Obermeiderich. Eine Nebenstelle der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet liegt im Landschaftspark Duisburg. Dort arbeitet Naturexperte Tobias Rautenberg.

Ein Markenzeichen von Tobias Rautenberg ist seine Kappe. Die Kopfbedeckung trägt der Natur- und Umweltexperte aber nicht aus modischen Gründen. „Das ist ein Schutz vor der Sonne und der UV-Strahlung. Zwei Drittel meiner Arbeitszeit verbringe ich schließlich draußen an der frischen Luft“, erklärt der Diplom-Biogeograf, der seit 2012 bei der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet beschäftigt ist. Deren Außenstelle in Duisburg hat seit 2005 ihren Sitz im Landschaftspark Nord – und zwar in jenem Backsteingebäude, in dem früher die Probenentnahme des alten Hüttenwerks untergebracht war.

Wildwuchs am Ufer der Alten Emscher

An der Alten Emscher im Duisburger Landschaftspark Nord: Dies ist eines der wenigen Teilstücke des Flussarms, das derzeit nicht komplett zugewachsen ist.
An der Alten Emscher im Duisburger Landschaftspark Nord: Dies ist eines der wenigen Teilstücke des Flussarms, das derzeit nicht komplett zugewachsen ist. © Thomas Richter

Es ist ein heißer August-Vormittag. Wir laufen von der Biologischen Station einige hundert Meter hinüber zur Alten Emscher. Von der Wasseroberfläche ist in dieser Jahreszeit kaum was zu erkennen: Überall hat sich Wildwuchs vom Ufer aus seinen Weg gebahnt und verdeckt das Antlitz des Flussarms fast vollständig.

„Da drüben fliegt eine Herbst-Mosaikjungfer“, sagt Rautenberg und zeigt auf eine Libelle, die sich gerade auf dem Ende eines Grashalms niederlassen will. „Und da vorne – das ist eine Große Heidelibelle. Die erkennt man gut an den gelben Flecken auf Teilen der Brust“, erklärt er. Beide zählen zu den Spätsommerarten und sind hier regelmäßig anzutreffen. Kein Wunder, zählt die Alte Emscher mit 36 nachgewiesenen Libellentypen zu den artenreichsten Gewässern im Ruhrgebiet.

Rautenberg ist aber nicht nur ein ausgewiesener Libellenexperte. Er kennt sich auch mit Eidechsen, Heuschrecken und Vogelarten bestens aus. Von letzteren seien pro Jahr 80 bis 90 verschiedene im Landschaftspark anzutreffen. Einige davon seien Durchzügler, die in Duisburg nur Pause machen, um dann in Richtung Afrika weiterzufliegen. Andere verbleiben hier als Wintergäste – so wie die Wacholderdrossel und die Rotdrossel, die Rautenberg im vergangenen Winter zu Gesicht bekam. Wieder andere leben das gesamte Jahr über in dem Industriedenkmal.

Erhebung und Erfassung von Tier und Pflanzenarten im Landschaftspark

Die Nebenstelle Duisburg der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet hat ihren Sitz im Landschaftspark Nord – genauer gesagt: in der alten Probenentnahme des früheren Hüttenwerks.
Die Nebenstelle Duisburg der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet hat ihren Sitz im Landschaftspark Nord – genauer gesagt: in der alten Probenentnahme des früheren Hüttenwerks. © Thomas Richter

Zu den Kernaufgaben des 35-Jährigen – der in Bochum aufgewachsen ist, in Trier studiert hat und nun in Meiderich in direkter Nachbarschaft zum Landschaftspark lebt – zählt die Betreuung aller Natur- und Landschaftsschutzgebiete in seinem Zuständigkeitsbereich. Zu diesem gehören neben dem Standort Duisburg auch Oberhausen, Bottrop, Essen und Mülheim. Mit Diplom-Landschaftsökologin Christine Kowallik gibt es eine weitere Kraft in der Biologischen Station. Sie hat sich auf Fledermäuse spezialisiert. „Von denen haben wir hier im Landschaftspark sieben nachgewiesene Arten“, weiß Kowallik.

Rautenberg erhebt zudem floristische und faunistische Daten. Diese statistische Erfassung von Tier- und Pflanzenarten wird angereichert von Fotos, die er selbst schießt und deswegen nie ohne seine Digitalkamera loszieht. Auch ein Fernglas gehört zur Stammausrüstung. Seine Forschungsergebnisse und Funde teilt er nicht nur mit Wissenschaftler von Universitäten aus der Region, sondern veröffentlich diese auch in Fachzeitschriften.

Und was wünscht Rautenberg dem Landschaftspark, der in diesem Jahr bekanntlich seinen 25. Geburtstag feiert, zum Silberjubiläum? „Ich hoffe, dass die eingeschlagene Zielrichtung, hier Natur und Industriekultur nebeneinander aufblühen zu lassen, für immer weiterverfolgt wird.“ Und was würde er sich für die Biologische Station wünschen? Da grübelt der Naturfreund kurz und antwortet: „Es wäre toll, wenn hier im Landschaftspark einmal ein Uhu-Pärchen brüten würde.“ Im Januar 2018 sei immerhin schon einmal ein solches Paar gesichtet worden. Doch es zog nach einer kurzen Stippvisite zügig weiter. Vielleicht wir ja eines demnächst mal dort heimisch...

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