Duisburg. Immer weniger Menschen sind Mitglied in der evangelischen und katholischen Kirche. So legen sich die Kirchen ins Zeug, um Mitglieder zu halten.
Die Zahl der Kirchenmitglieder, gleich ob katholisch oder evangelisch, sinkt seit Jahren kontinuierlich. 2018 Jahr sind allerdings überdurchschnittlich viele aus der katholischen Kirche ausgetreten - dies geht aus einer Statistik hervor, die die Bistümer Essen und Münster nun herausgegeben haben. Zuletzt waren stadtweit nur noch 133.033 Personen katholisch. Zum Vergleich: 2010 waren es noch 151.230 Duisburger. Das Bistum Essen führt die Austrittszahlen unter anderem auf die Diskussion um Missbrauchsfälle zurück.
Ein ähnliches Bild auch bei den Protestanten: Die Zahl sank von 126.861 Personen im Jahr 2010 auf 111.865 im Jahr 2017, so der aktuellste vergleichbare Wert. „Allerdings spielen die Austritte keine große Rolle. Es gibt wesentlich mehr Sterbefälle als Taufen“, fasst Rolf Schotsch, Sprecher des evangelischen Kirchenkreises Duisburg die Zahlen zusammen.
Sollte doch einmal jemand austreten, sammelt die evangelische Kirche auf ihrer Internetseite anonym die Gründe dafür. „Mehr als 95 Prozent geben finanzielle Gründe für den Austritt an“, weiß Schotsch. Superintendent Armin Schneider zitiert eine Studie, die die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Auftrag gegeben haben. „Die meisten Kirchenaustritte gibt es bei Menschen zwischen 20 und 30. Dann haben sie ihre Ausbildung beendet und sehen, was sie an Steuern zahlen.“ Die Zeiten, in denen die Kirche der Mittelpunkt einer Stadt war, seien längst vorbei.
Ausdruck pluralistischer Gesellschaft
Der Vorsitzende des Duisburger Stadtkatholikenrats, Daniel Wörmann, kann dies bestätigen: „Die Austrittszahlen sind Ausdruck einer immer stärker werdenden pluralistischen Lebensform in unserer Gesellschaft. Die Menschen haben keine traditionelle Bindung mehr an Religion und Glaube, auf die sich Kirche früher einfach verlassen konnte. Allein deshalb werden die Zahlen der Katholiken in Duisburg sicherlich auch in Zukunft noch weiter zurückgehen.“
Um auf den Mitgliederschwund zu reagieren, haben sich die Pfarreien bereits einen Sparkurs verordnet. Im so genannten Pfarreientwicklungsprozess sind die Gemeinden gezwungen, darüber nachzudenken, welche Kirchen und Standorte sie erhalten wollen und von welchen Angeboten sie sich trennen. Dies hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu Enttäuschung und Frust an der Basis geführt.
In einigen Gemeinden wie zum Beispiel in Röttgersbach, haben Laien die Aufgabe übernommen, Wortgottesdienste zu halten oder sie arbeiten ehrenamtlich als Küster. „In die Entwicklung sind bereits schwindende Mitgliederzahlen eingerechnet“, betont Markus Borzymski, Pastoralreferent der Großpfarrei St. Liebfrauen. Er begleitet den Pfarreientwicklungsprozess. Die Bistümer passen zudem die finanziellen Zuweisungen erst alle fünf Jahre an. 2020 müssten demnach die Zuschüsse sinken. „Kann sein, dass uns das dann nächstes Jahr das Genick bricht. Wir wollen die Zahlen nicht schönreden, aber bisher haben wir auch von den steigenden Löhnen profitiert, das hat die sinkenden Einnahmen kompensiert“, so Borzymski.
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Schlabberlatz als Begrüßungsgeschenk
Die evangelische Kirche hat bereits ein „Mitgliederbindungsprogramm“ entwickelt. So bekommt jedes Paar zur Geburt seines Kindes einen Schlabberlatz als Begrüßungsgeschenk und später nochmal zum dritten Geburtstag eine Aufmerksamkeit. „Auch die Tauffeste sind eine geeignete Möglichkeit, Personen zu erreichen“, meint Superintendent Schneider. Neulich hatte er Dienst in der Kircheneintrittsstelle. Fünf Personen kamen vorbei, um wieder Mitglied zu werden. „Das passiert nicht oft, macht aber Hoffnung.“