Duisburg. Jasmin Friese und Leonie Achterhold begleiten als Schulpaten zwei Jahre lang die Schüler als Vertrauenspersonen. Die motiviert das im Unterricht.

Mit Bayern und Baden-Württemberg starten in diesen Tagen auch die letzten Bundesländer in das neue Schuljahr. Für Jasmin Friese und Leonie Achterhold läuft dieses bereits seit zwei Wochen. Doch die beiden Hochschulabsolventinnen gehören nicht zu den jungen Kolleginnen an Aletta-Haniel-Gesamtschule beziehungsweise Sekundarschule am Biegerpark, sie sind Schulpaten von Teach First Deutschland.

In den kommenden zwei Jahren werden die Fellows genannten Paten den Unterricht an den Schulen begleiten und stehen als Vertrauenspersonen an der Seite der Schüler. Das Ziel: die Jugendlichen intensiv zu fördern und sie zu motivieren, die Schule erfolgreich abzuschließen.

Von der Hauptschule bis zum Masterabschluss

Dass es auch anders laufen kann, hat die 29-jährige Jasmin Friese persönlich erfahren: „Ich habe als Schülerin selbst erlebt, dass meine Talente von den Lehrern nicht so wahrgenommen wurden. Ich habe erst meinen Hauptschulabschluss gemacht, dann den Realschulabschluss und dann das Abitur nachgeholt“, sagt sie. Später bestand sie den Master in Kunstgeschichte. Leonie Achterhold studierte Soziologie und Psychologie und war im vergangenen Jahr an der Potenzialanalyse an den NRW-Schulen beteiligt. „Da habe ich gemerkt, ich würde die Schüler gerne weiter begleiten. Mich interessiert: wo sind ihre Stärken, was sind ihre Interessen? Und wie kann ich sie auf ihrem Weg begleiten?“, sagt die 27-Jährige.

24 Stunden in der Woche sind Friese und Achterhold im Einsatz – so viele wie die angestellten Lehrkräfte. Die eine Hälfte davon verbringen sie in den Klassenräumen, die andere mit Projektarbeit. „Das sind zum Beispiel AGs. Im Unterricht arbeiten wir dagegen mit kleinen Gruppen in den neunten und zehnten Klassen“, sagt Achterhold. „Wichtig ist der persönliche Bezug, um die Schüler näher kennenzulernen und einen individuellen Zugang zu ihnen zu bekommen. So entsteht eine positive Beziehung zu ihnen“, ergänzt Friese.

Aufwendiges Bewerbungsverfahren nötig

Teach First Deutschland kooperiert mit der Haniel-Stiftung und richtet sich insbesondere an Schulen in sogenannten sozialen Brennpunkten. Denn gerade hier fehlt oft die Unterstützung durch die Eltern oder zusätzliche Lehrkräfte, die die Schüler benötigen.

Teach First-Projekt

Insgesamt 37 Schulen in NRW nehmen am Teach First-Projekt teil. Im Winter sollen es insgesamt 50 sein.

In Duisburg sind es neben der Aletta-Haniel-Gesamtschule und der Sekundarschule am Biegerpark die Heinrich-Heine-Gesamtschule, die Gesamtschule Duisburg-Mitte, die in Meiderich sowie die Theodor König-Gesamtschule.

Die Fellows bleiben insgesamt zwei Jahre an den Schulen. Weitere Informationen unter www.teachfirst.de

Wer als Fellow an eine der Schulen gehen will, durchläuft ein vierstufiges Bewerbungsverfahren, erklärt Raya Bolduan von Teach First West. „Die wenigsten Anwärter haben Lehramt studiert. Aber trotzdem müssen wir sicherstellen, dass sie mit Kindern umgehen können“, sagt sie. Während der Ausbildung im Sommer stellten die Teilnehmer unter anderem Unterrichtssituationen nach. Die Kompetenzen sind dennoch klar verteilt: „Die Fellows stellen keine Klassenarbeiten, geben keine Noten und fungieren auch nicht als Vertretungslehrer.“

Hochschulabschluss hilft dabei, das Lernen zu lernen

Friese sieht darin einen Vorteil: „Eben deswegen trauen sich die Schüler, offener Fragen zu stellen, weil das nicht in ihre Bewertung mit einfließt. Da entsteht schon ein Vertrauensverhältnis, man erfährt sehr viel von den Schülern. Es motiviert sie, wenn man sie lobt“, sagt die Essenerin. Ob die beiden Master-Absolventinnen auch ihre eigenen Kompetenzen einbringen können? „Das gelernte Wissen eher nicht, aber die Art und Weise, wie man besser lernen kann und sich organisiert“, findet Achterhold.

Sie weiß, welchen Beitrag Unterstützung wie die ihre leisten kann: „Zu meiner Abizeit wurden Fotos gemacht, auf denen die Leute drauf waren, die seit der fünften Klasse dabei waren – und das waren genau die, die an der richtigen Stelle mehr Unterstützung von außen erhalten haben“, sagt sie.