Die Uni Duisburg-Essen hat beim „Small Business Management“ drei Geschäftsideen ausgezeichnet. Eine setzt virtuelle Realität gegen Angst ein.

Manche Ideen sind so einleuchtend, dass man vielleicht nicht darauf kommt, sie noch zu denken. Zum Beispiel einen naturwissenschaftlichen Experimentierkasten für Grundschulkinder, der auch noch bezahlbar erscheint. Ein Team um den Chemieprofessor Sebastian Schlücker entwickelte den „Kasten“ mit gut 40 Versuchen zum Leasen. Und gewann mit der Gründeridee den dritten Preis beim alljährlichen Duisburger Wettbewerb Small Business Management (SBM).

28 Ideen eingereicht

Innovativ? Ja, denn im Gegensatz zu den existierenden Baukästen der Schulverlage ist er als „Leihgabe“ günstiger und kann von Förderkreisen eher gesponsert werden. Ein Vorteil, den Roland Grzeschick und Vi Tran, Mitarbeiter am Lehrstuhl für physikalische Chemie, gerade für strukturschwache Stadtteile und ihre Schulen sehen. Im vermögenden Essener Süden ist er just an verschiedenen Schulen gelandet, doch das Team schielt auch in den Norden, wo er die Naturwissenschaft befördern soll.

Die Geschäftsideen, mit denen sich Wissenschaftler beim Projekt „Small Business Management“ (SBM) – der Initiative von Universität Duisburg-Essen und Wirtschaftsförderung GfW – in diesem Jahr beworben haben, sind facettenreich ausgefallen. 40 Teilnehmer haben 28 Ideen zu standfesten Geschäftsmodellen ausgearbeitet. Nur drei aber konnten im Wettbewerb gewinnen. Zur Preisverleihung kamen sie im Tectrum zusammen.

Preisverleihung beim Gründerwettbewerb Small Business Management im Tectrum.
Preisverleihung beim Gründerwettbewerb Small Business Management im Tectrum. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Den zweiten Rang erhielt ein Beitrag, der Unternehmen im Klimawandel noch mehr hilft: Nicolas Witte-Humperdinck, Florian Nigbur, Christian Thommessen und Jan Scheipers können Firmen mittels einer Simulation gezielt beraten, wo und wie sie Wärmeenergie in ihrem Unternehmen erzeugen, speichern, verteilen – und vor allem sparen können.

Energieberatungen gibt es zwar viele, sagen sie, aber ihren Vorteil sehen die jungen Wissenschaftler in ihrem Know-how von der Erzeugung bis zur Speicherung, und auch in der Simulation selbst. „Wir können exakte Bedingungen etwa in einer kritischen Winterwoche zeigen und entsprechend ein maßgeschneidertes Energiekonzept erstellen.“ Vorzugsweise mit erneuerbaren Energien wie Wärmepumpen oder Solarthermie.

Vor diesen beiden Wettbewerbsbeiträgen zu Bildung und Energiewende konnten sich Christopher Kremzow-Tennie und Dennis Pohl platzieren. Ihre Geschäftsidee verbindet die Virtuelle Realität (VR) – in diesem Fall: VR-Brillen, die Anwender in eine künstliche Welt eintauchen lassen – mit Unterhaltung verbindet.

Die Mittzwanziger haben ihre Erfahrung am Lehrstuhl für Entertainment Computing von Prof. Dr. Maic Masuch (UDE) und in der medizinischen Verwendung von virtueller Realität gesammelt. „In der Medizin kann VR dabei helfen, Phobien vor Spinnen oder vor dem MRT zu behandeln“, sagt Kremzow-Tennie. Ihnen aber schwebt ein Spiel im Kopf, bei dem man wie ein Gott in einer postapokalyptischen Welt das Überleben eines Dorfes sichern muss.

„Es wird eine Mischung aus Aufbaucomputerspielen wie ,Die Siedler’ und ,Populous’“, erläutert Dennis Pohl. Die Besonderheit: Man sitzt nicht außen vor dem Bildschirm, sondern ist dank Brille mittendrin. Erscheinen soll das Spiel auf dem PC, weil dieser, im Gegensatz zu Konsolen, leichter zugänglich ist – gerade, was die Lizenzierung und den Vertrieb eigener Spiele betrifft.

Sieben Monate haben die 40 Teilnehmer in den SBM-Kursen und mit Hilfe der Wirtschaftsförderung GfW, IHK, Sparkasse und Volksbank ihre Idee schärfen können. „Uns hat SBM sehr geholfen, unsere Vorstellungen auf eine Geschäftsebene zu bringen“, bestätigt Pohl.

Gewinner erhalten ein Büro als Starthilfe

Als Preis erhalten der erster und zweiter Sieger ein Büro im Duisburger Tectrum für zwölf beziehungsweise sechs Monate. Für die Klimaretter und die Gamer eine ideale Starthilfe, um Firmen in eine repräsentative Umgebung einladen zu können statt privat nach Hause. „Das macht eine Menge aus“, glaubt Nicolas Witte-Humperdinck.

Was dem Game-Projekt allerdings noch fehlt, ist Expertise beim Sound. „Da können wir vielleicht helfen“, sagt Annegret Angerhausen-Reuter, Sprecherin der Wirtschaftsförderung GfW Duisburg. Wer mit seiner Gründungsidee beim SBM mitmischt, kann sich beim regelmäßigen Gründer-Treff austauschen. Dort, stellt die Sprecherin in Aussicht, gibt es auch Musikspezialisten.