Duissern.

Martina Meyer-Heil isst gerne Austern. Diesmal war für die Künstlerin das Kulinarische eine Inspiration und nicht – wie häufig – ein Gedicht. Diesmal ist eine Gedichtzeile nach Gottfried Benn erst als Titel hinzugekommen: „Oh dass wir unsere Ur-Urahnen wären, ein Klümpchen Schleim in schillerndem Perlmutt.“

In der Kunstvitrine im Botanischen Garten Duissern hat die 1961 in Duisburg geborene Künstlerin, die in Münster freie Kunst und Anglistik studiert hat und geblieben ist, auf zwölf quadratische Spiegel zwölf Austernschalen gesetzt, in deren Innerem sie gezeichnet hat. Eine sehr ästhetische und sehr sinnliche Arbeit. Alle Austern hat Martina Meyer-Heil selbst geschlürft und sich dabei gefragt, warum sie das fasziniert, was viele fies finden.

Den Geschmack des Meeres schlürfen

Für sie gehören das Zelebrieren des Ausschlürfens und der Geschmack des Meeres, „des Urmeeres“ zusammen, das „verwurzelt ist im ersten Sein“. Und das schimmernde Innere der Auster ist nicht ja nur glänzend und anziehend, sondern hat auch ganz individuelle Strukturen. „Jede Auster ist anders.“

Diese Strukturen hat sie mit Tusche nachgezogen und dabei in jeder Auster andere Motiv gefunde

Jede Auster ist anders, und jede „gebiert“ ein anderes Motiv bei Martina Meyer-Heil.
Jede Auster ist anders, und jede „gebiert“ ein anderes Motiv bei Martina Meyer-Heil. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

n: Fabelwesen, Akte, Köpfe. „Austerngeister“ nennt sie diese Wesen, die auch Vorlage für Arbeiten auf Leinwand geworden sind.

Arbeit mit erotischen Anspielungen

Weil die Leinwände aber in der Vitrine nicht anzubringen gewesen wären, hat sie eine frühere Arbeit von 2004 zum Hintergrund dieser Installation gemacht, in der man durchaus erotische Anspielungen finden kann. Das Bild zeigt einen liegenden weiblichen und einen männlichen Köper, die eng verschmolzen sind, allerdings nicht beim Sex, sondern einander überkreuzend. „Wir sind dein Körper offen angelächelt“, heißt die Gedichtzeile dazu.

Literatur, Mythologie, Sinnlichkeit – große Themen, virtuos gespielt in der kleinen Vitrine.