Duisburg. Beim Doppelkonzert der Reihe „Mercator Jazz“ gastierten Accordion Affairs und Talking Horns am Duisburger Dellplatz. Abend beginnt mit Tango.
Bevor Richard Galliano mit seinem faszinierenden Akkordeon-Spiel zum gefragten Star der internationalen Jazzer wurde, spielte sein Instrument in dieser Szene kaum eine Rolle. Mit Jörg Siebenhaar leiht dem deutschen Trio Accordion Affairs nun aber auch schon seit einigen Jahren ein hochkarätiger Akkordeon-Virtuose seine musikalische Stimme, die stilistisch über Tango und Musette weit hinausgeht.
Zur Band gehören weiterhin der exzellente Bassist Konstantin Wienstroer sowie Schlagzeuger und Konzert-Organisator Peter Baumgartner. Veranstalter Eckart Pressler, der seine drei Freunde vor einiger Zeit auch schon im Säulen-Konzert bekannt machte, präsentierte die Accordion Affairs nun erstmals in der Reihe „Mercator Jazz“.
Wunderbar schräges Spiel
Im gut besuchten Konzert, das aus organisatorischen Gründen ausnahmsweise im Grammatikoff am Dellplatz stattfand, war mit den Talking Horns ein weiteres prominentes Ensemble zu Gast. Die Nachfolge-Band der 1993 von Norbert Stein gegründeten Pata Horns mit heute Andreas Gilgenberg, Bernd Winterschladen, Stephan Jochen Schulze und Achim Fink präsentiert mit wunderbar schrägem, aber auch melodiösem Spiel „Geschichten aus dem Bläserwald“, so auch der Titel ihrer jüngsten CD-Aufnahme.
Dies ist ein ungewöhnlich besetztes Quartett, dessen Mitglieder als große Könner auf unter anderem der Posaune, diversen Saxofonen, der Tuba und auf der Bassklarinette ganz viel Luft für einen höchst dynamischen Sound haben. Das gut gelaunte Publikum genoss ein stilistisch vielfältiges Doppel-Konzert mit Festival-Charakter.
Den Abend eröffnete das Trio um den blinden Jörg Siebenhaar, der das Kunststück fertig bringt, sehr virtuos mit dem Akkordeon und dem Piano im spieltechnischen Dialog gleich auf zwei Instrumenten zu glänzen. Begonnen wurde mit dem mediterranen Tango-Klassiker „Laurita“ von Richard Galliano. Eine Komposition voller Melancholie und eine Hommage an den großen Meister auf dem Akkordeon.
Erinnerung an die goldenen Zeiten des Keyboards
Es folgte „Don Quixote“, ein kleines Meisterwerk des Bassisten Charles Fambrough, bei dem Siebenhaar an die goldenen Zeiten des Keyboards und an die 70er Jahre erinnerte. Weiter ging es mit einer Reise in den Orient. Mit einem Traditional aus der Türkei lud das Trio zu einer Reise durch 1001 Nacht ein. Mit „Elle“ kam das konzentriert lauschende Publikum dann in den Genuss des CD-Titelstücks, einer Jazzballade, die hier zu einer blumigen und sehr atmosphärischen Lounge-Nummer wird.
Konstantin Wienstroer am Bass und Peter Baumgärtner am Schlagzeug, der mit „C“ auch eine sehr gelungene Eigenkomposition vorstellte, setzten rhythmisch starke Akzente. So auch beim Miles-Davis-Klassiker „Teo“. Verabschiedet wurde das Trio mit ganz viel Beifall.
Nach der Pause hatten die Talking Horns viel Atem
Mit einer süffigen Mischung aus New-Orleans-Brass und melodiösen Mainstream-Collagen beschritten nach der Pause die Talking Horns die Pfade des Jazz. „Uns hilft die Kraft des Atems“, betonte Bernd Winterschladen und entschuldigte damit das Fehlen von Bass und Schlagzeug, die man aber nicht vermisste. Die vier Herren bewiesen hier mit großer Spielkunst Humor, Hintersinn und Liebe zum Wortspiel. Songs wie „Pelle Melle“, der das Chaos auf dem Schreibtisch schildert, sowie das heimatliche „Neun Kölsch“ bereiten viel Freude.
Dann kam es noch zu einer Session mit den drei Kollegen von den Accordeon Affairs und einer rhythmischen Verneigung vor der musikalischen Magie des schwarzen Kontinents. Zum Schluss wurde der Bandkollege Stephan Schulze mit dem schönen Song „Schnulze für Schulze“ geehrt. Es war eine Werbung für den Jazz.
Die Besucher im Grammatikoff feierten dieses gelungene Doppel-Konzert der Mercator-Jazzer mit reichlich Applaus.