Der Künstler Cyrus Overbeck arbeitet in der Alten Brotfabrik in Duisburg-Beeck. Jetzt ist seine Kunst im Hafenstadtteil Ruhrort angekommen.
Sein Duisburger Domizil ist die denkmalgeschützte Alte Brotfabrik in Beeck. Die Alfred-Overbeck-Straße, die an den Gründer der Fabrik erinnert, liegt zwischen A 42 und Thyssenkrupp. Nicht idyllisch gelegen, aber in fast klösterlicher Abgeschiedenheit arbeitet hier der Künstler Cyrus Overbeck, Enkel des Brotfabrikanten. „Hierher kommen Sammler“, sagt der 49-Jährige.
Erst war der Verlag, dann der Buchladen und jetzt die Mercator-Galerie
Jetzt muss man nicht mehr nach Beeck fahren, um ein Werk von Overbeck in Duisburg zu erstehen. Im benachbarten Ruhrort an der Horst-Schimanski-Gasse haben Jutta und Susanne Nagels im Erdgeschoss ihres Mercator-Verlags die Mercator-Galerie eingerichtet. Die wird zwar offiziell erst am 15. November eröffnet, der Betrieb ist aber bereits angelaufen. Neben dem Eingangsbereich und der im Dezember 2017 eröffneten, nur 22 Quadratmeter kleinen Buchhandlung, können auch der Veranstaltungsraum und weitere Nebenräume als Galerie genutzt werden. „Etwa 120 Quadratmeter“, sagt Jutta Nagels.
Die Idee entstand, als Autor Thorsten Fischer anbot, für das nächste Duisburger Jahrbuch – Standardwerk des Mercator-Verlags – ein Porträt über Cyrus Overbeck zu schreiben. Der Künstler entwickelte dann mit Jutta Nagels das Galerie-Konzept. „Wir fangen immer klein an“, sagt Jutta Nagels. Der Buchladen habe sich inzwischen in Ruhrort etabliert, wird sowohl von den Einheimischen im „Kreativquartier“ als auch von der wachsenden Zahl von Touristen besucht. Jetzt werden hier, vorerst ausschließlich als Vertretung von Cyrus Overbeck, Originalgrafiken ab 25 bis 4000 Euro angeboten.
Cyrus Overbeck denkt groß, erinnert sich an die legendäre Buchhandlung Atlantis gegenüber dem Duisburger Hauptbahnhof. Die Verbindung von Literatur, Kunst und klassischer Musik inklusive Café, wie sie Kurt Selbiger gepflegt habe, „war mein Paradies“, sagt Overbeck. Über Selbiger habe damals Eva Pankok, Tochter des bekannten Malers Otto Pankok, kennen gelernt. Und gespürt, das Kunst über alle Grenzen hinweg verbinde. „Die Grafik hat mich seither nicht mehr losgelassen.“ Diese Atlantis-Tradition greife nun die Mercator-Galerie auf.
„Ich will Menschen für Kunst und demokratischen Dialog begeistern“, sagt Cyrus Overbeck, den die großen Fragen der Gegenwart bewegen und der seine Kunst als politischen Appell versteht. Vor allem besorgt ihn, dass die Erinnerung an die Gräuel der Nazi-Zeit verblassen könne und der Rechtsextremismus Deutschland erneut in eine Katastrophe stürzen könne. Das können schneller passieren als der Klimawandel, sagt er mit Blick auf die Schüler-Bewegung „Fridays for Future“. Nur humanistische Bildung könne gegen Nationalismus und Populismus helfen. Dazu gehörten die Kunst und die Künstler, deren Aufgabe es sei, immer wieder auf solche Gefahren hinzuweisen.
Serielle Unikate
„Serielle Unikate“ nennt Cyrus Overbeck seine Arbeiten. Er druckt keine Auflagen, sondern „der zweite Druck ist schon anders als der erste“. Im Eingang der Mercator-Galerie zeigt er Mercator-Porträts in unterschiedlichen Druckstadien und Kleinplastiken in Bronze, er kombiniert Holzschnitt mit Siebdruck oder auch Malerei und Druck. Die Motive sind gegenständlich – Porträts, Vögel, Körper – und zumeist kräftig koloriert. Dabei bringt Overbeck auch Motive zusammen, zwischen denen viel Zeit liegt. „Liebevolle Irritationen“, nennt er das. „Ich will Menschen für Kunst begeistern, die vorher nicht wussten, dass sie sich der Kunst nähern.“
Die Mercator-Galerie an der Dammstraße 25 hat geöffnet montags bis donnerstags von 10 bist 16 Uhr. Die offizielle Eröffnung ist geplant für den 15. November. Info: www.mercator-galerie.de. Die nächste Ausstellung von Cyrus Overbeck ist in der Kirche St. Joseph am Dellplatz unter dem Titel „The War – Die weinende Maria“ vom 5. bis 20. Oktober zu sehen.