobblech setzt, sei eine weitere Option, die Schließung eine dritte. Nasikkol: „Aber das will niemand, denn das kostet richtig viel Geld.“