Duisburg. Weil Schulverwaltung und Ratsmehrheit sich nicht zu einem Schulneubau in Duisburg entschließen, fürchtet ein Bündnis noch größere Raumnot.

Eine erhebliche Verschärfung der Raumnot an den Duisburger Schulen fürchtet das Bündnis „Gute Schulen neu bauen“. Der Zusammenschluss von Stadtelternschaft EDuS, Gewerkschaft GEW und allen Schulleitungen macht dafür Schulverwaltung und SPD/CDU-Ratsmehrheit verantwortlich. Sie wollen mit den vorhandenen Fördermitteln in Höhe von rund 150 Millionen Euro zwar Schulgebäude sanieren und modernisieren, aber keine neuen Schulen bauen.

Geburtenzahlen sind stark angestiegen

„Die Raumnot ist neben dem Lehrermangel das wichtigste Thema“, so die Duisburger GEW-Vorsitzende Tanja Junkers. Angesichts einer von Geburtenzahlen, die zwischen 2012 und 2017 um 25 Prozent von gut 4000 auf knapp über 5000 Kinder stiegen, werden sich der Mangel an Schulraum, der aktuell schon allenthalben herrscht, absehbar weiter zunehmen. Junkers: „Wenn wir neue Lehrer für Duisburg gewinnen möchten, müssen wir eine Arbeitsatmosphäre schaffen, in der sich Schüler und Pädagogen wohlfühlen.“

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Tanja Junkers ist Vorsitzende des Stadtverbandes Duisburg der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Tanja Junkers ist Vorsitzende des Stadtverbandes Duisburg der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). © FUNKE Foto Services | Foto: Lars Fröhlich

Das sei allerdings durch die Sanierung von über 100 Jahre alten Immobilien nicht möglich. „Moderne Konzepte für Differenzierung, etwa im gemeinsamen Lernen, sind dort nicht umsetzbar“, sagt auch die EDuS-Vorsitzende Ilka Heipcke, „außerdem fehlen Turn- und Schwimmhallen“. Besonders groß ist der Mangel im Duisburger Norden – dort werden Grundschüler seit zwei Jahren mit dem Bus in andere Stadtbezirke gefahren. Ein teures Unterfangen, kritisiert Ilka Heipcke: „Kurze Beine, kurze Wege, heißt es dabei eigentlich.“

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Container bleiben ein Provisorium

Die mobilen Klassenräume, die mit großer Verzögerung aufgebaut werden, um die größte Not zu lindern, seien keine dauerhafte Lösung, warnt Ernst Wardemann, Schulformsprecher der Gesamtschulen. „Auch der beste Container bleibt ein Provisorium.“ Drangvolle Enge herrsche in den Schulen des gemeinsamen Lernens – dort fehle Raum für Differenzierung bei der Beschulung von Kindern mit Förderbedarf ebenso wie die vom Land versprochenen Sonderpädagogen. Statt wie angekündigt 25 sitzen 29 Kinder in den Klassen. Wardemann: „Unterricht ist kaum noch zu organisieren.“

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Ilka Heipcke ist Vorsitzende der Stadtelternschaft EDuS.
Ilka Heipcke ist Vorsitzende der Stadtelternschaft EDuS. © FUNKE Foto Services | Foto: Lars Fröhlich

Ideen für den Umbau der Altgebäude mit modernen Konzepten entwickelten die Schulen zwar mit den Berliner „Baupiloten“ – deren Umsetzung stehe aber aus finanziellen und zeitlichen Gründen in den Sternen, glaubt das Bündnis. „1000 Kinder mehr bedeuten 40 Klassen, das entspricht zehn bis 20 neuen Grundschulen und sechs bis zehn Schulen im Sek I-Bereich“, rechnet es vor. Aus der Erkenntnis, dass eine schnelle Entscheidung für Neubauten unumgänglich sind, verschließe die Ratsmehrheit von SPD und CDU die Augen, kritisiert die GEW-Vorsitzende Junkers: „Es hat einige Gespräche gegeben, aber von denen kommt nichts.“

Vorschläge für Neubauten zu machen, so die Vertreter des Bündnisses, sei nicht ihre Aufgabe: „Da sind Politik und Verwaltung gefragt.“ Trotz aller Unwägbarkeiten bei der Schulentwicklungsplanung müsse aber niemand fürchten, am Ende zu viele Schulen zu haben. „Dann soll man einige abreißen, die noch zu Kaisers Zeiten eingeweiht wurden. Und wenn die Klassen endlich kleiner werden, ist das auch nicht schlimm.“

Verwaltung bestätigt: Angebot reicht nicht aus

In einer Vorlage für den Schulausschuss, der am Montag, 16. September tagt (15 Uhr, Ratsaal), bestätigt die Schulverwaltung die Zahlen des Bündnisses „Guten Schulen neu bauen“.

„Die Zahl der Kinder entlang der Altersgruppen 0-10 Jahre erreicht sogar Werte von über 5.000 Kinder in den jüngeren Jahrgängen – vor etwa fünf Jahren lagen hier jeweils etwa Zahlen von 4.100 Kinder je Altersgruppe vor“, führt sie in einer Beschlussvorlage für die Einrichtung einer weiteren Gesamtschule in Röttgersbach (ehem. Anne-Frank-Hauptschule) aus.

Das Angebot stelle für diese Spanne „bislang nicht ausreichend Schulraum zur Verfügung“ heißt es dort weiter. Selbst bei Umsetzung aller geplanten Erweiterungen läge die Kapazität im Sek I-Bereich bei maximal 4.369 Plätzen, bei konsequenter Umsetzung der Inklusion sogar lediglich bei etwa 4.200 Plätzen. Außerdem entspreche das Angebot nicht den Wünschen und Erfordernissen der Schüler.