Duisburg. Sebastian Ackermann, bislang Vorsitzender der Duisburger Jusos, hat die SPD verlassen. Er schließt sich den Grünen an und übt harsche Kritik.
Die Duisburger SPD verliert ihren Juso-Vorsitzenden: Sebastian Ackermann hat die Partei verlassen. Er hat sich bereits den Grünen angeschlossen, wie er selbst am Freitagmorgen auf Facebook und im Gespräch mit unserer Redaktion mitteilte (zunächst berichtete die Rheinische Post).
„Die SPD Duisburg ist leider allzu festgefahren in ihren Strukturen und Ansichten“, begründet Ackermann seinen Schritt. „Unbedingter Machterhalt bei völliger Profillosigkeit gepaart mit maximalen Konservatismus sitzen zu fest in dieser Partei.“ Das sei „ein Graus für jeden Progressiven und Querdenker.“ Die Duisburger Jusos nimmt er von dieser Kritik ausdrücklich aus. Für die Nachwuchsorganisation habe er sehr gern „alles mögliche gegeben. Aber es hat nicht gereicht.“
„SPD Duisburg will nicht ins 21. Jahrhundert“
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„Ich habe dafür gekämpft, dass die Duisburger SPD im 21. Jahrhundert ankommt“, sagt Ackermann. Aber die Partei wolle das nicht, so der 32-Jährige. Beispielhaft nennt er das Umweltthema, das die Duisburger SPD nicht ernsthaft angehe. „Die letzte Entscheidung im Stadtrat ist da absolut idealtypisch“, schimpft Ackermann. Er meint damit den von SPD und CDU gemeinsam abgelehnten Ausruf des Klimanotstands für Duisburg. Über den Begriff lasse sich zwar streiten, so Ackermann, was seine ehemalige Partei aber als Kompromiss präsentiert habe, sei ein Witz: „Nichts Neues und vor allem kein echter Klimaschutz.“
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Das Thema Umweltschutz spiele in der SPD Duisburg keine Rolle, ärgert sich der Ex-Juso-Chef. Gerade in der Debatte um die Baumschutzsatzung sei das sehr deutlich geworden. „Außer den Jusos hat sich keiner aus der Partei mal bei Fridays for Future blicken lassen. Es gibt in der Partei kein ehrliches Interesse daran, sich mit dem Thema Umweltschutz auseinander zu setzen. Es geht nur darum, sich im Hinblick auf die kommende Kommunalwahl noch ein paar Stimmen zu sichern“ , übt Ackermann deutliche Kritik an der SPD.
Im Klinsch mit der SPD-Parteispitze
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Obgleich die SPD nach jedem schmerzhaften Wahlergebnis in den vergangenen Jahre beteuert hätte, sich hinterfragen, ändern und öffnen zu müssen, sei das in Duisburg bis heute nur „Gerede“, so Ackermann. Wann immer die Jusos Diskussionen, etwa zur Verstaatlichung des Gesundheits, Kommunikations- oder Mobilitätswesens, gemacht hätten, seien sie von der Parteispitze einfach kleingemacht und weggewischt worden, behauptet Ackermann. „Das ist weltfremd und zu radikal“, seien „Totschlagargumente“ gewesen, die er immer wieder vom Parteichef und Ex-Innenminister Ralf Jäger, vom Fraktionsvorsitzenden Bruno Sagurna und von SPD-Geschäftsführer Jörg Lorenz zu hören bekommen habe. Letzteren bezeichnet Ackermann als seinen „persönlichen Widersacher“, der „jetzt bestimmt die Sektkorken knallen lässt“.
So reagiert die SPD Duisburg
Sarah Philipp, Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der Duisburger SPD, bemüht sich im Gespräch mit unserer Redaktion, die Wogen zu glätten. Es sei schade um jeden, der die Partei verlasse. Schließlich sei man ja wegen der selben Ideale einst eingetreten, aber wenn Sebastian Ackermann sich so entschieden habe, dann sei das halt so, so Philipp. Die 36-Jährige kann die Kritik Ackermanns nicht nachvollziehen. „Wir haben in den vergangenen Monaten einiges bewegt, haben zum Beispiel eine Kommission einberufen, die sich um die nötige Strukturveränderung in der SPD kümmert. Ich verstehe, dass das einigen vielleicht zu langsam geht, aber das ist ganz normal. Die SPD Duisburg ist ein großer Laden. Da brauchen Veränderungen etwas“, sagt Philipp.
Auch die Grundsatzkritik Ackermanns an der politischen Agenda der SPD kann die stellvertretende Parteivorsitzende nicht nachvollziehen: „Man muss für seine Ideen nun mal Mehrheiten gewinnen, das ist demokratisch“, sagt Philipp in Anlehnung auf Ackermanns Vorwurf, die SPD Duisburg verschließe sich seinen Themen.
Reaktion der Duisburger Jusos
Die Jusos in Duisburg nahmen Ackermanns Entscheidung mit Bestürzung auf und dankten ihrem ehemaligen Vorsitzenden dafür, dass er ein Kompass gewesen sei und viele Veränderungen vorangetrieben habe. „Trotzdem wollen wir deutlich Abstand von der inhaltlichen Diskussion nehmen. Die selbstkritische Auseinandersetzung über die eigenen Strukturen und die eigene parteipolitische Ausrichtung ist ein Diskurs, der nicht in die Öffentlichkeit gehört. Wir begrüßen Debatten über strukturelle Neuausrichtung, aber distanzieren uns bestimmt davon, diese öffentlich zu führen“, erklärten die Jusos. Die Ausgestaltung der Duisburger SPD sei eine Angelegenheit der Parteimitglieder und nicht der breiten Masse.
Ereignisreiche und intensive Jahre
Seine sieben Jahre bei den Sozialdemokraten, davon dreieinhalb im Vorstand der Jusos und 18 Monate als deren Vorsitzender, bezeichnet Sebastian Ackermann als „ereignisreiche und intensive Jahre“. Den Grünen dankt er für die herzliche Aufnahme: „Ich freue mich fortan –als selbstverständlich einfaches Mitglied- die Zukunft in konstruktiver und transparenter Atmosphäre gestalten zu dürfen.“