Duisburg. Der neue Verein „City-Wärme“ hilft Obdachlosen, Senioren oder Alleinerziehenden. Eine Mitgründerin vermisst stabile Hilfsstrukturen in Duisburg.
Es seien definitiv mehr Wohnungslose unterwegs als noch vor Jahren, erklärt Bärbel Ebert, und sie muss es wissen. Seit 29 Jahren schon hilft die Wahl-Duisburgerin Obdachlosen und anderen Bedürftigen, jetzt hat sie mit sechs Mitstreitern den Verein „City-Wärme“ gegründet, um Wohnungslosen, Senioren und Alleinerziehenden noch intensiver zu helfen.
„Ich bin jetzt in Rente, deswegen habe ich jetzt mehr Zeit“, freut sich Ebert über die neuen Möglichkeiten. Nun hat der Verein am alten Schäferturm sein Sommerfest gefeiert und für all seine „Schützlinge“ für einen entspannten Sommerabend gesorgt.
Begegnungsstätte liegt zentral in Duisburg
„Unsere Begegnungsstätte liegt ganz zentral in der Innenstadt, das ist auch zwingend notwendig“, weiß Bärbel Ebert. „Viele Menschen, die zu uns kommen, haben kein Fahrgeld und saßen teilweise wegen wiederholten Schwarzfahrens im Gefängnis.“ Da wollten sie eine Fahrt zur Tafel natürlich nicht riskieren, bei „City-Wärme“ können sie zu Fuß vorbeikommen.
„Bei uns gibt es Frühstück und auch eine Kleiderkammer, und jeden Tag eine warme Mahlzeit,“ erklärt die ehrenamtliche Streetworkerin. „Wenn wir zu weit abseits wären, würden uns vor allem auch die Senioren nicht mehr finden.“ In der Begegnungsstätte feiern außerdem auch alle zusammen Nikolaus, Weihnachten oder Ostern, die sieben Gründungsmitglieder haben dafür mittlerweile schon Verstärkung von gut 50 Helfern.
Im Vergleich zu Dortmund, wo Bärbel Ebert früher gewohnt und geholfen hat, sei Duisburg in der Bedürftigenhilfe eher schlecht aufgestellt. „Wir sind hier noch ganz am Anfang, es ist noch ein weiter Weg, bis wir stabile Hilfsstrukturen haben.“
Von jeder Schlafstelle abgewiesen
Erst kürzlich hat Ebert einem 20-jährigen Obdachlosen geholfen, der aus Angst nicht auf der Straße schlafen wollte, aber von jeder Schlafstelle abgewiesen wurde. „Da habe ich ein paar wirklich böse Anrufe gemacht, zum Glück wurde er letztendlich doch aufgenommen“, erinnert sich die Streetworkerin erleichtert. „Auf der Straße zu schlafen, ist die Hölle. Die meisten Leute können sich das überhaupt nicht vorstellen.“
Am Donnerstag gibt es neben duftendem Popcorn, Kaffee, Softdrinks und Kuchen auch eine Menge leckeres Essen. Leberkäse, Currywurst, Nudeln und Kartoffeln haben Metzger Christoph Sieveneck und Martin Sladek vom „Zollhaus“ bereitgestellt, so quatschen die Besucher des Fest, übrigens alle mit VIP-Armband ausgestattet, gemütlich beim Essen über dies und jenes und Gott und die Welt.
Städte sind zur Bereitstellung einer Unterkunft verpflichtet
In Deutschland wird zwischen „freiwilliger“ und „unfreiwilliger“ Obdachlosigkeit unterschieden.
Städte oder Gemeinden sind verpflichtet, ein vorläufiges und befristetes Unterkommen für unfreiwillig Obdachlose zu ermöglichen.
Die Verpflichtung kommt zustande, weil Obdachlosigkeit mehrere „Individualrechtsgüter“ gefährdet, darunter die Garantie der Menschenwürde nach Artikel 1 des Grundgesetzes.
Begleitet werden sie dabei von Tanzmusik von Ex-Viva-Moderator und DJ Mola Adebisi, der als erster Musikact auf der Bühne und hinter den Turntables steht. Später geben sich auch die Musiker Chriss Martin und Mike Baker die Ehre, genauso wie Adebisi übrigens ohne Gage.
Decken, Schlafsäcke und Isomatten werden benötigt
Bärbel Ebert freut sich über die positive Resonanz, denkt aber auch schon wieder an die nächsten Tage. „Wir können immer Unterstützung gebrauchen, wir haben ein PayPal-Konto für Spenden und Decken, Schlafsäcke und Isomatten werden immer gebraucht, egal zu welcher Jahreszeit.“ Im Internet kann man den Verein auf Facebook besuchen und sich über die wichtige Arbeit der Alltagshelden informieren.