Duisburg. In Duisburg sind 250 Lehrerstellen unbesetzt, insgesamt fallen pro Woche 6790 Schulstunden aus, rechnen Gewerkschaft GEW und Stadtelternschaft.

Der Lehrermangel in Duisburg nimmt immer ernstere Züge an. Nach Berechnungen der GEW auf der Grundlage einer Abfrage in allen Schulen, sind zum Ferienbeginn 250 Lehrerstellen unbesetzt. Besonders Grundschul- und Sonderpädagogen fehlen. „Zum Beginn des Schuljahres 1919/20 wird es an dieser Situation allenfalls noch kosmetische Verbesserungen geben“, sagte die GEW-Vorsitzende Tanja Junkers bei einem gemeinsamen Pressegespräch der Gewerkschaft mit der Stadtelternschaft EDUS.

Schulen des gemeinsamen Lernens besonders betroffen

Der Mangel werde vor allem die Schulen des gemeinsamen Lernens treffen, die eine zunehmende Zahl von Kindern mit Förderbedarf aufnehmen. Das sind fast alle Gesamtschulen, außerdem einige Realschulen und eine Sekundarschule. Ihnen wurden von der Bezirksregierung zwar Stellen für Sonderpädagogen zugewiesen, deren Besetzung scheitert aber am Mangel an Bewerbern. Das krasseste Beispiel: An einer Gesamtschule seien gleich sechs Stellenausschreibungen leergelaufen.

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Der Landesregierung werfen die Gewerkschafter vor, den Landeshaushalt auf Kosten der Bildung zu sanieren. „Allein in Duisburg spart das Land pro Monat eine Million Euro durch die unbesetzten Stellen“, rechnet der stellv. GEW-Vorsitzende Rüdiger Wüllner.

Ilka Heipcke (EDUS) Rüdiger Wüllner und Tanja Junkers (beide GEW, von links) warnen vor den Folgen des Lehrermangels an den Duisburger Schulen.
Ilka Heipcke (EDUS) Rüdiger Wüllner und Tanja Junkers (beide GEW, von links) warnen vor den Folgen des Lehrermangels an den Duisburger Schulen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Der Mangel gehe zunehmend des Unterrichtsangebots in den Schulen, warnt Ilka Heipcke, Vorsitzende der Stadtelternschaft EDUS. Vor allem in den Bereichen Inklusion und Integration sei die Lage dramatisch. „Insgesamt fallen pro Woche 6790 Stunden aus. Vor allem die Deutsch-Förderung, die für viele Kinder in dieser Stadt sehr wichtig ist, kann vielerorts gar nicht mehr stattfinden. Oft kann nur noch die Mindeststundentafel abgedeckt werden.“

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Entgegen der Bedenken von NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) fordert die Gewerkschaft erneut, von der Möglichkeit schulscharfer Bewerbungen abzurücken und Junglehrer nach dem Ende des Referendariats dorthin zuzuweisen, wo die Not am größten ist. „Ich kann nicht erkennen, warum das nicht funktionieren soll“, sagt Martin Fey, Koordinator der Duisburger Schulformsprecher. „Solche Zuweisungen hat es bis in die 1990er Jahre bereits gegeben.“ Die Auswahl der Bewerber in die Eigenverantwortlichkeit der Schulen zu übertragen, sei „nur so lange eine gute Idee, wie es auch eine ausreichende Zahl von Bewerbern gibt.“

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Es sei deshalb an der Zeit, schnell zu einem neuen System zu wechseln. Martin Fey: „Der Mangel wird bis zum Ende des nächsten Jahrzehnts erhalten bleiben. Das weiß auch die Regierung. Wenn jetzt nichts passiert, verlieren wir eine ganze Schülergeneration.“

Außerdem müsse die Verbeamtung von Lehrer der Sekundarstufen, die an Grundschulen unterrichten wollen, vereinfacht werden. Derzeit werden sie nur als Angestellte beschäftigt und schlechter bezahlt. Auch der Zugang für Seiteneinsteiger, müsse erleichtert werden. „Warum sollen nur Künstler, Musiker und Sportler an Grundschulen unterrichten, nicht aber Germanisten, Biologen und Mathematiker, die diesen Beruf für sich entdecken“, fragt Tanja Junkers. Wichtig sei es, sie berufsbegleitend pädagogisch zu qualifizieren, damit sie als vollwertige Lehrkräfte einsetzbar sind und auch so bezahlt werden können.

Die Ideen der Gewerkschaft

Für die Linderung der Not fordert die GEW einen Mix von Maßnahmen.

So sollen Junglehrer nach einem Sozialindex Stadtquartieren mit besonders großem Bedarf zugewiesen werden. Dort könnten den Kollegien Zuschläge gezahlt werden.

Seiteneinsteiger sollen schnell pädagogisch qualifiziert werden, dass sie als vollwertige Lehrer eingesetzt werden können. Die Städte könnten mit Vergünstigungen einen Anreiz schaffen, indem sie etwa Wohnungen und ÖPNV-Tickets zur Verfügung stellen.