Duisburg. Der Online-Supermarkt Picnic kommt nach Duisburg. Start-up verzichtet auf Zustellgebühr. Warum es sich das leisten kann, erklärt Gründer Knaudt.

Die Lebensmittelhändler der Stadt bekommen Konkurrenz: Der schnell wachsende Online-Supermarkt Picnic will ab September auch Haushalte in Duisburg mit Fleisch, Gemüse, Konserven und Drogerieartikeln beliefern. Das Auslieferlager ist nach Informationen unserer Redaktion an der Kulturstraße in Hochfeld geplant. Das Start-up will in Duisburg mit zunächst 20 Auslieferern und 15 Elektrofahrzeugen starten.

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„Wir wollen für Wirbel im Revier sorgen“, hatte Picnic-Gründer Frederic Knaudt Ende Mai im WAZ-Interview angekündigt. Bei seinen Expansionsplänen spiele das Ruhrgebiet eine zentrale Rolle. Nach Bochum und Moers will der Online-Supermarkt nun auch in Duisburg Fuß fassen. Hier sieht das Unternehmen ein Kunden-Potenzial von rund 120.000 Haushalten.

Nach Bochum und Moers ist Duisburg die dritte Stadt

„Angesichts unseres rasanten Wachstums und der riesigen Nachfrage ist Duisburg der nächste logische Schritt”, sagt Knaudt heute. Die Stadt sei das bislang größte Liefergebiet von Picnic in Deutschland. „Wir freuen uns riesig auf Duisburg, weil wir noch in keiner anderen Stadt bereits so viele Anmeldungen vor der Ankündigung hatten“, zeigt sich der Unternehmer im Gespräch mit unserer Redaktion zuversichtlich.

Schon der Start in Bochum vor einigen Wochen hätte seine Erwartungen übertroffen. „Aktuell befinden sich über 5000 Haushalte auf der Warteliste und wir stellen jede Woche neue Fahrer ein, um der Nachfrage hinterherzukommen“, so der 33-Jährige mit Blick auf die Ruhrgebietsstadt.

Picnic-Mitgründer Frederic Knaudt.
Picnic-Mitgründer Frederic Knaudt. © Lars Heidrich / FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

In den Niederlanden gegründet, hat Knaudt den Bringservice im Jahr 2018 nach Deutschland gebracht. Hier steckt das Online-Geschäft mit frischen Lebensmitteln noch in den Kinderschuhen. Nach dem erfolgreichen Start im Kreis Neuss, in Mönchengladbach und Viersen nimmt Picnic seit dem Sommer nun auch das Ruhrgebiet ins Visier. Auslieferungslager – „Hubs“ genannt – gibt es bereits in Bochum und Moers-Hülsdonk. Von dort aus werden Kunden in Rheinhausen beliefert. Nun soll der Rest des Duisburger Stadtgebiets folgen.

Picnic: online „ohne Liefergebühr einkaufen“

Picnic bezeichnet sich selbst als „erstes und einziges Unternehmen im Ruhrgebiet“, das Verbrauchern die Möglichkeit biete, „Lebensmittel online und ohne Liefergebühr einzukaufen“. Große Händler wie Amazon, Rewe und Bringmeister verlangen von ihren Kunden zum Teil Aufschläge für die Lieferung nach Hause. Picnic verzichtet darauf nach eigenen Angaben ganz bewusst.

Das Milchmann-Prinzip

Kunden bestellen über eine spezielle App Obst, Gemüse, Fleisch und Backwaren. Zum Angebot gehören nach Picnic-Angaben auch Produkte regionaler Erzeuger. Die Preise sollen dem Supermarkt-Niveau entsprechen.

Die Auslieferung erfolgt nach dem „Milchmann-Prinzip“. Die von Picnic selbst entwickelten Elektrofahrzeuge kommen entweder am Nachmittag oder am Abend. Über ein Live-Radar auf dem Smartphone können Kunden verfolgen, wann das Auto vor ihrer Tür stehen wird.

„In Deutschland zahlt niemand fünf Euro Liefergebühr“, meint Knaudt. Um darauf verzichten zu können, achte sein Unternehmen auf eine effiziente Logistik. Überdies fielen im Online-Handel keine Kosten für Ladenausstattungen und Mieten an. Und: Picnic müsse im Gegensatz zu stationären Supermärkten deutlich weniger Lebensmittel wegwerfen, weil nur das geliefert werde, was die Kunden auch bestellen.

Picnic-Ware aus Zentrallager der Edeka Rhein-Ruhr in Moers

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Das Start-up hat freilich auch einen starken Partner an seiner Seite. Das Gros der Waren, die online bestellt werden, bezieht Picnic aus dem Zentrallager der Edeka Rhein-Ruhr in Moers. Ende Juni hatten beide Unternehmen ihre Partnerschaft intensiviert. Der Lebensmittelriese und Marktführer in Deutschland hatte mitgeteilt, dass er seinen Anteil an Picnic von 20 auf 35 Prozent erhöhen werde. Das Start-up braucht Kapital, um seine Expansion, die jetzt auch nach Duisburg führt, zu finanzieren.

Dabei unterhält Edeka mit „Bringmeister“ einen eigenen Online-Versender, der aktuell allerdings nur in Berlin, München und Potsdam unterwegs ist. Mit Picnic ist Edeka auf diese Weise auf dem wichtigen Ruhrgebietsmarkt vertreten.