Duisburg. Die Stadt Duisburg stellt so viele Azubis ein wie seit Jahren nicht: 252 sucht sie bis zum 30. September. Darum sind die Plätze so begehrt.
Die Stadt Duisburg stellt so viele Auszubildende ein wie lange nicht mehr. 164 sind es in diesem Jahr, und der Jahrgang 2020 wird wohl der größte im jungen Jahrhundert: Die Stadtverwaltung sucht 252 Azubis. Ein neues Online-Verfahren soll helfen, die Bewerberflut zu meistern. Besonders die klischeebehafteten Verwaltungsjobs sind bei Schulabgängern gefragt. 2018 und 2019 gingen jeweils mehr als 2000 Bewerbungen ein. Das laufende Bewerbungsverfahren für 2020 endet am 30. September:
Auch interessant
„Das hat sie noch nie gemacht“, meint Bruno Sagurno. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die Stadt schon mal so viele Auszubildende eingestellt hat.“ Der Fraktionschef der SPD im Stadtrat ist seit Mitte der 90er im chronisch klammen Duisburg kommunalpolitisch aktiv. Der Rat hatte im Mai die Finanzierung der Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive beschlossen, durch die allein in der Kernverwaltung von 2020 bis 2023 Personalkosten in Höhe von etwa 12,3 Millionen Euro entstehen.
Azubis vor allem für dünn besetzte Abteilungen
Insgesamt 252 Azubis 2020 – „das entspricht einer Verdoppelung im Verhältnis zum Einstellungsjahr 2018“, erläutert Personaldezernentin Kerstin Wittmeier. „Einen besonderen Blick werfen wir auf die Bereiche, in denen Personalengpässe bestehen, um hier sukzessive Unterstützung durch junge innovative Menschen zu erhalten.“
Die Ausbildungsoffensive sei zudem notwendig, so Stadtsprecher Jörn Essern, um „einer modernen und digitalen Stadtverwaltung gerecht zu werden“, aber eben auch, um „die altersbedingten Abgänge von Mitarbeitern auszugleichen“.
Auch interessant
Die Stadt hatte als mit Landesmitteln unterstützte Kommune viele offene Stellen in den vergangenen Jahren gar nicht oder mit eigenen Leuten besetzt. Eine Folge: Das Durchschnittsalter der Bediensteten stieg zwischen 2010 und 2017 von 44,1 auf 47,3 Jahre. Im Frühjahr durfte die Stadtspitze erstmals seit Jahren 117 Stellen extern ausschreiben und erhielt 2800 Bewerbungen.
Online-Bewerbungen auf duisburg.de/ausbildung
Für das laufende Bewerbungsverfahren der 252 Plätze ab 220 hat die Stadt ein neues Portal gestartet: Unter www.duisburg.de/ausbildung sollen sich Interessierte papierlos bewerben. Auf der Seite finden sie auch alle Ausbildungsmöglichkeiten und -voraussetzungen, etwa für ein duales Bachelorstudium für den gehobenen Verwaltungsdienst, für eine Qualifizierung zum Verwaltungsfachwirt im Jobcenter oder für Ausbildungen.
In die Lehre gehen bei der Stadt zum Beispiel Verwaltungsfachangestellte, Informatikkaufleute, Kaufleute für Büromanagement, aber auch Bauzeichner, Brandmeister und Fachangestellte für Bäderbetriebe.
Wegen der großen Bandbreite an Jobs hatte sich auch Julia Roth für eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt entschieden: „In der freien Wirtschaft hat man nirgends innerhalb eines Unternehmens so viele unterschiedliche Tätigkeiten zur Auswahl.“
Ordentliches Gehalt, Sicherheit und Aufstiegschancen
Entsprechend vielseitig sei ihre Ausbildung in den verschiedenen Fachämtern, die sie bereits ins Amt für Kommunikation und ins Binnenschifffahrtsmuseum geführt hat. Außerdem biete die Altersstruktur in der Verwaltung „jungen Mitarbeitern auch Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten“, findet die 23-Jährige, die jeden Morgen „mit einem guten Gefühl zur Arbeit fährt“ – mit dem Schnellbus von Issum (Kreis Kleve) nach Duisburg.
Roth wünscht sich zudem „finanzielle Planungssicherheit“. Das Gehalt liegt im ersten Jahr bei monatlich 970 Euro brutto, im dritten bei 1065 Euro. Ein weiteres Argument ist für sie die Aussicht auf einen sicheren Arbeitsplatz. Als „verlässlicher Arbeitgeber“, so Personaldezernentin Wittmeier, habe die Stadt ihre Azubis in den vergangenen Jahren auch übernommen.
Der Personalrat fordert sogar: „Eine Übernahmegarantie oder -zusage sollte möglichst früh in der Ausbildungszeit erfolgen.“ Denn die Konkurrenz im öffentlichen Dienst ist groß. So heißt es in einer Stellungnahme des Rates zur „geplanten Nachwuchsgewinnung“: „Nachwuchskräfte sind in den vergangenen Monaten erneut zu anderen Arbeitgeber*innen gewechselt.“