Duisburg. Der Duisburger Zoo feiert mit den Koalas eine Erfolgsgeschichte. Sie sind Publikumslieblinge. Die heikle Zucht der bedrohten Beuteltiere gelingt.
Der Oh-wie-süß-Effekt stellt sich sofort ein, als die beiden Koalas zur Feier des Tages ins Außengehege getragen werden. Puschelige Ohren, Knopfaugen und ein graues, flauschiges Fell: Am liebsten würde man sie sofort auf den Arm nehmen, so wie es Zoo-Vorstandsvorsitzende Astrid Stewin und Koala-Revierleiter Mario Chindemi dürfen.
Er ist der Mann, der die Duisburger Koalas so gut kennt wie kein anderer. 25 Koalas hat er von der Zeugung über die Geburt noch im Embryo-Stadium und die sechsmonatige Reifung im Beutel bis hin zum zweijährigen erwachsenen Tier verfolgt. Er hat mitgeschrieben an „dieser Erfolgsgeschichte“, so Astrid Stewin, zu der sich die Koala-Zucht in 25 Jahren am Kaiserberg entwickelt hat. Von den acht Zoos, die in Europa Koalas halten, ist der Duisburger der erfolgreichste bei der Zucht der bedrohten Beuteltier-Art.
Die Einzelgänger führen eine verdecktes Leben
Dabei sind die Einzelgänger bei der Vermehrung durchaus heikel. „Sie führen ein verdecktes Leben“, sagt Chindemi. Man müsse sie schon sehr genau beobachten, um herauszufinden, ob sie paarungswillig sein, wenn nicht, „können sie auch fest zubeißen“. Davor hat das neue Männchen, das aus Schottland nach Duisburg gekommen ist, offenbar eine Heidenangst. „Die Highland Games gewinnt der nicht“, verrät Chindemi. Wenn er in die Nähe eines Weibchens komme, „rennt er um sein Leben“.
Ein Weibchen ist sehr wahrscheinlich tragend
Also sorgt der erfahrene Irwin, der als Zuchtmann zehn Kilo auf die Waage bringt, für Nachwuchs. Der letzte wurde Ostersonntag geboren und soll im Dezember begrüßt werden können, hofft Chindemi, dass nichts schief geht. Immerhin – den Weg in Mamas Beutel hat der rosige, bohnengroße Nachwuchs schon geschafft. Das ist die erste Klippe, die ein Mini-Koala nehmen muss. Anders als in der Natur wird im Zoo auch mal nachgeholfen, wenn das Kleine runterfällt. Die Pfleger notieren den Tag der möglichen Zeugung, und nach 30 bis 35 Tagen weiß man, dass es so weit sein müsste. Gibt es Bewegung im Beutel? Sonst „kriechen wir über den Boden, um es zu finden“, sagt Chindemi.
Nach sechs Monaten mundet Koalas der Eukalyptus
In seinen Beutel-Monaten ernährt sich das Baby von Milch, dann wird es von der Mutter zum Auszug gedrängt und an Eukalyptus gewöhnt. Nichts anderes fressen Koalas, und auch das macht ihre Haltung kompliziert. Rund zehn Prozent des eigenen Körpergewichts frisst ein Koala täglich, und es müssen frische, junge, zarte Blatttriebe sein. So benötigt der Zoo jährlich rund zehn Tonnen frischen Eukalyptus. Der kommt in guten Sommern wie diesem mit Hitze und viel Sonne von der eigenen Plantage.
Die frischen Blätter landen am Flughafen Düsseldorf
In der übrigen Zeit übernimmt der Flughafen Düsseldorf die Versorgung. Jede Woche gibt es drei Direktverbindungen zwischen dem 7600 Kilometer entfernten Miami und Düsseldorf, so erreicht der frisch geerntete Eukalyptus die Koalas in schmackhaftem Zustand. „Wir freuen uns sehr, unseren kleinen Teil zu dieser besonderen Erfolgsgeschichte beitragen zu können“, so Flughafen-Geschäftsführer Thomas Schnalke, der am Dienstag mit Arbeitsdirektor Michael Hanné nach Duisburg gekommen war. Sie haben außerdem für das zweieinhalbjährige Koalaweibchen Goonie eine Patenschaft übernommen. Diese Unterstützung sei „eine Herzensangelegenheit“ und werde weiter gehen, so Schnalke.
Die Geschichte begann 1994 mit Kambara und Blinky Bill
Die Duisburger Koala-Geschichte hat 1994 mit dem Umbau der alten Heuscheune im Zoo zum Koalahaus begonnen. Um den Neuankömmlingen Kambara und Blinky Bill aus San Diego gute klimatische Bedingungen bieten zu können, wurde eine Klimatechnik eingebaut, die seitdem für eine konstante Wohlfühltemperatur von 23 bis 24 Grad sorgt. Heute gilt der Zoo als Zucht- und Kompetenzzentrum und führt das Europäische Erhaltungszuchtprogramm für die Beuteltiere.